Spaniens wichtiges Obst- und Gemüseanbaugebiet rund um Murcia wird schon bald mit fast vier Zehntel weniger Wasser aus dem Norden als bisher klarkommen müssen.
Das ist laut Einschätzung des landwirtschaftlichen Berufsstands die Folge eines aktuellen Beschlusses der Staatsregierung zum zentralspanischen Fluss Tajo, aus dem seit 1979 Wasser über den 286 km langen Tajo-Segura-Kanal in das Einzugsgebiet des Flusses Segura bei Murcia abgeleitet und dort für die Bewässerung der Obst- und Gemüseflächen genutzt wird.
Künftig soll weniger Wasser in den Kanal abgeleitet werden, um den ökologischen Zustand des Tajo zu verbessern. Dieser leide nämlich unter Dürren im Land, erläuterte das Ressort. Helfen könne nur mehr Wasser im Flussbett. Dem Regierungsbeschluss zufolge soll die Wasserdurchflussmenge des Tajo - gemessen am Ort Aranjuez flussabwärts von der Kanaleinmündung - noch in diesem Jahr von jetzt 6 m3 auf 7 m3 pro Sekunde erhöht werden.
Bis 2027 ist schrittweise die weitere Steigerung auf 8,65 m3/s vorgesehen. Dann wird noch weniger Wasser für eine Umleitung in den Süden verbleiben.
Laut Zahlen der Vereinigung der Bewässerungsbetriebe im Einzugsgebiet des Kanals (SCRATS) kamen über das Bauwerk bisher pro Jahr im Durchschnitt 200 Mio m3 Wasser für die Bewässerung rund um Murcia an. Diese Menge dürfte sich nach Einschätzung der Vereinigung der spanischen Obst- und Gemüseerzeuger (FEPEX) durch den Beschluss pro Jahr um durchschnittlich 78 Mio m3 verringern.
Tausende Arbeitsplätze in Gefahr
Wie die FEPEX unter Verweis auf die Universität Alicante ausserdem prognostizierte, würde eine solche Einschränkung der Wassermenge den Verlust von 27’314 ha bewässerter Fläche und mehr als 15’000 Arbeitsplätzen nach sich ziehen.
Die Vereinigung wies auch darauf hin, dass auf die Regionen rund um Murcia 71 % der nationalen Gemüse- und 25 % der Obstexporte entfielen. Das im Kanal fehlende Wasser könne nicht ersetzt werden, warnte FEPEX. Auch eine Steigerung der Produktion von entsalztem Wasser sei aufgrund der Kosten keine Alternative.
Beruhigungspille aus Madrid
Nicht zuletzt wegen umfangreicher Bauernproteste auf den Strassen in Südspanien und vor dem Umweltministerium in Madrid sandte Landwirtschaftsminister Luis Planas jetzt eine «Botschaft des Engagements, der Ruhe und der Garantie» an die betroffenen Betriebe.
Die Regierung werde dafür sorgen, dass rund um Murcia auch in Zukunft Bewässerung möglich sei. Der Bewässerungssektor sei «das Juwel in der Krone der Produktion». Er schaffe Arbeitsplätze und Wohlstand.
«Es ist klar, dass wir ihn auch in Zukunft unterstützen müssen», versicherte Planas. Dabei gehe es aber nicht nur um die Verfügbarkeit von Wasser, sondern auch um die Förderung moderner Bewässerungsanlagen und der Präzisionslandwirtschaft.
Fördergelder für Modernisierung
Bis 2026/27 werden laut Planas insgesamt fast 2,14 Mrd Euro an staatlichen Fördergeldern für die Modernisierung der Bewässerung bereitgestellt.
Zur Ernte 2021 wurde nach Angaben seines Hauses landesweit 2,1 Mio ha mithilfe der Tröpfchenbewässerung mit Wasser versorgt. Auf insgesamt 897’174 ha kamen Beregner zum Einsatz. Und 864’136 ha wurden über das traditionelle Grabensystem mit Wasser versorgt.