Anlässlich der Filmpremiere «A Young Farmer’s Vision» fanden sich vergangenen Dienstag über 80 Interessierte an der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmitteltechnologie (HAFL ) in Zollikofen BE ein. Mit Kurzfilme
Nach technischen Startschwierigkeiten wurden drei interessante Kurzfilme von je etwa zehn Minuten, welche in Zusammenarbeit mit der Filmemacherin Brigitte Fässler gedreht wurden, abgespielt. Darin wurde jeweils ein Jungbauer aus der Schweiz, der Slowakei und Serbien porträtiert. In der anschliessenden Podiumsdiskussion wurden mehrheitlich die vorbereiteten allgemeinen Fragestellungen rund um das Thema Junglandwirte diskutiert.
Trotzdem kristallisierte sich eine zentrale Frage aus dem Publikum heraus: Wie kommt ein junger Bauer in der Schweiz zu einem Betrieb? Eine Frage, die sich vor allem junge Nachwuchskräfte stellen müssen, welche nicht direkt einen Hof von zu Hause aus übernehmen können. In der Schweiz würden jährlich zwischen 900 und 1100 Landwirte die Berufslehre abschliessen, so Urs Schneider, stellvertrender Direktor des Bauernverbandes, davon würden aber jährlich rund 350 wieder aus der Landwirtschaft aussteigen.
Kein Nachwuchsmangel
Die Schweiz wird wohl in Zukunft, trotz den Aussteigern, nicht unbedingt von einem prekären Nachwuchsmangel betroffen sein. Motivierter, innovativer und gut ausgebildeter Nachwuchs ist vorhanden, dieser muss jedoch auch die Möglichkeit erhalten, einen Betrieb bewirtschaften zu können. Der Einstieg für Berufsleute, welche nicht direkt einen Betrieb übernehmen könnten, sei schwer und werde fast schon verunmöglicht, lautete es aus dem Publikum.
Dies bestätigte auch der porträtierte Junglandwirt Christoph Kappeler: «Wenn man nicht 30 Jahre alt ist und mindestens 150'000 Franken Eigenkapital zur Verfügung hat, ist der Einstieg schon sehr schwierig!» Die jungen potenziellen Landwirte würden sich da seitens der Politik mehr Unterstützung erhoffen.
Planungssicherheit
Die Idee, älteren Betriebsleitern eine Art «Abdankungsgeld» zu zahlen, damit sie ihren Hof abgeben, wie es beispielsweise in Ungarn gehandhabt werde, wurde von Jürg Jordi, Chef Kommunikation des Bundesamts für Landwirtschaft, wie auch Schneider einstimmig abgelehnt. «In der Schweiz hat man keine Chance, so etwas durchzubringen», erwiderte Jordi. Man könne vielleicht die Altersgrenze für die Direktzahlungen senken, um zu einer Hofübergabe zu animieren, das Thema sei aber hoch politisch.
Neben der Frage nach dem Einstieg von engagierten Jungen in die Landwirtschaft brachte Hans-Ueli Rüegsegger, Präsident der Junglandwirtekomission des SBV, die Planungssicherheit als weiteren wichtigen Faktor in die Diskussion ein. Wenn man alle vier Jahre die langfristige Planung aufgrund der Agrarpolitik über den Haufen werfen müsse, sei es sehr schwer, einen Fokus zu setzen. Man müsse eine AP anstreben, die einen 8-Jahres-Rhythmus habe, und die Stimmen der Junglandwirte müssten klar mehr Gewicht in der Politik erhalten.
Obwohl alle Podiumsteilnehmer dazu motivierten, auf die Landwirtschaft zu setzen, ging schlussendlich nicht klar hervor, welche konkreten Massnahmen zur Nachwuchsförderung in der Schweiz nun tatsächlich angewendet werden.