In der intensiven Milcherzeugung soll jedes Tier der Herde eine hochwertige, bedarfsgerechte Ration erhalten. «Bei Milchkühen werden hierfür häufig Mischrationen eingesetzt, da Milchkühe diese nicht selektieren können», schreiben die Forscher.
Durch das Mischen werde grösstenteils verhindert, dass die Rinder das Futter selektieren könnten. In einem Forschungsprojekt wurde der Frage nachgegangen, inwieweit Milchschafe und Milchziegen verschiedene Grundfuttermischrationen selektieren können und wie sich die Fütterung von Mischrationen auf ihr Fress- und Sozialverhalten auswirkt.
Längere Partikel
Für die intensive Milchproduktion werden auch bei Schafen und Ziegen zunehmend Mischrationen eingesetzt. In experimentellen Studien an insgesamt 24 Milchschafen und 24 Milchziegen wurde die Präferenz sowie die Selektion von Mischrationen untersucht. Bei gleichzeitiger Vorlage von Grassilage, Heu und einer Mischung aus diesen beiden frassen Schafe wie Ziegen sowohl Grassilage wie auch Heu in ähnlichen Mengen, jedoch kaum deren Mischung.
Weiter zeigte sich, dass sowohl Milchschafe wie auch Milchziegen alle vorgelegten Grundfuttermischrationen selektierten (Mischung Heu/Emd, Grassilage/Heu, Grassilage/Maissilage/Luzerne). Beide Tierarten suchten jeweils nach den längeren Partikeln in der Ration. Gemäss der Studie selektieren Milchschafe auch nach Rohprotein, bei Ziegen war das weniger der Fall. Je nach Ration selektierten sie sogar gegen Rohprotein. Die Rationszusammensetzung wurde durch die Selektion bereits innerhalb der ersten beiden Stunden nach der Futtervorlage substantiell verändert.
Keine Präferenz für Mischrationen
Das Kurzschneiden (mittlere Länge 3-4 cm im Vergleich zu 6-8 cm) der Rationsbestandteile konnte die Selektion etwas verzögern, aber nicht verhindern. «Die Ergebnisse zeigen eindrücklich, wie kleine Wiederkäuer in der Lage sind, die Futtergrundlage entsprechend ihren Bedürfnissen anzupassen», schreiben die Forscher. Beim Vergleich zweier Varianten einer Ration aus Grassilage und Heu, die sich in Rohproteingehalt und Trockensubstanz unterschieden, selektierten die Tiere in ähnlichem Ausmass. Die Futterqualität hatte in diesen Rationen somit keinen grossen Einfluss auf das Selektionsverhalten.
Wurde Grassilage oder Heu einzeln vorgelegt, wurde beides in ähnlichen Mengen gefressen, nicht aber die Mischung aus den beiden. Das Projekt verdeutlichte, dass Ziegen und Schafe keine Präferenz für Mischrationen haben und dass die Futterwahl ein Verhaltensbedürfnis von Schafen und Ziegen sein dürfte.
Starke Rangordnung bei Ziegen
Auf je 12 Schweizer Milchschaf- und Milchziegenbetrieben mit Mischrationsfütterung wurde zudem das Fress- und Sozialverhalten der Tiere untersucht. Bei Futtervorlage am Morgen waren jeweils nahezu alle Tiere an der Futterachse, Schafe verhielten sich über die Zeit danach etwas synchroner als die Ziegen. Ziegen hatten etwas mehr Auseinandersetzungen am Fressplatz als die Schafe, insgesamt waren sie auf einem ähnlichen Niveau wie es in der Literatur bei Herden ohne Fütterung von Mischrationen beschrieben ist.
Die Auseinandersetzungen um Futter nahmen bei beiden Tierarten ab, je mehr Fressplätze pro Tier zur Verfügung standen. «Da Mischrationen selektiert werden und die Futterqualität rasch abnimmt, müssen somit bei der Futtervorlage alle Tiere gleichzeitig fressen können», heisst es in der Studie.
Weniger Auseinandersetzungen
Auf weiteren sechs Milchschafbetrieben mit Mischrationen wurde anschliessend überprüft, inwiefern sich die Erhöhung der Fütterungshäufigkeit von 1-2-mal pro Tag auf 5-mal pro Tag auf die Anzahl gemeinsam fressender Tiere und die Auseinandersetzungen am Fressplatz auswirken. Bei der ersten Fütterung am Morgen kamen bei beiden Fütterungshäufigkeiten nahezu alle Tiere an die Futterachse.
Im weiteren Verlauf des Tages waren jedoch bei 5-maliger Vorlage immer mehr Tiere gleichzeitig am Fressen. Dennoch waren insbesondere in der ersten Stunde nach den Fütterungen bei 5-maliger Vorlage weniger Auseinandersetzungen um das Futter zu beobachten.
Mit mehrmaliger Futtervorlage über den Tag kann unterstützt werden, dass die Futterqualität nicht zu stark sinkt und die Konkurrenz um Futter abnimmt. «Um die Arbeitsbelastung dafür zu senken, wäre eine automatisierte Futtervorlage ideal», schreiben die Forscher.
Schlussfolgerungen
- Schafe selektieren mehr nach Rohprotein, Ziegen mehr nach Partikellänge. Die Schafe verhielten sich synchroner als Ziegen, Ziegen hatten ein höheres Niveau an Auseinandersetzungen um Futter. Insgesamt gesehen lassen sich jedoch für beide Tierarten hinsichtlich der Fütterung von Mischrationen sehr ähnliche Schlüsse ziehen.
- Beide Tierarten haben keine Präferenz für Mischrationen und sind in der Lage, Mischrationen, die aus in der Schweiz üblichen Grundfutterkomponenten zusammengesetzt sind, innerhalb von wenigen Stunden substantiell zu selektieren und dadurch ihre Zusammensetzung zu verändern. Das Kurzschneiden der Ration kann dies nur etwas verlangsamen, aber nicht verhindern.
- Die Konkurrenz um Futter kann über das Anbieten von genügend Fressplätzen, so dass bei der Futtervorlage alle Tiere gleichzeitig ans Futter kommen, vermindert werden. Auch das mehrmalige Vorlegen der Ration über den Tag unterstützt, dass die Tiere ihre Futteraufnahme mehr über den Tag verteilen und Zugang zur Ausgangsration bekommen.
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