Mischfutter ist teuer, der Milchpreis tief. Nun zeigen erste Analysen, dass das Raufutter 2012 von eher bescheidener Qualität ist. Die Milchproduzenten müssten noch spitzer kalkulieren – wenn das noch möglich ist.
Dieses Jahr konnten die Bauern zwar viel Futter ernten. Scheunen und Silos sind mehrheitlich voll mit Dürrfutter und Grassilage der Ernte 2012. Doch erste Analysen von Raufutter- und Grassilageproben aus der ganzen Schweiz zeigen, dass die Qualität mit der Menge nicht Schritt halten kann. «Insbesondere beim Dürrfutter sind die Rohfasergehalte sehr hoch», bestätigt Hansueli Rüegsegger von der UFA AG. «Es fehlen die leicht fermentierbaren Komponenten. Das Futter ist deshalb weniger gut verdaulich.»
Tiefe Grundfuttergehalte
Bei der Melior wurden dieses Jahr noch zu wenige Grundfutterproben analysiert, um aussagekräftige Schlüsse zu ziehen.
Besonders ins Gewicht fallen die tiefen Grundfuttergehalte, weil die Getreide- und die Sojapreise hoch sind wie noch nie. Das verteuert das Ergänzungsfutter, das nötig wird, um die tiefen Grundfuttergehalte auszugleichen. Nach den meisten anderen Mischfutterproduzenten hat am Montag auch die Melior ihre Mischfutterpreise um einen bis sieben Franken pro 100 Kilo Futter angehoben, um die Rohstoffkosten aufzufangen.
Die Milchproduzenten werden diesen Winter also tiefer in die Tasche greifen müssen, um ihre Kühe bedarfsgerecht füttern zu können.
Tiefer Milchpreis - hohe Kosten
Doch verharren die Milchpreise auf einem Rekordtief, es fliesst also nicht mehr Geld in die Kasse. Markus Höltschi, Betriebswirtschafter am Bildungs- und Beratungszentrum für Natur und Ernährung in Hohenrain LU, verfolgt die Entwicklung mit Sorge: «Wir haben heute auf durchschnittlichen Betrieben im Talgebiet schon Vollkosten von 90 Rappen bis 1 Franken pro Kilo Milch.» Dem stünden der tiefe Milchpreis und Direktzahlungen von 15 bis 25 Rappen pro Kilo Milch gegenüber. Da bleibe unter dem Strich schon heute nicht mehr viel, rechnet er vor, «steigende Kraftfutterpreise sind in dieser Konstellation natürlich besonders schmerzhaft».
Höltschi rät den Milchpoduzenten deshalb, ihr Augenmerk besonders auf die Kosten zu richten und die Kühe defensiv zu füttern. Je mehr Leistungsfutter eingesetzt und je mehr die Milchleistung gepusht werde, desto abhängiger werde man von den Preisschwankungen auf dem Markt: «Mit teurem Futter kann man keine billige Milch produzieren.»
Noch liegen die Analysen der letzten Emdschnitte und damit die definitiven Analyseresultateübers ganze Jahr nicht vor. Rüegsegger vermutet, dass das Herbstfutter die schlechte Verdaulichkeit des Frühlings- und Sommerfutters noch etwas ausgleichen wird.