/fileadmin/images/logo.svg

Artikel werden durchsucht.

«Weniger Alpprodukte auf Hochalpen»

Thomas Roffler ist seit 19 Jahren Alpmeister der Grüschneralp. Das kalte und nasse Wetter hat Folgen auf die diesjährige Alpwirtschaft.

«Schweizer Bauer»: Die Alpsaison hat vielerorts begonnen. Wie sieht die aktuelle Situation aus?

Thomas Roffler: Es gibt grosse Unterschiede zwischen den Hochalpen und den nieder gelegenen Alpen. In den Bergen lagen lange Zeit grosse Schneemassen. Diese sind verzögert abgeschmolzen und haben gerade bei den Hochalpen zu einem verzögerten, späteren Alpauftrieb geführt. Tiefere Alpen waren weniger davon betroffen. Die kühlen Temperaturen bremsen das Graswachstum. Auf bereits abgeweideten Flächen wächst das Gras nur langsam nach. Es bräuchte mehr Wärme, damit die Vegetation in Schwung kommt. Nass ist es generell überall – es gibt Regionen, die besonders stark betroffen sind. Durch die Nässe entstehen vermehrt Trittschäden auf den Weiden. Die Kombination der späten Alpauffahrten und des langsamen Graswachstums wird Folgen haben.

Wie meinen Sie das?

Jeder Tag, an dem man die Tiere länger zu Hause halten muss und an dem die Alpen im Frühsommer nicht bestossen werden können, lässt die Menge an Alpprodukten sinken. Die Hauptmilch fällt im Frühsommer an, und daraus sollen wertvolle Alpprodukte hergestellt werden. Die Menge der Alpprodukte wird in diesem Jahr auf den Hochalpen tiefer sein.

Wie sieht es mit dem Personal aus?

Die personelle Situation wird immer anspruchsvoller. Bis jetzt habe ich ein relativ gutes Bild, wobei ich keine flächendeckenden Aussagen machen kann. Ich habe bisher wenig Negatives gehört. Aus persönlicher und eigener Erfahrung von unserer Alp kann ich sagen, dass das Team einen unglaublichen Willen hat und dass eine gute Stimmung vorhanden ist.

Was, wenn es mit dem Alppersonal nicht klappt? Man hört bereits von Fällen, wo schon nach 1 bis 2 Tagen Schluss ist.

Falls die Leute nicht selbst gehen, ist es, wenn man Probleme im Team erkennt, in vielen Fällen richtig, eine Trennung zu machen. Es kann durchaus sein, dass manche Leute auf einer anderen Alp, unter anderen Bedingungen und in einem anderen Team durchaus besser «z Schlag» kommen und dass es dann funktioniert.

Wie kommt man an Personal?

Es gibt heute viel bessere Möglichkeiten, an Personal zu kommen als früher. Über die Vermittlungsplattform «z'Alp» und über die sozialen Netzwerke machen solche Nachrichten viel schneller die Runde und werden weit verbreitet.

Auf den Walliser Alpen trifft man vermehrt auf ausländische Arbeitskräfte. Ist das ein allgemeiner Trend?

Das erstaunt mich, in Graubünden stelle ich eher fast das Gegenteil fest. Hier gehen viele eigene und deutschsprechende Leute auf die Alp. Die Bauern selbst sind die Alpmeister. Wir stellen eher einen anderen Trend fest.

«Jeder Bauer ist selbst für die Vermarktung zuständig»

Thomas Roffler ist seit 19 Jahren Alpmeister der Grüscheralp in Grüsch GR. Die Alp wird als Genossenschaft betrieben, welche einen Senn, eine Zusennin und zwei Hirten angestellt hat.

Insgesamt 10 Bauern lassen 100 Milchkühe, 35 Galtkühe und 40 Schweine sömmern. Es werden zwischen 9-10 Tonnen Alpkäse, 900kg Butter und 400kg Ziger produziert.

Die Alpprodukte werden den Bauern prozentual zugeteilt. Ziger und Butter werden wöchentlich, der Käse nach 7 Wochen zugeteilt. Jeder Bauer ist selbst für die Vermarktung zuständig.

Welchen?

Wir stellen fest, dass es immer schwieriger wird, dass junge Leute auf die Alp können. Häufig lässt sich eine Alpsaison nicht mehr mit Beruf oder Studium vereinbaren. Die Alpwirtschaft ist ein dreimonatiger Arbeitgeber, es bleiben noch neun andere Monate übrige in der eine Anstellung gefunden werden muss. Die Wintermonate abzudecken ist meist nicht schwierig. Herausfordernder wird es für den Frühling und Herbst. Die Landwirtschaftsbetriebe sind gewachsen. Die Betriebe sind auf die Mitarbeit der Jungen beispielsweise für die Heuernte angewiesen. Es braucht die Jungen im Tal, darum können sie nicht eine ganze Alpsaison verbringen.

Wie sieht die Wolfssituation aktuell aus?

Ich habe nicht so ein gutes Gefühl. Es hat trotz den Entnahmen im Winter doch bereits wieder Schafrisse gegeben. Gerade auf Alpen, wo es jetzt früh Risse gegeben hat, wird es wieder zu einer belastenden und schwierigen Situation kommen. Wir werden jede Gelegenheit nutzen, um Wölfe zu entnehmen und sehr wachsam miz dem kantonalen Amt zusammenzuarbeiten, und wir werden entsprechende Gesuche beim Bund einreichen.

Wo müssen Politik und Verbände bezüglich der Alpwirtschaft etwas machen?

Eine grosse Diskussion für uns ist die nächste Agrarpolitikperiode. Es ist wichtig, die Alpwirtschaft gut zu positionieren und einzubringen und eine gute Zusammenarbeit zu erreichen. Die Alpwirtschaft ist sehr stark von der Agrarpolitik abhängig und sehr stark daran interessiert, wie diese aufgebaut wird. Die finanzielle Abgeltung sind extrem nötig, um den Fortbestand der Alpwirtschaft zu gewähren. Kürzungen können wir keine akzeptieren.

Beenden Sie die Sätze …

Die Alpsaison ist… zurzeit zu kalt und nass.

Die Alpwirtschaft ist… eine grosse, aber wunderschöne Herausforderung.

Die Landwirtschat ist… immer noch mein Traumberuf.

    ×

    Schreibe einen Kommentar

    Kommentar ist erforderlich!

    Google Captcha ist erforderlich!

    You have reached the limit for comments!

    Das Wetter heute in

    Umfrage

    Sollen alle Nutztiere gesetzlichen Anspruch auf Auslauf im Freien haben?

    • Ja, wenn betrieblich möglich:
      41.08%
    • Nein:
      57.69%
    • Bin mir noch unsicher:
      0.92%
    • Halte keine Nutztiere:
      0.31%

    Teilnehmer insgesamt: 1300

    Zur Aktuellen Umfrage

    Bekanntschaften

    Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?