Heidy Jenni mit Tochter Paula, Lehrling Alexander Hofstetter, Sohn Henry, Matthias Sempach und Onkel Samuel Sempach im Schwingerstübli (v. l.) vor dem Mittagessen
Adrian Haldimann
«E chly wäg vom Gschütz» liege sein Hof, sagt Matthias Sempach. Für den Schwingerkönig des Eidgenössischen Schwing- und Älplerfests 2013 wurde mit dem Milchwirtschaftsbetrieb Vorderbrunnen im Entlebuch LU der zweite Bubentraum wahr.
Er führt den Hof mit 21 Hektaren seit 2019 mit seiner Partnerin Heidy Jenni – zusammen haben sie die Kinder Henry (10) und Paula (8). Im heimeligen Schwingerstübli sprechen sie über ihren Alltag und das Stallbauprojekt. Und sie sagen, weshalb sie sich der Produktion von silofreier Milch für die Emmentaler-AOP-Herstellung verschrieben haben und auf Holsteinkühe setzen.
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Standorte effizient auslasten
Doch eigentlich ist der Hof Vorderbrunnen gar nicht so weit weg vom «Gschütz». Es sind weniger als fünf Autominuten vom Dorfzentrum Entlebuch, bis man die stattliche neue Scheune, das Bauernhaus und ein Wohnhaus vor sich sieht. Es ist der elterliche Hof von Heidy Jenni. Die PR-Fachfrau blickt zurück und erzählt: «Als eine von fünf Töchtern war ich lange nicht diejenige, die für die Hofübergabe vorgesehen war.» Sie weiss das Leben auf ihrem elterlichen Betrieb mit ihrer Familie zu schätzen und verarbeitet nicht nur gerne frische Hofprodukte, sondern will auch als Verwaltungsratsmitglied der Biosphäre Berg-Käserei Entlebuch AG die bäuerliche Wertschöpfung in der Region stärken.
Matthias Sempach entschied sich aus Überzeugung für einen deckenlastigen Stall.
Adrian Haldimann
«Wir wollen einerseits die gute Infrastruktur unserer drei Standorte in Mosigen, Schüpfheim und der Spezialitätenkäserei in Doppelschwand effizient auslasten, aber auch visuell und mit der Bearbeitung unseres Marktes neue Impulse setzen», verrät die 43-Jährige über die Massnahmen der aktuellen Strategie, bei deren Umsetzung sie mitwirkt. Die Bäuerin mit Fachausweis hat zudem vor gut einem Jahr eine Teilzeitstelle beim Berufsbildungszentrum Natur & Ernährung Luzern (BBZN) in Schüpfheim angenommen, wo sie ihr Wissen zu Ernährung, Haus- und Paralandwirtschaft als Beraterin einbringt.
Schwingerstübli statt Hofladen
Aus ihrer Tätigkeit erzählt sie: «Wenn Bauernfamilien zum Beispiel mit paralandwirtschaftlichen Angeboten nach Möglichkeiten suchen, mehr Einkommen auf dem Betrieb zu erwirtschaften, versuche ich herauszufinden, ob der Kontakt zu Menschen gesucht wird und die Begeisterung und Vorfreude auf den potenziellen Betriebszweig spürbar sind. Denn dafür muss man Menschen mögen.» Für ihren eigenen Hof bedeutet das, dass sie sich bewusst gegen einen Hofladen entschieden haben, dafür rund zweimal monatlich Gäste in ihrem Schwingerstübli bewirten.
Familie Sempach in ihrem neuen Stall (v.l.): Matthias mit Paula, Henry und Heidy Jenni.
Adrian Haldimann
«Auf diese Art und Weise wissen wir, wann Gäste auf dem Hof sind, und haben so viel Kontakt zu Leuten, wie es uns als Familie am besten entspricht», so Jenni. Auch der Schwingerkönig schätzt das Leben auf dem Hof. «Wenn ich abends den Stallrundgang mache, ist das kein Muss. Es erfüllt mich mit Freude», so der engagierte Züchter mit dem Herdenpräfix Semma.
Überzeugt von silofreier Milch
Im Schnitt ist er pro Woche einen Tag auswärts engagiert, vorwiegend für Auftritte. Auch als SRF-Schwingexperte ist er gefragt. Den Rest der Zeit verbringt er auf dem Betrieb und erledigt die Arbeiten zusammen mit einem Lernenden, zuletzt mit Alexander Hofstetter, der seine Lehre mit der überragenden Note 5,8 abschloss. Mit der Betriebsübernahme beschloss Sempach, silofreie Milch zu produzieren, zuvor wurde an die ZMP geliefert und Braunvieh gehalten.
Der 39-Jährige stellte nicht nur wegen seines Engagements als langjähriger Botschafter für Emmentaler Switzerland auf Käsereimilch um: «Mir gefällt die Produktion silofreier Milch – mit der neuen Technik macht es richtig Spass.» Doch hat er Verständnis dafür, dass einige Landwirte der silofreien Milchproduktion den Rücken zukehren? «Viele Bauernbetriebe wurden grösser, nur der Heustock blieb gleich gross. Gerade in solchen Fällen verstehe ich, wenn man sich für ein Silo entscheidet und lieber Gras- und Maissilage produziert, zumal der Milchpreis für Emmentaler-Milch nur wenig von jenem für Industriemilch abweicht», sagt Sempach, der aber zuversichtlich in die Zukunft blickt: «Ich bin überzeugt, dass Käsereimilch ein rares Gut werden wird.»
