In der Schweiz sind Maschinenringe bei weitem nicht so verbreitet wie in Nachbarländern. Claudio Müller, Geschäftsführer des Maschinenrings Graubünden, über die Gründe und wieso jeder Bauer Mitglied sein sollte.
Herr Müller, sind Maschinenring-Mitglieder erfolgreicher als andere Bauern?
Claudio Müller: Der Maschinenring ist sicher nicht "das" alleinige Heilmittel zum Erfolg. Aber ganz grundsätzlich haben Kooperationen grosses Potential, in welcher Form auch immer. Die Stärke vom Ring ist sicher, dass er nicht so sehr verpflichtet wie beispielsweise eine Betriebsgemeinschaft.
Funktioniert die Vermittlung von Maschinen und Arbeitskräften wirklich immer?
Eine totale Garantie gibt es nicht. Es stehen schliesslich Menschen dahinter. Und die müssen bereit sein eine Dienstleistung zu erbringen. Weil es bei uns keinen Zwang gibt muss man sich absprechen, muss planen und vorausschauen. Man kann nicht einfach morgens aufstehen, zum Himmel hochschauen und sich fragen: Was mach ich heute. Es braucht schon eine andere Organisation.
Der Maschinenring vermittelt nicht nur Maschinen, sondern ist auch im Gewerbe aktiv. Gibt es da keine Konkurrenz?
Überall wo es Geld zu verdienen gibt, besteht eine gewisse Konkurrenz, das lässt sich nicht vermeiden. Vor allem wenn wir noch mehr in den Kommunalbereich vorstossen wollen. Aber man kann von den Bauern nicht immer verlangen, sie müssten Unternehmer sein und sie dann wieder ausbremsen. Fest steht allerdings, dass wir mit gleich langen Spiessen kämpfen müssen. Es darf nicht sein, dass ein Bauer im Winterdienst mit der grünen Nummer unterwegs ist, während man vom Gewerbler verlangt, dass er eine weisse Nummer hat.
Aber dass der Bauer den Treibstoff billiger bekommt finden sie okay?
Der vergünstigte Treibstoff ist limitiert und ohnehin bezogen auf die Betriebsfläche. Es ist also keineswegs so, dass der Bauer zuhause eine Tankstelle hat und dann uneingeschränkt mit günstigem Sprit herumfahren kann.
Der Ring betreibt einen Betriebshelferdienst für Notfälle und Arbeitsentlastung. Können sie diese Mitarbeiter konstant beschäftigen?
Das ist eine enorme Herausforderung. Die saisonalen Schwankungen kennt man zwar mit der Zeit, trotzdem ist es schwierig die Balance zu halten zwischen Angebot und Nachfrage. Also einerseits die richtigen Arbeitskräfte zu haben und andererseits die Arbeitskräfte, die man hat, auch so auszulasten, dass sie auf ihre Rechnung kommen.
Und bleiben...
Das ist die Schwierigkeit bei unserem Modell. Wir haben ja keine Festangestellten. Das wissen zwar alle, aber sie sagen trotzdem ab und zu mal: "Also jetzt hätte ich gerne wieder mehr Arbeit" oder auch mal "Jetzt kann ich gerade nicht".
Ist der Lohn nicht attraktiv genug oder die Vermittlungsgebühr zu hoch?
Zurzeit zahlen wir 200 Franken Bruttolohn am Tag für einen Betriebshelfer und verrechnen dem Betrieb 230 Franken. Nach Abzug aller Nebenkosten bleiben uns noch rund siebzig Rappen pro Stunde für die Vermittlung. Das ist ein Defizitgeschäft. Aber wenn wir die Tarife erhöhen, dann können sich viele Bauernbetriebe unseren Dienst nicht mehr leisten. Und wenn wir die Löhne senken, dann haben wir schnell keine qualifizierten Arbeitskräfte mehr. Deshalb müssen wir quersubventionieren.
Zum Beispiel mit den Mitgliedsbeiträgen?
Aktuell haben wir 840 Mitglieder. Bei rund 2'300 Bündner Bauernbetrieben ist das aber noch viel zu wenig. Ich finde es verrückt, dass über eine Rega-Mitgliedschaft eigentlich niemand diskutiert. Da machen einfach alle mit, obwohl man hofft, dass man das Angebot nie in Anspruch nehmen muss. Dabei hat man bei der Rega auch keine hundertprozentige Garantie, dass gerade dann geflogen wird, wenn man es braucht. Schliesslich kann gerade das Wetter schlecht sei oder ein anderer Notfall Vorrang haben. Aber wenn es um den Ring geht, dann sind viele Landwirte offenbar skeptischer eingestellt.
Man könnte den Mitgliedsbeitrag als "Solidaritätsbeitrag" deklarieren.
Genau. Jemand sollte auch dann Mitglied werden, wenn er denkt, er habe ja Nachbauern, die ihm jederzeit helfen können. Die neunzig Franken Jahresbeitrag kann man über die Vorteile der Einkaufsgemeinschaft sowieso wieder herausholen. Denn damit lassen sich bei Einkäufen zehn, zwanzig oder mehr Prozent einsparen.
Aber warum sind dann nicht längst alle Bauern Mitglied?
Das frage ich mich auch. In Deutschland und Österreich hat der Maschinenring ein viel höheres Gewicht als bei uns. Vielleicht haben sich einige noch nicht so richtig mit der Idee auseinandergesetzt.