Vertreter von Lobag, Fenaco und Migros unterhielten sich darüber, ob es sich lohnt, in die Landwirtschaft zu investieren. Glauben die Verarbeiter eher an die Schweizer Landwirtschaft als die Bauern selbst?
Klar befinde man sich in einer schwierigen Phase. Die Verhandlungen seien härter geworden. Darüber waren sich alle Teilnehmer des Lobag-Podiums vom letzten Freitag zum Thema «Sollen wir noch in die Nahrungsmittelproduktion investieren?» einig. Ehrlichkeit und Berechenbarkeit seien jedoch wichtig, gab Martin Keller, designierter Fenaco-Chef, zu bedenken. Es sei aber unverkennbar, dass ein Wandel oder zumindest eine klare Tendenz vom starken Qualitätswettbewerb hin zum einzigen Preiswettbewerb feststellbar sei.
Ja zu Schweizer Produkten
«75 Prozent sind Schweizer Produkte, und nur 10 Prozent werden in Fremdwährung eingekauft», versicherte Jörg Maurer, stellvertretender Leiter Wirtschaftspolitik der Migros. Jährlich investiere die Migros 150 Millionen Franken in die Nahrungsmittelindustrie. Da sei eine gute Zusammenarbeit mit allen Partnern wichtig. Auf die Frage von Diskussionsleiter Donat Schneider, wie denn der Bauer noch leben könne, betonte Maurer: «Der Konsument ist bereit, für gute Qualität mehr zu bezahlen.»
Die Bauern dürften aber nicht zu starre Forderungen stellen. Denn je höher ein Produkt verarbeitet sei, umso weniger Bedeutung habe die Herkunft des Rohstoffs. Keller betont die Wichtigkeit der Effizienzsteigerung auf allen Stufen. Das gelte für den Produzenten als auch für die Fenaco. Das Unternehmen reinvestiere den Cashflow laufend in die Betriebe. So wird demnächst das Leistungszentrum Braeburn in Charrat VS für die Konfektonierung von Tafelobst in Betrieb genommen. In Bätterkinden ist der Spatenstich für ein Kartoffelzentrum erfolgt. «Wer nicht mehr investiert, hat schon aufgegeben.».
Allerdings muss der Produktzyklus im Auge behalten werden. Ruedi Fischer, Landwirt und Präsident der Schweizer Kartoffelproduzenten, hat mit seinem Bruder in den letzten Jahren viel investiert. In einen neuen Stall und in eine Biogasanlage. «Ich investiere eher konservativ, muss ein gutes Bauchgefühl haben. Jetzt ist Optimieren dran.» Und fügte mit einem Lachen an: «Vielleicht kommt dann noch das Profitieren.»
Wie und wo wachsen?
Für Maurer ist klar, dass man sich der Grenzöffnung nicht verschliessen dürfe. «Die Bauern haben ein hohes Berufsethos. Aber sie dürfen sich nicht vom Markt abschotten.» Er machte damit klar, dass die Marktöffnung unvermeidlich und ein Freihandel wünschbar ist. Denn der Migros reicht der inländische Markt nicht mehr. «Wir können im Inland nicht mehr wachsen.» Die Frage aus dem Publikum, welches Produkt ausser Käse denn erfolgreich im Ausland positioniert werden könne, blieb allerdings unbeantwortet. Donat Schneider beschloss die Diskussionsrunde mit der Bemerkung, dass man bei allem «Schön-zusammen-Reden» wirtschaftlich gesund sein müsse, um investieren zu können.
Lobag-Präsident Walter Balmer zog sein Fazit aus der Diskussion: «Ich glaube fast, die Fenaco und die Migros glauben mehr an die Bauern als die Bauern selbst.»