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Wie ein deutscher Profi Milch produziert

Der Deutsche Bernd Lösing teilte an der Zukunftskonferenz «Kühe halten 2035» seine Erfahrungen als Milchviehhalter und sagte, wie er bei zweimal täglichem Melken auf eine Tagesleistung von 47 kg Milch kommt.

Adrian Haldimann |

Tipps holen und besser werden auf dem eigenen Betrieb. Das war das Ziel der zahlreichen Teilnehmer an der Zukunftskonferenz «Kühe halten 2035» der Roadshow Milchpraxis 2025 im deutschen Isny im Allgäu. Auf dem Tagesprogramm standen Vorträge von Praktikern. Einer der Redner ist der 43-jährige Bernd Lösing, verheiratet und zwei Kinder.

155 Milchkühe

Lösing bauert im westlichen Münsterland und hält 155 Milchkühe und 155 Aufzuchttiere, die er in einem 24er-Melkkarussell melkt. Er bewirtschaftet 88 ha LN, davon 40 ha Mais, 40 ha Grünland und 8 ha Getreide. Pro Jahr kauft er Silo- und Körnermais von einer Fläche von 10 bis 15 ha zu. Lösing ist ein Milchviehprofi. Er weiss, an welcher Schraube zu drehen ist, um noch effizienter zu melken.

Immerhin gehört er zu den besten zwei Prozent in Bezug auf Milchleistung in Deutschland – dies mit durchschnittlich 14’587 kg Milch (bei 321 Laktationstagen), 3,6% Fett und 3,32% Eiweiss. Deshalb wurde sein Vortrag unter dem Titel «47 kg Tagesleistung bei zweimal täglichem Melken» mit Spannung erwartet. 

Gibt mehr Arbeit

Er machte zugleich seinen Berufskollegen Mut: «Es ist fast überall möglich, seine Herde vorwärtszubringen», so Lösing, der sich als leidenschaftlichen Züchter bezeichnet, aber nicht das Ziel der Stierenzucht hat. So setzt er aktuell Stiere wie Taos, Luster P, Ronald und Perfect ein. Das Erstkalbealter liegt bei 23½ Monaten. Ist der Arbeitsaufwand auf dem Betrieb Lösing zu hoch?

Jedenfalls versuchte Lösing in seinem Vortrag den Arbeitskräftebesatz (AK), der bei ihm bei 4,2 liegt (1 AK entspricht in Deutschland 1760 Arbeitsstunden pro Jahr), zu rechtfertigen. «Arbeitskräfte sind Teil des Erfolgs, und nein, ich bin nicht faul», sagte er. Mehr Arbeitskräfte seien mit der Steigerung der Intensität nötig gewesen. «Wir investieren viel Zeit in vorbeugende Massnahmen.» Auch wiegen, messen und dokumentieren, wie es im Tier- und Futterbereich gemacht wird, brauche Zeit.

Neben ihm arbeiten eine Angestellte, ein Lernender, Vater Lösing zu 30% und Ehefrau Lösing zu 30% auf dem Betrieb mit. Bei Arbeitsspitzen auf dem Feld werden bis zu fünf Aushilfen beschäftigt. Die Erntearbeiten werden komplett in Eigenregie erledigt, weil die Lohnunternehmer für ihn die Arbeiten nicht zufriedenstellend erledigt hätten. Nur Corn-CobMix (CCM) dreschen und Stroh pressen wird ausgelagert.

«Eine Bruchbude»

Vor einigen Jahren lag die Milchleistung bei rund 10’000 kg pro Kuh. «Wir kamen da nicht mehr weiter und waren unter dem Strich unzufrieden.» Man arbeitete bisher nach dem Schema: «Dort, wo du dein Mineral- oder Kraftfutter kaufst, kommt auch die Beratung her.» Die Tiergesundheit und die Fruchtbarkeit seien nur bedingt zufriedenstellend gewesen. Dann machte Lösing 2018 einen ersten Schritt.

