Mit Windows XP geht am 8. April geht der VW-Käfer der PC-Welt in den Ruhestand. Den alten PC muss man deshalb aber nicht unbedingt zum Elektroschrott tragen. Alternativ lässt sich die gewohnte Arbeitsumgebung auch in einem digitalen Mausoleum auf einem modernen Rechner aufbewahren.
Im Jahre 2001 bescherte Microsoft den PC-Nutzern mit Windows XP das erste wirklich einfach zu bedienende Betriebssystem. Über 400 Millionen Computer wurden damit ausgerüstet. Viele davon funktionieren heute noch so zuverlässig, wie der legendäre VW-Käfer. Nach Messungen von Netmarketshare arbeiten heute weltweit noch immer 30 Prozent aller PC mit dem Oldie. Die aktuelle Windows-Version 8 bringt es im Vergleich auf lediglich 10 Prozent Marktanteil.
XP-Computer können zu Zombie-Rechnern werden
Dass XP heute noch immer auf Millionen Rechnern arbeitet, hat insbesondere mit der Unbeliebtheit seiner Nachfolger zu tun. Denn Windows Vista, das sechs Jahre später auf den Markt kam, ärgerte die PC-Nutzer mit Abstürzen, Treiberproblemen und hohen Update-Preisen. 2009 erschien dann Windows 7, das aber die inzwischen bejahrten XP-Rechner überforderte. Auch das aktuelle Windows 8 lässt sich nur mit viel Bastelei auf alten Rechnern installieren.
Windows XP läuft und läuft also wie der legendäre VW-Käfer. Während der Auto-Oldtimer miese Abgaswerte und keinen Airbag hat, steht Windows XP als Sicherheitsrisiko in der Kritik. Denn Microsoft liefert inskünftig keine Flicken für die Software mehr aus. Die alten PC lassen sich deshalb aus dem Internet attackieren oder gar als Zombie-Rechner missbrauchen.
Kein Zugriff auf Internet erlauben
Einen alten XP-Rechner auf das aktuelle Windows 8 zu aktualisieren macht aber ungefähr gleichviel Sinn, wie mit dem VW-Käfer ein Formel-1-Rennen zu bestreiten. Wer den PC-Veteran sicher betreiben will, sollte ihn aber inskünftig nicht mehr mit dem Internet verbinden. Will man trotzdem Daten und Geräte im Heimnetzwerk nutzen, muss ihn abschotten.
Diese Aufgabe erledigen Kinderschutzfunktionen in modernen Internet-Routern. Mit ihnen lässt sich nämlich einstellen, dass ein PC zwar im Heimnetz arbeiten darf, aber keine Verbindung ins Internet erhält.
Will man seine gewohnte Arbeitsumgebung des XP-Rechners auf einen neuen PC weiter nutzen, kann man den Oldie komplett in eine Datei kopieren und diesen dann als sogenannten virtuellen PC auf dem neuen Windows-PC weiter betreiben. Anleitungen dazu googelt man sich mit den Suchbegriffen «Windows XP weiter nutzen Virtualbox Vmware». Auch dem virtuellen PC sollte aber der Internetzugriff verwehrt werden.
Zügelhelfer
Um stattdessen nur Daten und die wichtigsten Programme von einem XP-Rechner auf einen Windows-8-PC zu zügeln, bietet Microsoft das Hilfsprogramm PCMover unter www.windowsxp.com kostenlos an.
Bevor man seinen alten Rechner verschrottet, sollte man unbedingt die komplette Festplatte mit einem Imaging-Programm auf eine externe USB-Festplatte sichern. Denn irgendwas geht bei der Zügelei meist vergessen. Komfortabel erledigt diese Aufgabe Acronis TrueImage, spezielle Versionen der Festplattenhersteller (Seagate DiscWizard, True Image WD Edition) sind sogar kostenlos. Ebenfalls gratis sind Driveimage XML (www.runtime.org) und Backup & Recovery 2014 Free Edition (www.paragon-software.com).
Cloud statt Office
Wer sich von seinem XP-Rechner noch radikaler verabschieden möchte, kann die Daten auch in die Cloud transferieren und inskünftig nur noch im Browser die Dienste von Google-Docs und Onedrive.com nutzen. Mit diesen Cloud-Anbietern können Word und Excel-Dateien direkt im Browser oder gar auf Tablets und Smartphones bearbeitet werden. Man muss dazu weder Software kaufen oder installieren.
Der Preis solcher Cloud-Dienste ist allerdings der Verlust der Privatsphäre, weil Behörden auf die im Internet gespeicherten Dokument und Daten zugreifen können.
Wer seine XP-Dateien in die Cloud kopieren will, kann spezielle Hilfsprogramme installieren, welche komplette Ordner in die Cloud transferieren. Wer mehr Vertraulichkeit will, kann seine Daten vor dem Kopieren ins Internet mit Tools wie Cloudcryptor verschlüsseln. Dann lassen sie sich allerdings nicht mehr direkt in der Cloud bearbeiten.