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«Werden uns als Berufsleute bewähren»

Eigentlich wäre Nina Bärtschi aus Tamins GR jetzt im Stress. Sie müsste den schriftlichen Teil ihrer Lehrabschlussprüfung ablegen. Die wurde aber abgesagt. Erfreut ist die angehende Landwirtin darüber aber nur bedingt.

 

 

Eigentlich wäre Nina Bärtschi aus Tamins GR jetzt im Stress. Sie müsste den schriftlichen Teil ihrer Lehrabschlussprüfung ablegen. Die wurde aber abgesagt. Erfreut ist die angehende Landwirtin darüber aber nur bedingt.

«Die Ungewissheit war nicht förderlich für die Motivation. Ich war zu Hause und musste mich sehr disziplinieren, um zu lernen», das erzählt Nina Bärtschi. Die 18-Jährige schliesst diesen Sommer die Lehre zur Landwirtin EFZ ab. Sie kommt aus Tamins GR und besuchte ab Oktober 2019 den Plantahof in Landquart. 

Dort machte sie den Winterkurs und ging jeden Tag zur Schule und lebte ab Januar 2020 im Internat. Zuvor arbeitete sie auf ihrem Lehrbetrieb in Schnaus GR. Lange war für sie nicht klar, ob  sie die Ausbildung mit einer Prüfung abschliessen würde. Am Gründonnerstag kam es aber aus. «Die schulischen Prüfungen in den Berufskenntnissen und der Allgemeinbildung finden nicht statt», kommunizierte der Bund. 

Niemand jubelte

«Als das auskam, waren wir erleichtert», sagt Bärtschi. «Die Ungewissheit war unangenehm, und so wussten wir wenigstens, dass wir Ostern geniessen konnten, ohne zu lernen.» Gejubelt habe aber niemand. «Die Umstände sind ja nicht gerade schön, deshalb war die Freude trotz der Erleichterung verhalten.» Statt die Note der schriftlichen Prüfung zählt nun die Erfahrungsnote. Die Prüfung zur Allgemeinbildung habe sie schon abgeschlossen, die findet am Plantahof jeweils Anfang Jahr statt. Die praktische Prüfung zu Tierhaltung und Mechanisierung haben die Lernenden am Plantahof ebenfalls bereits letztes Jahr abgeschlossen. Pflanzenbau steht noch aus. Diese Prüfung sollte im Juni stattfinden. Wie sie durchgeführt wird, ist noch nicht klar (siehe Kasten).  

Dass die  Erfahrungsnote nun ausschlaggebend sein wird, stört Bärtschi nicht. «Ich bin zufrieden mit meinen bisherigen Noten. Ich habe nicht das Gefühl, dass ich jetzt nicht zeigen kann, was ich alles weiss und gelernt habe. Letztlich muss man wissen, wie man bauert, auf die genauen schulischen Noten kommt es gar nicht so sehr an», sagt sie. 

Sie wollte immer bauern

Gebauert hat Bärtschi schon immer gern. Die junge Frau ist zwar keine Bauerntochter. «Ich habe aber sehr oft bei einem Landwirt in unserem Dorf geholfen und bin praktisch dort aufgewachsen», sagt sie. «Es war immer klar, dass ich beruflich in diese Richtung wollte.»

Und sie geht noch weiter: Nach dem Abschluss der Lehre zur Landwirtin nimmt sie gleich die nächste Ausbildung in Angriff. Im August tritt sie eine Lehrstelle als Milchtechnologin an. «Ich habe momentan keinen Landwirtschaftsbetrieb in Aussicht, mein Ziel wäre es aber, später einen zu führen. Ich träume davon, auf dem Hof meine eigenen Milchprodukte herzustellen und sie direkt zu vermarkten.» 

Das liegt aber noch weit in der Zukunft. Zunächst arbeitet sie wieder auf ihrem Lehrbetrieb, der Generationengemeinschaft von Gion Darms und Alexander Von Bergen. 

Jetzt hat sie  Zeit dafür, da die Prüfungswoche ausfällt. Bereits als auch die Schulen und das Internat geschlossen wurden, ging Bärtschi zunächst zurück auf dem Lehrbetrieb zum Arbeiten. «Wir mussten  abwarten, bis der Plantahof eine Plattform aufgeschaltet hat.» Nach einer Woche stand die und sie ging heim nach Tamins. Über Videokonferenzen hatte sie weitgehend normalen Unterricht. Mit Kolleginnen und Kollegen stand sie in Kontakt, weil sie in Gruppen Aufgaben lösen mussten. Trotzdem vermisst sie sie. «Es ist schade, dass das Internatsleben früher als erwartet beendet wurde», sagt sie. Trübsal blasen will sie aber nicht.

Keine Nachteile

Sie glaubt auch nicht, dass sie später einen Nachteil haben werden, weil sie unter diesen Umständen ihre Lehre abgeschlossen haben. «Wir werden uns als Berufsleute bewähren, unabhängig davon, ob und wie wir die Prüfung abgelegt haben», sagt sie.

Dann geht sie zurück an die Arbeit auf dem Lehrbetrieb. Das ist es ja schliesslich, was ihr an der Landwirtschaft gefällt: die Arbeit draussen und im Stall.

 

 

Lehrabschluss 2020

Am 9. April hat der Bundesrat entschieden, dass statt auf eine schulische Abschlussprüfung wie sonst üblich bei den theoretischen Berufskenntnissen auf Erfahrungsnoten gesetzt wird. Bei der Allgemeinbildung kommt zusätzlich eine Vertiefungsarbeit zur Anwendung.

Die bis Ende des ersten Semesters 2019/2020 erzielten Semesterzeugnisnoten fliessen in die Gesamtbeurteilung ein. Die dazu befähigten Branchenorganisationen, so etwa die Organisation der Arbeit von landwirtschaftlichen Berufen (OdA AgriAliForm), können bis spätestens am Freitag, 17. April, ihren Vorschlag für den Ablauf der praktischen Prüfung einreichen.

Eine vom Bund koordinierte Kommission prüft den Antrag und bereinigt allfällige Differenzen mit der Branche. Nach dem Entscheid der Prüfungskommision kann die Abschlussprüfung in praktischer Arbeit schweizweit nur noch gemäss dieser Variante durchgeführt werden. sda/jul

 

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