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Wie Emmentaler zu einer Lenker Alp kamen

Schon seit hundert Jahren verbringen Rinder aus Biglen BE und Umgebung der Sommer auf der Iffigenalp im Berner Oberland. Vieles hat geändert, anderes ist gleichgeblieben. Anfang Juli wurde das Jubiläum intern gefeiert.

Fast gemächlich schlängelt sich die Strasse vorbei am Iffigenfall den Wald hinauf. Bis sich oben ein schönes Tal auftut, die Iffigenalp mitten im Naturschutzgebiet Gelten Iffigen. Von hier führt der Weg über die älteste SAC-Hütte, die Wildhornhütte, ins Oeschinental. Hier zweigt auch der steile Aufstieg zu einem der ältesten Alpenübergänge, dem Rawilpass ab, der ins Wallis führt. 

100-Jahr-Jubiläum

Die Walliser zeigten seit Jahrhunderten grosses Interesse an Berner Alpen, so auch an Iffigen und besassen während Jahrhunderten grosse Teile davon. Im 19. Jahrhundert kauften die Lenker unter dem «Fürsten von Iffigen», dem Lenker Grossrat Johann Rieder immer mehr Kuhrechte von den Wallisern zurück.

Dennoch gelang es Wilhelm Hildebrand, Sohn eines Grossmüllers in Sachsen Anhalt, zwischen 1892 und 1900 grosse Teile des Iffigentals mit über 400 Kuhrechten zu kaufen. Angetan vor der Schönheit der Gegend, liess er auf der Iffigenalp ein Kurhaus, für sich ein Ferienhaus und die Wildstrubelhütte bauen, verbesserte die Zufahrt.

435 Hektaren

1923 wollte Hildebrand seine Ländereien aus Altersgründen verkaufen. Da ihm die Lenker anders als die Zweisimmer das Ehrenbürgerrecht verweigerten, kamen Lenker nicht infrage. Sekundarlehrer Edi Berger aus Biglen unterrichtete in St. Stephan und brachte die Kunde in sein Heimatdorf.

So kamen die Emmentaler für stattliche 375’000 Franken zu einer Alp im Simmental. Eine Genossenschaft wurde gegründet, die nun das 100-jährige Bestehen feiert. Nur drei Jahre später brannte das Hotel komplett nieder. Die Vorweide im Neuenrad bei Zweisimmen ergänzte ein paar Jahre später die höher gelegene Alp mit 435 Hektaren Fläche, auf der jährlich rund 300 Rinder gesömmert werden können.

Eine Dynastie

Seit 1928 ist ein Gobeli Hirt auf einer der beiden Iffiger Alpen. Dominik Gobeli, der mit 16 eigenen Kühen im vierten Sommer das Groppi bewirtschaftet und rund 120 Emmentaler Rinder sömmert, ist die vierte Generation.

Der Heimbetrieb liegt talauswärts in Boltigen. Gerade nimmt er den Bruch aus dem 120-Liter-Kessi. «Zurzeit gibt es täglich zwei 12-Kilo-Laibe. Dazu mache ich auch Mutschli und Raclettekäse. Ich bin nicht Mitglied von Casalp, das bringt mir nichts. Denn aller Käse wird privat verkauft. Lieber probiere ich etwas Neues aus», so der gelernte Schlosser und Landwirt.

37. Alpsommer

Im Lädeli sind denn auch Nidletäfeli, Raclettekäse mit Paprika oder Knoblauch zu haben. Auch wenn das Groppi die älteste Sennhütte ist, steht Dominik Gobeli für den Wandel. Den Käse muss er dank einem perforierten Järb nur einmal wenden und kann das Käsetuch entfernen. Vor dem Stall steht ein Lüfter und versorgt die Kühe mit Frischluft. «Mir gefällt das Arbeiten in der Natur und mit den Tieren. Speziell sind hier die Lärchen. Mein Urgrossvater hat eine kleine ausgegraben und zuhause gesetzt.» Unverkennbar: Dort, wo in Boltigen die grosse Lärche steht, ist Gobelis Zuhause.

Auf Vorderiffigen, unmittelbar neben dem Hotel-Restaurant, verbringt der 67-jährige Willy Schwarz seinen 37. Alpsommer. «Vielleicht mein letzter», meint er trocken. Sein Vater heiratete eine Gobeli, so schloss sich auch dieser Kreis wieder. Die Käserei ist das Reich der umtriebigen Larissa Kipp, die immer ein Lachen im Gesicht hat und aus dem Schwarzwald kommt. «Hier muss jeder bereit sein, alles zu machen. Doch wir haben es gut hier, es gibt Strom, wir haben Waschmaschine und Dusche.» Das war aber nicht immer so.

«Hier ruht sich aus, wer verschwitzt ankommt und wer am nächsten Tag weiterschwitzen will.»

