Die drei regionalen Naturpärke im Kanton Bern sind grundsätzlich auf Kurs. Gute Noten erhalten sie durchwegs für die Aufwertung von wertvollen Natur- und Landschaftswerten sowie für die Bildungsangebote für Schulen. In anderen Bereichen besteht noch Luft nach oben.
Die Pärke sollen in Zukunft noch stärker ihre Rolle als Modellregionen betonen, wie die bernische Direktion für Inneres und Justiz am Donnerstag mitteilte. Diese Empfehlung geben auch die Verfasser der am Donnerstag veröffentlichten Evaluation der Pärke durch die Universität Bern ab.
Wichtige Rolle einnehmen
Die Schweiz stehe vor tiefgreifenden Herausforderungen in Sachen Nachhaltigkeit und werde vermutlich einen entsprechenden gesellschaftlichen Wandel durchleben. Dabei könnten die Pärke eine wichtige Rolle in den Bereichen Wirtschaft, Gesellschaft und Umwelt einnehmen, indem sie innovative und integrative Lösungen vorschlagen und testen sollen. Sie sollen verstärkt als «Reallabore» und «Innovationshubs» wahrgenommen werden.
Konzepte wie Genügsamkeit, Gemeinwohlökonomie oder Postwachstumsgesellschaft stellen für die Studienverfasser interessante Ansätze dar, um innovative Ziele und Massnahmen zu definieren und dadurch die Wirtschaft nachhaltiger zu gestalten.
Eine Gratwanderung
Dazu muss aber ein heikler Balanceakt bewältigt werden. Bund und Kanton sollen bestrebt sein, den Pärken mehr Handlungsspielraum zu verschaffen, ohne dabei die Souveränität der Gemeinden in Frage zu stellen. Dazu brauche es eine Stärkung des Dialogs zwischen allen betroffenen Akteuren.
Nebst der Umsetzung von konkreten Projekten sollten daher klare Strategien zu den Bereichen Information, Sensibilisierung, Mediation und Beratung verfolgt werden, so die Empfehlung der Autoren der Evaluation.
Wertschöpfung fürs ganze Tal
Für die Direktion für Inneres und Justiz bestätigen die Ergebnisse der Studie «den positiven Einfluss der Berner Pärke auf eine nachhaltige regionale Entwicklung, wie sie der Kanton Bern seit Längerem anstrebt.» Im Rahmen der Evaluation werden auch verschiedene konkrete Beispiele von Aktivitäten in den Parks beleuchtet. Die jährlichen Umwelteinsätze von Freiwilligen in Naturpark Diemtigtal etwa zeigen, wie Wertschöpfung im Tal bleibt.
So schätzte die Parkleitung den Umsatz für Verköstigung, Übernachtung, Transporte und Einkäufe der Teilnehmenden auf rund 46 Franken pro Tag. Die Arbeitsleitung betrug 153 Franken pro Tag. Total ergibt das eine Wertschöpfung von rund 1,03 Mio. Franken für das Diemtigtal. Ein weiteres Beispiel ist der Täuferweg im Berner Jura, der heute ein beliebter Spazierweg ist. Pro Jahr kommen auch einige hundert Personen explizit in die Region, um auf den Spuren ihrer Vorfahren zu wandeln. Die Täuferbewegung wurde im 16. und 18. Jahrhundert im Kanton Bern verfolgt. Viele Täufer sahen sich zur Flucht oder Auswanderung gezwungen.
Seit 2007 dabei
Den Naturpärken stehen im Wesentlichen drei Instrumente zur Verfügung: das Parklabel selber, ein Produktelabel zur Vermarktung regionaler Erzeugnisse und Gelder im Rahmen des Programms «Pärke von nationaler Bedeutung».
Die drei Naturpärke Chasseral, Diemtigtal und Gantrisch gehören seit 2012 zu den Regionalen Naturpärken von nationaler Bedeutung. Das Label wird jeweils für 10 Jahre vergeben und läuft somit Ende 2021 aus. Alle drei Naturpärke beabsichtigen, das Label im Frühjahr 2021 für die Betriebsphase 2022–2031 erneut zu beantragen. Für eine Erneuerung des Parklabels muss die Parkträgerschaft dem Bundesamt für Umwelt BAFU in Form einer Evaluation der Charta des Parks Bericht erstatten.
figcaption>Bild: Naturpark Gantrisch
