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Wie er mit weniger Kraftfutter und Humusaufbau das Klima schont

Der Hof Cresta ist Projektbetrieb der «Klimaneutralen Landwirtschaft Graubünden». Auf seinem Bio-Hof in Salouf hält Andri Baltermia Jersey-Kühe, welche ohne Kraftfutter gesund sind und gute Leistungen erbringen. Um das Klima zusätzlich zu schonen will er im Projekt mit Komposttee und Pflanzenkohle Humus aufbauen.

Jasmine Baumann, lid |

Andri Baltermia führt mit seiner Familie einen Milchwirtschaftsbetrieb mit 30 Kühen. Gemeinsam mit einem Lernenden bewirtschaften sie 50 Hektaren, wovon 50% Ökowiesen und Biodiversitäts-Förderflächen sind.

Ziel ist Klimaneutralität

Der Hof Cresta ist einer der 52 Pilotbetriebe des Projektes Klimaneutrale Landwirtschaft Graubünden, welche sich intensiv mit der Reduktion von Treibhausgasen auseinandersetzen. Andri Baltermia setzt auf seinem Hof verschiedene Massnahmen um, um die Klimabilanz auf seinem Betrieb zu verbessern:

  • Installation einer PV-Anlage auf dem Stalldach
  • Verzicht auf Kraftfutter
  • Maximale Weidedauer
  • Einsatz von Pflanzenkohle (in der Fütterung)
  • Einsatz von Komposttee im Grünland (Humusaufbau)

Kühe dem Betriebssystem angepasst

Seit der Hofübernahme von seinem Vater hat Andri Baltermia die Milchviehherde von Brown Swiss auf Jersey umgestellt. Angefangen habe alles mit zwei Jerseykühen. Diese haben sich bewährt und es sind immer mehr geworden. «Ich habe gemerkt, dass diese Kühe besser zu meinem Betriebssystem passen, und sie haben sich gegenüber den Braunen durchgesetzt.»

Baltermias Ziel ist es, soviel wie möglich zu Weiden. Vom 1. Mai bis Ende Oktober gehen die Kühe auf die Weide, bei jedem Wetter. Den Sommer verbringen die Kühe auf den Saloufer Alpen. Dort sind die Jersey-Kühe ebenfalls ideal. Durch ihren feinen Körperbau machen sie weniger Trittschäden als grössere Kühe. Der hohe Gehalt der Milch an Eiweiss und Fett ergibt eine gute Käseausbeute.

Qualität des Grundfutters optimieren

Im Stall erhalten die Kühe Grassilage und Heu vom eigenen Betrieb. Zugekauft wird nur Mineralsalz und Apfelessig, welcher die Pansenstabilität verbessert. Die Entscheidung, kein Kraftfutter einzusetzen, hat für Andri Baltermia auch wirtschaftliche Gründe: «Ich will das Milchgeld lieber behalten, als es den Futtermühlen zu überweisen.»

Die durchschnittliche Milchleistung einer Kuh auf dem Hof Cresta liegt bei 4'500 bis 5'000 Kilo pro Laktation (= Milchleistungsperiode). Damit die Kühe eine bestmögliche Gesundheit haben und somit auch Leistung erbringen können, muss die Grundfutterqualität besonders gut sein. Diese versucht Baltermia mit dem Weidemanagement, Übersaat und teilweise Neuansaat von Kunstwiesen laufend zu optimieren.

Tierwohl und Menschenwohl

Der neue Laufstall, welcher 2016 gebaut wurde, ist luftig und hell. Zuvor lebten die Kühe in einem Anbindestall im Dorf. «Mit dem Wachstum des Betriebes wurde der Platz für Heu- und Düngerlagerung knapp», erklärt Andri Baltermia. Beim Bau des neuen Stalles standen das Tierwohl und Menschenwohl an erster Stelle.