Bestes Grundfutter für die silofreie Milchproduktion, unter anderem dank einem Luftentfeuchter.
Adrian Haldimann
Mit dem Neubau eines topmodernen Milchviehstalls für 36 Kühe ist das Betriebsleiterpaar bestens für die Zukunft und die silofreie Milchproduktion gerüstet. Die Professionalität und die Automatisierung in sämtlichen Bereichen beeindrucken.
Deckenlastiger Stall
Sempach entschied sich aus Überzeugung für einen deckenlastigen Stall. Er begründet dies wie folgt: «Der Stall ist nicht nur platzsparend gebaut, auch das Stallklima haben wir im Sommer und im Winter bestens im Griff.» Laut Sempach schwankt die Stalltemperatur von Jahreszeit zu Jahreszeit weniger vom einen ins andere Extrem als in offenen Ställen. Mit Ventilatoren der Jenni Lüftungen AG wird Stallluft abgesaugt, je nach Temperatur automatisch in unterschiedlicher Geschwindigkeit. So zieht konstant Frischluft durch den Stall.
Schwingerkönig Sempach und sein Betrieb Vorderbrunnen, Entlebuch. Matthias Sempach mit Sohn Henry und TGD-Holstein Casper Samantha-ET
Adrian Haldimann
Beim Melk-, Fütterungs-, Entmistungs- und Futterzuschieberoboter setzt Sempach auf die Marke Lely. Auch die Einstreu (Strohpellets) für die Liegeboxen wird mit einem Rohrsystem automatisch in der Mitte der gegenständigen Boxen abgelegt. Von dort aus kann sie einfach in den Boxen verteilt werden. Der Betrieb ist durchweg auf Arbeitseffizienz ausgerichtet. So werden ein hohes Tierwohl und Flexibilität im Alltag erreicht.
In beste Holsteingenetik investiert
Modernste Technik bei der Heutrocknung von HSR, unter anderem ein Luftentfeuchter, erlaubt es, top Grundfutter schlagkräftig zu ernten – dies in der Bergzone II auf über 960 m ü. M. Sempach: «Mitte Oktober letzten Jahres mähten wir bei Tagestemperaturen um 15°C Gras und bei einer Luftfeuchtigkeit von über 80 % und führten es mit feuchter Silage vergleichbar ein. Nach drei Tagen auf dem Heustock war es trocken.»
Im Stall zeigen Sempach und sein schwing- und zuchtbegeisterter Sohn Henry ihre Kühe, viele aus internationalen Kuhfamilien stammend. Ein Highlight für sie ist die frisch in der fünften Laktation stehende TGD-Holstein Casper Samantha EX-90. «Solche mittelgrosse, leistungsstarke und problemlose Kühe überzeugen uns», schwärmt Sempach. Eine ähnliche Vererbung erwartet er vom KB-Stier TGD-Semma Rambo P Red, den er zusammen mit Thomas Gerber, Dagmersellen LU, züchtete, an Select Star verkaufte und der die zukünftige Semma-Zucht prägen soll.
«E chly wäg vom Gschütz»
Weiter setzt er Stiere wie Pellegrino, Hadley, Hi-Power und Contigo ein. «Es ist eindrücklich, wie schnell wir mit der gezielten Stierenwahl und der Investition in beste Genetik aus bewährten Kuhfamilien eine Holsteinherde aufbauen konnten, die uns täglich Freude bereitet.» Zurück im Schwingerstübli, warten von Henry gefangene Bachforellen und Bratkartoffeln aus neuer Ernte aus dem eigenen Garten auf dem Mittagstisch.
Für Unterhaltung sorgt unter anderen Sempachs Onkel Samuel Sempach, der mit seiner Familie das Landgut Romange im französischen Jura bewirtschaftet und spontan einen Abstecher ins Entlebuch machte. Das Leben oder zumindest ein kurzer Aufenthalt auf dem Heimet der Schwingerkönigfamilie – «e chly wäg vom Gschütz» – tut eben noch so mancher Seele gut.
Als langjähriger Sänger im JK Heimat Alchenstorf, durfte ich dich kennenlernen und deine natürliche, ehrliche,aber auch zielstrebige Art hat mich immer beeindruckt.
Zusammen durfte ich dich in Burgdorf erleben, als symphatischer Schwingerkönig, souverän und filigran wie der Roger Federer im Tennis.
Die Feier dann in Alchenstorf, mit Bundesrat und viele Beka nnte aus dem Sport.
Dein Bauernbetrieb ist eine Augenweide und dies wiederspiegelt dein Charakter, en gfreuti Sach.
Wünsche dir o dr Familie vöu gfreuts o Gsondheit.
Liebi Grüess
Thomas
Liebe Mättu u familie, hie gseht meh u gspührt was mit grossem Fachwüsse u herzbluet alles müglich isch. Selber mitmache wärche u vorallem das läbä wo meh sich gwünscht het! Mih grossi hochachtig! Wünsche alles Guete!
Bravo