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«Wenige Pferde haben viele Würmer»

Viele Pferde werden standardmässig entwurmt. Das ist nach heutiger Erkenntnis falsch. Nur etwa 8 Prozent der Kotprobenbefunde erwachsener Pferde haben eine Behandlungsempfehlung zur Folge.

 

Viele Pferde werden standardmässig entwurmt. Das ist nach heutiger Erkenntnis falsch. Nur etwa 8 Prozent der Kotprobenbefunde erwachsener Pferde haben eine Behandlungsempfehlung zur Folge.

Pferde werden oft vorbeugend mehrmals jährlich entwurmt. Davon rät Hubertus Hertzberg, Parasitologe an der Vetsuisse-Fakultät Zürich, aber ab. Eine Analyse von Kotbefunden und Haltungsbedingungen hat gezeigt, dass beim Pferd das bisher praktizierte unspezifische Entwurmen nicht mehr angebracht ist. «Besser ist, die Pferde selektiv zu entwurmen, dies vor allem aufgrund der Resistenzproblematik bei Kleinen Strongyliden und  Spulwürmern. Diese nimmt bedenklich zu.» 

Meist bei jungen Pferden

Nun liegen umfangreiche Erkenntnisse dieser neuen Vorgehensweise vor, bei der der Medikamenteneinsatz erst nach einer Kotuntersuchung erfolgt. «Das Wurmspektrum beim Pferd hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Die Kleinen Strongyliden, auch kleine Palisadenwürmer genannt, sind die aktuell häufigsten Parasiten des Pferdes.» Vor allem ein- bis vierjährige Pferde sind von stärkerem Befall betroffen; aber auch erwachsene Pferde können sich ein Leben lang infizieren. Beim ausgewachsenen Pferd sind klinische Symptome allerdings sehr selten.

Die Kotuntersuchung, die Hertzberg propagiert, hat eine Sensitivität von 50 Eiern pro Gramm Kot. Entwurmt wird das erwachsene Pferd erst dann, wenn die Eiausscheidung einen gewissen Schwellenwert überschreitet. «Diese Strategie verfolgt das Ziel, einen möglichst grossen Teil der Parasitenpopulation vom Selektionsdruck durch die Wurmmittel fernzuhalten», erklärt der Parasitologe, «dazu gehören neben den Parasiten im Darm des Pferdes auch die Larvenstadien im Weidegras.»

Raufutter

Anders ist die Situation bei den problematischeren Grossen Strongyliden und den Spulwürmern. Hier wird entwurmt, wenn ein Befall nachgewiesen wurde, unabhängig von einem Schwellenwert.

Die Kotuntersuchung allein bietet aber nicht genug Hinweise für oder wider eine Entwurmung. Bei der Analyse des Tierarztes müsse auch die Haltung des Pferdes betrachtet werden, vor allem die Dauer des Weideaufenthaltes und der Anteil Weidegras an der Fütterung: «Je mehr Raufutter auf der Weide aufgenommen wird, desto grösser ist das Risiko von Strongyliden-Infektionen. Durch eine abwechslungsweise Weidenutzung von Pferden und Rindern kann dieses Risiko wieder abgeschwächt werden.» 

Bei 92 Prozent unnötig

Dass eine Entwurmung in den meisten Fällen nicht nötig ist, ergaben Untersuchungen, die am HealthBalance-Tiergesundheitszentrum in Niederuzwil SG durchgeführt wurden. Unter der  Leitung von Hertzberg konnte über den Zeitraum von 2013 bis 2018 im Rahmen des Parasiten-Monitorings für Pferdebestände gezeigt werden, dass bei 91,5 Prozent der insgesamt fast 14'000 untersuchten Proben der Befund unterhalb des Schwellenwertes für eine Behandlung liegt.

Hertzberg ordnet das wie folgt ein: «Nur sehr wenige erwachsene Pferde, die nach dem herkömmlichen Schema eigentlich für eine Entwurmung vorgesehen wären, müssen tatsächlich entwurmt werden.» Ein Behandlungsvorschlag wurde nur bei 8,5 Prozent der Untersuchungen gemacht, bei denen der Schwellenwert von 200 Eiern pro Gramm Kot überschritten war. Erstaunlich ist auch, dass 50 Prozent der insgesamt ausgeschiedenen Parasiten-Eier von nur 2 Prozent der Kotproben stammten. «Nur wenige Pferde beherbergen viele Würmer und tragen zur Kontamination der Weiden überdurchschnittlich bei.» Grosse Strongyliden waren in keinem der überwachten Bestände nachweisbar.

Keine volle  Wirkung

Hertzberg betont, dass dieses selektive Entwurmen  keine negativen Folgen für die Pferde hat. Trotz der Kotuntersuchung kommt es günstiger, als wenn man allen Pferden drei bis vier Mal jährlich eine Wurmpaste gibt.

Hertzberg weiss aber auch: «Die Vorstellung, dass bei dem eigenen Pferd eine kleine Anzahl von Würmern toleriert wird, ist für Pferdehalter nicht einfach zu akzeptieren. Dabei muss man  bedenken, dass kein Wurmmittel eine 100-prozentige Wirksamkeit aufweist, dass ein gewisser Wurmbefall also auch nach jeder Behandlung bestehen bleibt. Sämtliche Wurmmittel haben auf die in der Darmschleimhaut eingekapselten Larven nämlich keinen oder nur einen Teileffekt.»

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