Einen weiteren Schwerpunkt hat der Landwirt auf das Hofdüngersystem gerichtet: «Wir wollten einen möglichst hohen Mistanteil erzielen, da ich persönlich Mist der Gülle bevorzuge». Auf dem Dach des neuen Stalles ist zudem eine Photovoltaik-Anlage installiert, welche jährlich 45 MWh Strom produziert.

Humus aufbauen mit Komposttee

Als besonderes Projekt in der Klimaneutralen Landwirtschaft Graubünden will Andri Baltermia Humus aufbauen. Dazu bringt er seit drei Jahren jeweils auf den halben Parzellen einiger Wiesen Komposttee aus. Der Landwirt setzt das Kompostextrakt mit Wasser an und lässt es brauen, damit sich die darin enthaltenen Bakterien und Pilze nochmals vermehren können. Für die Ausbringung wird das Braugut nochmals mit Wasser verdünnt.

«Ich habe das Gefühl, es hat nun mehr Leben im Boden, aber beweisen können wir es noch nicht», sagt Andri Baltermia. Das Graben für die Krümeltests sei leichter gegangen, der Boden war weicher. Auch Pflanzenkohle kommt auf dem Cresta Hof zum Einsatz. Jedoch nicht mehr ihm Futter, wie zuerst vorgesehen, sondern in der Gülle. Pflanzenkohle verbessert die Bodenstruktur, speichert Wasser und Nährstoffe und fördert die Aktivität von Mikroorganismen.

Wirkung in der Klimabilanz gemessen

Auf den Projektbetrieben wurde zu Beginn des Projektes eine  Klimabilanz erstellt  und im aktuellen Jahr 2025 eine Zweitbilanz. «Andri ist ein klassischer Vertreter der Gruppe von Betrieben, die nicht bewusst grosse strukturelle Veränderungen angegangen sind auf ihren Betrieben, sondern da und dort Dinge optimiert haben», sagt Chris Gilli vom Maschinenring Graubünden und Klimaneutrale Landwirtschaft Graubünden. Leider seien diese kleinen Veränderungen, wie zum Beispiel der Komposttee oder die Gülleaufwertung auf der Klimabilanz nicht ersichtlich.

«Die Resultate haben aber trotzdem ergeben, dass Andri sowohl mehr Lebensmittel produziert hat als auch gleichzeitig die Emissionen reduzieren konnte im Vergleich zum Jahr 2020», so Gilli. Beides sei aber nicht primär durch die Anpassungen im Zusammenhang mit dem Klimaprojekt geschehen, sondern aufgrund jährlicher Schwankungen.

Schwachpunkte

Sprich, er hatte im 2024 sehr gutes Grundfutter, das zu einer höheren Milchmenge geführt hat. Zudem musste er keine Tiere zukaufen (was seiner eigentlichen Strategie entspricht). Im 2020, was die letzte Bilanzierung darstellt, musste er hingegen Tiere kaufen. Dieser Unterschied hat wesentlich zur Abnahme der Emissionen beigetragen.

Dieser Fall zeige die Schwäche der gesamtbetrieblichen Bilanzierung auf. Wenn es nicht 5 bis 10 einzelne Bilanzierungen verschiedener Jahre gibt, fallen die Unterschiede der Jahre oftmals viel mehr ins Gewicht als bewusst vollbrachte Leistungen. Zudem ist es in der Bilanzierung nicht möglich, alle Massnahmen abzubilden. So hat zum Beispiel Gülleaufbereitung wie sie Andri macht, bezüglich THG-Emissonen im Moment noch kein wissenschaftlich hinterlegtes Minderungspotential.

Bessere Boden- und Pflanzenverträglichkeit

Es entstehen aber weitere Vorteile, wie zum Beispiel bessere Boden- und Pflanzenverträglichkeit, tiefere Geruchsemissionen oder einfach der Umstand, dass wenn man mit der Gülle in Kontakt kommt, diese einfach wieder von den Händen wegbekommt. «All das sind Argumente, warum Andri Baltermia auf jeden Fall damit weitermachen wird, sie sind aber nicht im Bilanzierungstool abzubilden», sagt Chris Gilli.

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