Der Jungbauer Andrin Flükiger hält auf seinem Biobetrieb Lungern oberhalb des baselländischen Eptingen auf 780 Metern Meereshöhe rund 40 Schweizer OriginalBraunvieh- und ROBKühe samt Muni
Keine Frage, diese Landschaft nördlich des Bölchen, dem Scheidegebiet zwischen Solothurn und Baselland, kann es punkto Schönheit mit vielen anderen auch höher gelegenen Gegenden in der Schweiz durchaus aufnehmen.
40 Hektaren Grasland
Auch Flükigers auf dem Hof Lungern schätzen diese Umgebung. Die Familie ist hier seit 1955 ansässig und widmet sich seither der Viehzucht. Junglandwirt Andrin Flükiger bewirtschaftet auf seinem Biobetrieb rund 40 Hektaren Grasland auf einer Fläche, die zu mehr als zwei Dritteln eine Neigung bis zu 35 Prozent aufweist.
Er führt seit der Übernahme des Hofes vor einem Jahr in der dritten Generation eine Tradition fort, die bereits sein Grossvater pflegte: die Aufzucht und Haltung von Schweizer Original Braunvieh OB und ROB (ROB sind auf OB rückgekreuzte Tiere mit mind. 87,5% OB-Blut).
Gute Rassenvorzüge
Der 27-jährige Andrin Flükiger ist begeisterter OB-Züchter. «Den Ärmel reingezogen hat es mir in meinem zweiten Lehrjahr als Landwirt in Meiringen BE.» Bereits als Lernender kaufte er seinem Lehrmeister ein OB-Kalb ab, das heute noch zu seiner Herde zählt. Andrin Flükiger schätzt die Vorzüge dieser Rasse: Das seien gute Weidekühe, sehr berggängig, äusserst robust, und sie hätten wenig Klauenkrankheiten. «Sie geben zwar weniger Milch, aber sie sind fruchtbarer, weil sie nicht so hohe Leistungen bringen», so der Jungbauer.
Die Jahresleistung seiner Kühe liegt bei rund 5500 kg Milch pro Kuh. Dies nicht zuletzt, weil er noch relativ viele Jungkühe im Bestand hält. Es gibt aber auch Ausnahmen wie Kuh Rassina, die in der dritten Laktation eine Leistung von 7300 kg erbracht hat. Der Zielbestand in Flükigers Stall liegt bei 38 Milchkühen. Rund ein Drittel sind OB, der grössere Teil ROB. «Wir sind seit mehreren Jahren daran, zurückzukreuzen», so der Züchter.
Elmar Gächter
Es braucht beides
Im Laufstall aus dem Jahr 2016 stehen entsprechend viele Fressplätze und 40 Liegeboxen bereit. Die Mastkälber gehen im Alter von 21 Tagen zu einem Händler zur Weitermast. Besamt wird zurzeit mit dem mehr als 1000 Kilo schweren Prachtsstier Suro aus dem nidwaldischen Emmetten, der vorübergehend im Stall Flükiger eingestellt ist. Dessen Aufgaben übernimmt bald Jungstier Ikarus, den Andrin Flükiger von seinem ehemaligen Lehrmeister erworben hat.
Vater Ueli Flükiger hat 1995 auf den zertifizierten Biobetrieb umgestellt. «Dies vor allem wegen des Milchpreises», wie er betont. Auch wenn Sohn Andrin den Biobetrieb mit Überzeugung weiterführt, schätzt er seine Kolleginnen und Kollegen, die sich der konventionellen Landwirtschaft widmen. «Es braucht beides, Bio- und konventionelle Betriebe», hält er fest.
Glück und Stolz
Selbstverständlich freut sich Andrin Flükiger, wenn seine Kühe von Experten positiv bewertet werden. Auch er hat schon Erfolge bei Viehschauen feiern können. Am meisten gefällt ihm jene im Nachbardorf Diegten. «Dorthin gehen wir jedes Jahr mit 25 Kühen. Es ist fast wie bei einem Alpabzug, Wenn wir gegen Abend die eineinhalbstündige Strecke zurückgehen und es stehen viele Leute an der Strasse, die Freude an unseren Tieren haben, erfüllt mich dies mit Glück und Stolz», hält der begeisterte Viehhalter fest.
zvg
Toll findet er es auch, dass sich jeweils viele Kollegen melden, um ihn und seine Tiere an die Schau zu begleiten. «Und nicht zuletzt rufen viele Jugendliche an und fragen, ob sie mitgehen dürfen. Und so sind wir meist fast mehr Begleitende als Kühe.» Der sportliche und sympathische Andrin Flükiger, in seiner Freizeit seit vielen Jahren ambitionierter Unihockey-Torhüter einer Zweitliga-Mannschaft in Sissach, ist noch ledig, allerdings in festen Händen, wie er betont.
Er schätzt es, dass ihm seine Eltern im Betrieb, wenn nötig, mit Rat und Tat nach wie vor zur Seite stehen und betont, dass ihm sein Vater schon vor der Betriebsübernahme freie Hand im Stall gelassen habe. Zu seinen Zukunftsplänen hält er fest, dass er seinen Biobetrieb wie bisher weiterführen wolle. «Ich bin ja erst im zweiten Jahr nach der Übernahme. Um etwas ändern und investieren zu können, muss man zuerst das dazu nötige Geld erwirtschaften», so Andrin Flükiger.