Sandra Zöller

16 Kilo Agraffen

Als Groppi-Senn Hansueli Gobeli 1989 um eine Wasserturbine zur Stromerzeugung ersuchte, erteilten ihm die Genossenschafter eine Absage. Im Jahr drauf erstellte er diese auf eigene Rechnung. Dazu eine Melkmaschine, bisher mit einem Generator betrieben, 1990 als wohl jeder der Bigler Bauern eine Melkmaschine hatte. 240 Franken bezahle Schwarz für eine Kuh im Sommer und jeden Frühling, wenn er die abgelegten Weidezäune wieder montiere, brauche er 16 Kilo Agraffen.

Auch im Restaurant schliesst sich der Kreis. Gastgeberin Sandra Zöller, seit 2021 umsichtige Wirtin, schmunzelt: «Ich kann mich nicht über zu wenig Hotelgäste beklagen. Hier ruht sich aus, wer verschwitzt ankommt und wer am nächsten Tag weiterschwitzen will.» Im Restaurant mangelt es ebenfalls nicht an Ideen. Die Bergschorle mit Holundersirup, Limette, Minze aus dem eigenen Garten und Suure Moscht schmeckt ebenso lecker wie die deftige Älplerröschti mit Käse von der Iffigenalp.

Rawil-Saumzug

Daniel Feldmann hängt ein Plakat an den Fensterladen. Vom 9. bis 11. August organisiert er den Rawil-Saumzug mit Start auf der Iffigenalp. «Schon früher gingen Säumer mit Käse über den Rawil und kamen mit Wein zurück. Heute haben wir Säumerkäse von der Lenk Milch AG dabei und wir kommen mit Säumerwein von der Kellerei Riem & Däpp retour», erzählt Feldmann.

Eigentlich sei er Lohnunternehmer und Klauenpfleger, im Winter als Holzer anzutreffen. Als ihm 2016 ein Maultier angeboten wurde, habe er zuerst gelacht. «Meine Pferde sind gelb und haben Pneus.» Doch er habe das Tier gekauft und seither habe es ihm «den Ärmel hineingenommen».

Macht selbst Sättel

Mehrere Touren mache er im Jahr, die Seitenlasten und gar die Bastsättel fertige er selber, so der 55-Jährige aus Dürrenroth, auch im Emmental. Apropos Rawil: Im März 1986 beschloss der Nationalrat nach dreieinhalbstündiger Debatte, wegen befürchteten geologischen Schwierigkeiten auf den 1959 angestossenen Ausbau der A6 mit dem Rawiltunnel definitiv zu verzichten. Dies hätte Iffigen mit dem Tunnelportal beim Groppi nachhaltig verändert.

Seit gut 20 Jahren ist der 65-jährige Beat Schüpbach aus dem Baldistal bei Biglen Präsident der Iffigenalp-Genossenschaft. «Der Erwerb der Alp war für die Bauern in dieser wirtschaftlich schwierigen Zeit ein Wagnis, über das wir heute noch staunen. Jeder Teilhaber zeichnete mindestens einen Anteil à 1000 Franken. Das war damals viel Geld. Und dass die Unterländer hier eine Alp besitzen, das spüren wir manchmal heute noch», erzählt er. Am 8. Juli ging ein Jubiläumsfest mit 250 geladenen Gästen auf der Iffigenalp über die Bühne. «Es ist gewissermassen ein Erinnern an unsere Grossväter», so Beat Schüpbach.

 

Kommentare (3)

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  • Daniel Perler | 20.07.2025

    Die Alp Groppi ist in besten Händen, weil dort durch die dynamische Sennerin mit ihrem Sohn und weiteren Kräften eine unglaublich echte und vielseitige Gastfreundschaft für die Wanderer gelebt wird.


    Die vielen feinen Käseprodukte werden fein und gekonnt gleich alle in kleinen Häppchen zur Degustation angeboten, bei so viel freundlichen Engagement kann wohl niemand "nein" sagen: Wir haben überzeugt gleich eingekauft und bekommen die Käseprodukte sauber, hygienisch und sicher verpackt auf die Rucksackreise. Ohne Schaden können wir nun zuhause diese Alpspezialitäten geniessen.



    Beste Grüsse an die Redaktion mit der Bitte, diese Zeilen an die Alpfamilie auf Groppi weiterzuleiten.


    Daniel Perler

  • Bach | 13.07.2023
    Guter Bericht über das 100 jährige Jubiläum der Alpgenossenschaft Iffigenalp. Oft bin ich auf der Alp,beim See ,zur Wildhornhütte und den umliegenden Gipfeln unterwegs.Aber wo ist hier das Oeschinental . ?? Das gibts gar nicht!!
  • Ernst | 13.07.2023
    Die Iffigenalp ist für mich eine der schönsten Alp mit dem See ganz oben.
    Als Kind war ich jedes Jahr einmal oben zum Fischen.
    Einfach wunderbar!
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