Der Preis für Schlachtkälber liegt derzeit um 1.50 Fr./kg höher als vor einem Jahr. Ein Grund dafür sind tiefere Würzfleischimporte.
Als sogenanntes Würzfleisch werden Fleischzubereitungen bezeichnet, die gewürzt importiert werden. Bis vor einem Jahr galt für solche Fleischstücke ein deutlich tieferer Zollansatz von rund 6.40 Fr./kg statt 22 Fr./kg, wie er für ungewürztes Fleisch gilt, das ausserhalb des Zollkontingents eingeführt wird.
Politik stopfte Zollschlupfloch
Auf diesem Weg wurden teurere Fleischstücke, wie etwa Kalbfleisch, billig ausserhalb des Importkontingents eingeführt. 2015 waren es total 1850 Tonnen Fleisch von Rindern (darunter auch Kalbfleisch), die so importiert wurden. Vor einem Jahr wurde dieses Zollschlupfloch schliesslich von der Politik gestopft. Per 1. Juli 2016 trat ein höherer Zollpreis von 22 Fr./kg für Würzfleisch in Kraft.
Die Massnahme zeigte sofortige Wirkung. Im Juni 2016 waren noch auf Vorrat rekordhohe 303 Tonnen Rinds- und Kalbswürzfleisch importiert worden, im Juli 2016 sanken die Importmengen auf 14 Tonnen. Seither pendeln sie laut Zollstatistik zwischen 9 und 65 Tonnen pro Monat.
Höhere Kalbfleischpreise
Interessant ist, dass diesen Sommer die Preise für Schlachtkälber deutlich höher liegen als in den vergangenen Jahren (nachdem sie Anfang Jahr tief waren). Derzeit beträgt der Preis für ein T3-Kalb 14.40 Fr./kg SG. Das sind 1.50 Fr./kg mehr als vor einem Jahr. Jörg Oberle, Präsident der IG Kalbfleisch, nennt mehrere Gründe für die aussergewöhnlich guten Kälberpreise: «Die Kalbfleischproduktion hat seit Jahresbeginn um weitere 6 Prozent abgenommen. Dies, weil es weniger Milchkühe und dadurch weniger Tränker gibt und mehr Tränker in die Grossviehmast gehen.»
Auch die rechtzeitig begonnene Kalbfleischeinlagerung im Frühling habe geholfen, den Kalbfleischmarkt zu entlasten. «Entsprechend gab es weniger Aktionen und Billigangebote, was bessere Preise ermöglichte. Der runde Tisch der Kalbfleischbranche hat auch etwas gebracht», so Oberle. Nicht zuletzt würden die tieferen Würzfleischimporte dazu führen, dass die Nachfrage nach Schweizer Kalbfleisch höher sei. So sagt auch Martin Rufer, Leiter Produktion, Märkte und Ökologie beim Schweizer Bauernverband: «Die massiv tieferen Importe von Würzfleisch tragen sicher zu einem besseren Preisniveau bei.»




