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Wie diese Futtermischung perfektes Fleisch liefert

Zurzeit entdecken 16 Schweizer Bäuerinnen und Bauern im Rahmen einer Leserreise des «Schweizer Bauer» das asiatische Land Japan. Was sie dort alles erleben, lest Ihr auf schweizerbauer.ch

Zoë Egger |

Nach einem langen Flug von 13 Stunden landeten wir am 10. Mai 2025 auf dem Flughafen Narita in Tokio, der Hauptstadt Japans. Schon bei unserer ersten Fahrt auf der Autobahn lernten wir eine interessante Regel kennen: In der grössten Stadt der Welt darf man auf der Autobahn nicht schneller als 60 km/h fahren.

Von der Hektik Tokios zur Ruhe Ibarakis

Diese Geschwindigkeitsbegrenzung unterstreicht die besondere Dynamik und den Respekt dieser Riesen-Metropole. Ein weiteres bezauberndes Detail, das uns sofort auffiel und uns die ganze Reise begleitete, war die Art des Abschieds in Japan. Nach jedem Essen oder Besuch, sei es in einem Restaurant oder auf einem Landwirtschaftsbetrieb, wird mit beiden Händen gewunken, und zwar bis man sich aus den Augen verliert – ein herzlicher und symbolischer Moment des Verabschiedens und der Freude über die gemachte Bekanntschaft.

Nachdem wir einen ersten Eindruck von der immensen Grösse Tokios gewonnen hatten, indem wir den 634 Meter hohen Sky Tree bestiegen, den ehrwürdigen Sensoji-Tempel besuchten und die berühmte Shibuya-Kreuzung überquerten – wo in den geschäftigsten Zeiten alle zwei Minuten etwa 1000 bis 2500 Menschen den Weg finden – machten wir uns am Montag auf den Weg gen Osten, in die Präfektur Ibaraki, eine zweistündige Fahrt vom Trubel der Stadt weg.

Kartoffeln, Zwiebeln und Süsskartoffel

Die Landschaft, die sich uns durch das Busfenster in leichten Nieselregen präsentierte, war von der sanften Ruhe und dem Grün der Felder geprägt. Mit Wasser geflutete, erst vor wenigen Wochen bepflanzte Reisfelder erstreckten sich zu beiden Seiten unseres Weges. Neben dem Reis sahen wir auch Parzellen mit Lotuswurzel, sowie kleine Flächen mit Kartoffeln, Zwiebeln und Süsskartoffeln.

Bei unserer Ankunft auf der Miyamjima Farm empfing uns leichter Regen, die Zufahrt war matschig und von Regenpfützen durchzogen. Wir stellten uns auf nasse Schuhe ein, doch unsere japanische Reiseleitung war perfekt vorbereitet: Dicke, hohe Überziehschuhe, die sogar gebunden werden konnten, wurden verteilt, dazu für jeden ein Regenschirm. Manabu Kimura, der Betriebsleiter, begrüsste uns herzlich.

Süsskartoffeln und Biertreber

Im regnerischen Vormittag betrachteten wir die alten, einfachen Stallungen und Lagergebäude. Kimura führte uns zu mehreren Paloxen, in denen für uns teils undefinierbare Futterkomponenten lagerten. Über einer Paloxe mit Ananasresten surrten hunderte kleine Fliegen, während eine andere nach gerösteten Nüssen duftete.

«Wir verfüttern Abfallprodukte wie gedämpfte Süsskartoffeln und Biertreber von örtlichen Brauereien», erklärte Kimura. Im Kühlraum lagerten sie Okara, ein Abfallprodukt der Tofuherstellung. Über 60% der Futterzusammensetzung stammt aus inländischen Quellen, der Rest wird hauptsächlich aus den USA importiert.

Kimura erzählte uns, dass die Futtermischungen kontinuierlich angepasst werden und über die gesamte Mastdauer vier verschiedene Mischungen verwendet werden. Das Mischen ist sehr aufwendig, und es wird zunehmend schwieriger, qualifizierte Arbeitskräfte zu finden. Der Betrieb beschäftigt 15 Mitarbeiter, die dafür verantwortlich sind, spezielle Futterkomponenten in Paloxen zu mischen. Diese Mischungen werden dann über einen Zeitraum von etwa 40 Tagen luftdicht in Plastik in die Paloxen verpackt, angesäuert und fermentiert.

Fermentiertes Futtermittel

Fermentiertes Futtermittel bietet mehrere Vorteile. Es verbessert die Futterhygiene und die Verdaulichkeit von Nährstoffen, insbesondere von Protein und Phosphor. Durch die mikrobielle Aufschliessung von Futtermittelkomponenten wird die Nährstoffverfügbarkeit erhöht, was zu einer besseren Nährstoffaufnahme und -verwertung bei Tieren führt.

