Die Polizei hat am Dienstag mit der Räumung des Holcim-Geländes auf dem Hügel Mormont bei Eclépens und La Sarraz in der Waadt begonnen. Dabei kam es auf beiden Seiten zum Einsatz von Wurfgeschossen. Die Besetzer leisteten Widerstand.
Am späten Dienstagnachmittag war die Räumung noch nicht abgeschlossen. Um 15:00 Uhr drang die Polizei ins Hauptquartier der Besetzer ein. In einer Zwischenbilanz sprach die Polizei von 41 Festnahmen und Dutzenden von Identitätskontrollen. 38 Personen durften gehen und wurden zum Bahnhof begleitet.
150 Polizisten in Kampfmontur
Wie ein Keystone-SDA-Reporter beobachtete, waren ungefähr 150 Polizisten in Kampfmontur bei der Evakuierung des besetzten Hauses auf dem bewaldeten Hügel im Einsatz. Dutzende Aktivisten versuchten sich der Festnahme zu entziehen, indem sie auf das Dach des besetzten Hauses stiegen und auf Bäume flüchteten.
Das Gelände war von der Polizei umzäunt worden, was etliche Aktivisten daran hinderte, sich ihren Kameraden anzuschliessen. Die Operation fand nach Angaben der Polizei ohne Gewalt statt. Um die Mittagszeit gab es allerdings einzelne Konfrontationen, als Aktivisten Steine und Pyrotechnik-Geschosse in Richtung Polizei warfen und diese mit Tränengas und Gummischrot antwortete.
Polizei rückt mit Grossaufgebot an
Die Polizei war am Dienstag gegen 06.00 Uhr mit einem Grossaufgebot angerückt, um die rund 150 Umweltaktivisten zu vertreiben, die den Hügel seit dem letzten Oktober besetzt hielten. Im Verlaufe des Tages musste die Polizei verschiedene Barrikaden und Hindernisse auf dem Weg zum Mormont-Hügel beiseite räumen. Am Abend lagen Dutzende verlassene Zelte, Spruchbänder und viel Müll auf dem Mormont-Hügel.
Die Aktivisten wollten dort das Ökosystem vor der Zerstörung durch den Zementkonzern Holcim schützen. Holcim betreibt am Mormont einen Steinbruch und will ihn ausweiten.
Allerdings muss das Unternehmen dafür zuerst einen Bundesgerichtsentscheid abwarten. Holcim baut seit 1953 am Mormont Stein ab und betreibt vor Ort eine Zementfabrik. Im vergangenen Juli hatten Nichtregierungsorganisationen beim Bundesgericht Einspruch gegen die Ausbaupläne des Zementkonzerns eingereicht. Der Kanton hiess den Ausbau bereits gut.
Sowohl Holcim als auch die Gemeinde La Sarraz leiteten rechtliche Schritte ein, um die Aktivisten zu vertreiben. Diese versuchten, in Berufung zu gehen, jedoch ohne Erfolg, was den Weg für die Räumung ebnete.
Baumhütten und Hängematten
In den vergangenen Tagen hatten die Aktivisten dazu aufgerufen, dass sich ihnen so viele Menschen wie möglich anschliessen sollten. Um der Polizei die Arbeit zu erschweren, errichteten sie ausserdem Barrikaden und Baumhütten und hängten Hängematten in den Bäumen auf.
Die Unterstützung für die Aktivisten hatte sich in den letzten Tagen vervielfacht. So demonstrierten am vergangenen Freitag in Lausanne mehr als 1000 Personen für das Anliegen. Auch die Politik hat sich mobilisiert: Im Grossen Rat wurde eine Motion eingereicht. Zudem wurde ein offener Brief, der von fast 130 Mandatsträgern unterzeichnet wurde, an die Waadtländer Regierung geschickt.