Fütterung

Bernd Lösing versucht, pH-Wert-Schwankungen auf ein Minimum zu reduzieren. Er setzt dabei auf gleichmässig lange Futterpartikel und Wasser. Je homogener die Ration sei, desto näher könne man an physiologische Grenzwerte herangehen. Die derzeitige Futteraufnahme liege bei den Milchkühen bei 27,5 kg TS. Futterfett wird zur Konditionserhaltung eingesetzt. hal

Er kontaktierte einen Milchviehhalter, der mit seinen top wirtschaftlichen Ergebnissen auffiel. Der gab ihm den Kontakt eines unabhängigen Beraters, der zu Beginn nicht nur Komplimente machte. «Bist du dir bewusst, dass du eine Bruchbude hast?», meinte der Berater. Lösing aber schenkte ihm Vertrauen, und so wurden Schritt für Schritt Massnahmen eingeleitet.

Gesündere Kühe

Die Energieversorgung in der Ration wurde erhöht. «Nicht nur die Milchleistung stieg, sondern auch die Fruchtbarkeit», erläuterte Bernd Lösing die Folgen. Die Kühe seien gesünder. Das habe weitere positive Folgen. «Wenn man sich um kranke Kühe kümmern muss, fehlt die Zeit, um sich um die Prophylaxe von morgen zu kümmern.»

Heute kommt der Berater fix im vierwöchigen Rhythmus auf den Betrieb, es wird die Körperkondition der ganzen Herde inklusive der Galtkühe und der Rinder bis acht Wochen vor der Abkalbung gemessen. Weiter werden die Futteraufnahmedaten der letzten vier Wochen bilanziert und die Ration der nächsten vier Wochen analysiert und geplant. Die Gesundheitsdaten werden mit dem Tierarzt besprochen. Und weiter wird der Milcherlös nach Futterkosten mittels IOFC (Income Over Feed Cost) berechnet.

«Schluss mit Ausreden»

Auch das Tierwohl wurde verbessert. Die Hochliegeboxen wurden in Hochtiefboxen umgebaut, rund 20  Liegeboxen gingen verloren, weil sie auf 1,25 m verbreitert wurden. «Die Herdengrösse musste wegen dieses Umbaus verkleinert werden, trotzdem stieg die produzierte Milchmenge an», sagte Lösing. Die Galtkühe versucht er in «Watte» zu packen. Sie erhalten mindestens 12 m2 Liegefläche pro Tier. In der Schweiz ist in Abkalbebuchten eine Fläche von mindestens 10 m2 erforderlich.

Bernd Lösing bauert in Vreden, im westlichen Münsterland.

Die Melkanlage rüstete er auf, indem er alle milchführenden Komponenten auf 19 mm Schlauchdurchmesser wechselte, um Vakuumstabilität auch bei hohen Milchflüssen gewährleisten zu können. Auch beim Thema Grundfuttergewinnung fand er klare Worte. «Das gute Grundfutter von morgen kann man planen ‒ Schluss mit Ausreden», sagte er.

Wegen besserer Verdaulichkeit erntet er Mais lieber mit 32 % TS und 32 % Stärke anstatt mit 35 % TS und 35 % Stärke. Die theoretischen Häcksellängen liegen beim Mais bei 6 bis 8 mm, bei Gras bei 4 bis 6 mm. «Wir brauchen Grundfutter in der Qualität und Verdaulichkeit von Kraftfutter», so Lösing.

Lesen Sie zur Zukunftskonferenz «Kühe halten 2035» auch folgende Artikel: 

-> Er hält 80 Kühe im Nebenerwerb

-> Wenn ein Milchviehbetrieb von selbst laufen muss

Kommentare (3)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Alpöhi | 26.03.2025
    man kann Kühe auch zu Maschinen machen(sinnlos). Möchte gerne wissen wie der Herr im Berggebiet bauern würde??
  • Ketzer | 26.03.2025
    Das Durchschnittsalter und die Lebensleistung wäre noch interessant...
    • Buchhalter | 08.04.2025
      Mit 2,2 Lakt. hat er den Lebensleistungsschnitt bei Abgang von 32'447 kg Holstein CH 24 schon erreicht.
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