1300 schlachtreife Rinder pro Jahr

Für die Fütterung der Tiere wird die fermentierte Mischung mit einem Mischwagen verteilt. Kimura, der Betriebsleiter der Farm, erklärte, dass sie ständig an der Weiterentwicklung der Futterzusammensetzungen arbeiten. Die Kosten sind jedoch hoch, mit etwa 400'000 Yen (2295 Fr.) pro Tier für Futter und damit verbundene Arbeiten.

Die Rinder auf der Farm sind eine F1-Kreuzung aus japanischem Black Wagyu und Holstein, die im Alter von acht Monaten für rund 300'000 Yen (1725 Fr.) zugekauft werden. Sie werden über 17 Monate in kleinen Gruppen gehalten, bis sie im Alter von etwa zwei Jahren schlachtreif sind. Diese Rinder werden dann auf dem Schlachtviehmarkt in Tokio für etwa 720'000 Yen (4135 Fr.) pro Tier versteigert.

Die Miyamjima Farm, die sich nur auf weibliche Tiere spezialisiert, da deren Fleisch als qualitativ hochwertiger gilt, hält insgesamt 2000 Mastrinder. Pro Jahr werden etwa 1300 schlachtreife Rinder produziert. Der Besuch bot einen interessanten Einblick in die technischen Aspekte und die wirtschaftlichen Dimensionen der Rindermast in Japan.

Nach unserem informativen Betriebsrundgang machten wir uns auf den kurzen Weg zum Restaurant K’s Village, das nur wenige Fahrminuten entfernt lag. Hier erwartete uns ein besonderes kulinarisches Erlebnis: das exquisite Kahogyu-Fleisch, direkt von der Miyajima Farm von Manabu Kimura und seinem engagierten Team produziert, wurde uns als Mittagessen serviert. Das Fleisch, zart und saftig, harmonierte perfekt mit dem frischen Reis und dem bunten Gemüse – ein Genuss für alle Sinne.

Rund 1200 Hektaren Reis am Tobe

Gestärkt vom köstlichen Essen, setzten wir unsere Reise nach Omuro fort. Dort wurden wir bereits von den freundlichen Mitgliedern des örtlichen Landwirtschaftsdienstes empfangen, die uns mit grosser Begeisterung die Reisfelder in der weiten Ebene am Fluss Tone erklärten. Der Tone, mit beeindruckenden 322 Kilometern Länge der zweitlängste Fluss Japans nach dem Shinano, zieht sich durch die Landschaft. Über 30 Reisbauern bestellen hier auf fast 1200 Hektaren ihre Felder, wo sie von April bis Mitte Mai vier verschiedene Reissorten anpflanzen.

Die Pflanzung ist ein faszinierender Prozess: Flusswasser wird in die kleinen Felder gepumpt, die von grasbewachsenen Dämmen umgeben sind, und die vorgezogenen Reispflanzen finden ihren Platz im sogenannten Mizuba, dem Wasserfeld. Hier wachsen sie heran, blühen und bestäuben sich selbst. Etwa fünf Wochen nach der Blüte reifen die Reiskörner. Dann wird das Wasser abgelassen, und die Ernte beginnt.

Nach der Ernte wird der Reis getrocknet, gereinigt und verarbeitet. In einer nahegelegenen Anlage bekamen wir Einblick in diese Nachbearbeitung. Die Spelzen, die von den Reiskörnern entfernt werden, und das feine Pulver, das beim Polieren der Reiskörner anfällt, werden in Japan nachhaltig als Tierfutter und Einstreu verwertet.

Japan

In Japan sind etwa 3% der Bevölkerung in der Landwirtschaft tätig. Die bewirtschaftete Fläche beträgt rund 3,2 Millionen Hektaren, was etwa 15% der Landesfläche entspricht. Die Landwirtschaft wird hauptsächlich von Kleinbauern in Familienbetrieben betrieben. Reis ist das wichtigste Agrarprodukt, und Japan deckt seinen Bedarf zu 100% selbst.

Kommentare (1)

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  • Johann | 25.05.2025
    15% der Landesfläche genügen in Japan um um den Bedarf zu 100% für die Versorgung der Bevölkerung zu decken. Respekt. Fischfang ist demnach nicht mitgerechnet. Die Japaner zeigen es Europa wie es gehen könnte. Also nichts exportieren und nichts importieren. Unabhängig sein ist hier verloren gegangen. Ob man da auch so drangsaliert wird wie hier in Deutschland?
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