Vor einem Jahr wurde die IG Bauernhofspielgruppe zu einem Verein umgewandelt. Es kamen neue Mitglieder dazu, und das Ziel der Vernetzung hat sich erfüllt. Die Nachfrage nach Betreuungsplätzen ist nach wie vor gross.
Mittwochmorgen, gegen neun Uhr. Die Mütter bringen ihre Kinder zum Treffpunkt der Bauernhofspielgruppe in Schmidigen BE. Die Leiterinnen Karin Wyss und Therese Dähler nehmen die Kinder im Alter zwischen drei und viereinhalb Jahren in Empfang. Weder die Kälte noch die stürmische Bise können die Sprösslinge vom Besuch der Bauernhofspielgruppe abhalten, denn es steht eine Pferde-Schlittenfahrt auf dem Programm.
Leiterinnen haben alle Hände voll zu tun
Geduldig steht «Tici» eingespannt am Wegrand, im Schlepptau mehrere Schlitten. Schnell verabschieden sich die Kinder von ihren Mami und suchen sich einen Platz auf den Schlitten! Brav trottet das Pony Richtung Wald, und die sieben Kinder jubeln auf ihren Gefährten und trotzen tapfer der eisigen Kälte! An diesem kalten Tag können es die beiden Leiterinnen nicht verantworten, den ganzen Vormittag draussen zu sein. Nach der Schlittenfahrt hüpfen die Kinder dem geheizten Innenraum zu.
Die Leiterinnen haben alle Hände voll zu tun, bis jedes Kind aus seinem mehrschichtigen Winter-Tenue herauskommt. Mit warmem Tee, Äpfeln und Haselnüssen kann der Hunger gestillt werden. Aber, die Nüsse sind ja noch gar nicht «ausgepackt»! Bereits das ist schon ein Erlebnis für die Kleinen, mit dem Nussöffner die Haselnüsse zu knacken.
Meinung der Mütter
Während die einen den Nussknacker kaum mehr aus den Händen geben, ist bei den anderen das Spielen und Herumtollen angesagt. Zum Abschluss des Vormittags auf dem Bauernhof gibt es noch eine Geschichte. Mit grösster Aufmerksamkeit verfolgen die Dreikäsehoch, was ihnen Karin Wyss vom Maulwurf zu erzählen hat!
Aus der Sicht der Mütter steht der Kontakt zu den Tieren im Vordergrund. Es sei auffallend, was die Kinder alles beobachteten, und wenn sie nach Hause kämen, hätten sie viel zu erzählen. Ein Aspekt sei auch, dass sich die Kinder richtig austoben könnten. Einig waren sich die Mütter auch, dass der Besuch der Bauernhofspielgruppe für die Kinder eine gute Hilfe ist, sich vor dem Kindergarten von daheim abzulösen.
32 Bauernhofspielgruppen
Der Verein IG Bauernhofspielgruppe wurde vor einem Jahr gegründet, und die Präsidentin Karin Wyss blickt voller Zufriedenheit auf eine erfolgreiche Zeit zurück. «Schweizweit hat der Verein nun 55 Mitglieder in 32 Bauernhofspielgruppen», so die Präsidentin.
Seit einem Jahr verfügt der Verein nun über eigene Statuten. Mitglied kann werden, wer aktiv in einer Bauernhofspielgruppe arbeitet, oder wer vor hat, selber eine anzubieten. Der Verein hat keine Richtlinien oder irgendwelche Vorschriften. Auf Wunsch werden aber den Mitgliedern, die mit einer Bauernhofspielgruppe starten wollen, Empfehlungen abgegeben (siehe Kasten).
Neues Standbein
Die Vereinsführung durfte die Erfahrung machen, dass die Plätze in Bauernhofspielgruppen sehr gefragt sind. Und sie sind überzeugt, dass dieses Angebot ein neues Standbein für Bauernfamilien sein könnte. «Es ist ein Nebenerwerb, in den sich die ganze Familie einbinden kann», so Karin Wyss, «sei es der Partner oder die Schwiegermutter, wichtig ist, dass man immer zu zweit ist.» An der bestehenden Infrastruktur muss nicht zwingend etwas geändert werden.
Die Präsidentin empfiehlt, mit den Ressourcen zu arbeiten, die vorhanden sind. «Ein Knüller für die Kinder sind natürlich schon die Tiere», weiss sie aus Erfahrung. «Es ist kein Muss, aber es hilft den Kindern, die Angst vor Tieren abzubauen, zum Beispiel beim Füttern oder Misten.» Wyss beobachtet, dass im Beisein von Tieren die Kommunikation unter den Kindern viel grösser ist, sie sprechen sich ab, wer zum Beispiel beim Pony den Bauch oder die Beine striegelt.
Spannende Fachtagungen
Ein grosses Anliegen ist es, interessante, aufschlussreiche und spannende Fachtagungen und Weiterbildungen zu attraktiven Preisen anzubieten. An einer Fachtagung ging es um das sehr wichtige Thema: «Sicherheit auf dem Bauernhof». Dazu konnte Martin Ulrich von der Beratungsstelle für Unfallverhütung in der Landwirtschaft (BUL) verpflichtet werden. Die Tagungsteilnehmenden bekamen wertvolle Informationen zur Gefahrenprävention auf dem Bauernhof.
Auch für dieses Jahr sind einige Anlässe geplant. Zum Beispiel gibt es am 21. Februar einen Filzkurs in Oberburg BE, am 14. April einen Weiterbildungskurs in Schaffhausen zum Thema ADHS und Aggression.
Neue Visionen
Auf die Frage, was die IG Bauernhofspielgruppe im ersten Vereinsjahr erreicht hat, strahlen die Augen der Präsidentin: «Wir sind wie eine Familie geworden. Der Austausch untereinander ist wertvoll, und das Ziel des Vereins, sich zu vernetzen, ist erreicht!» Natürlich schweben dem Verein noch weitere Visionen vor: «Wir möchten eine spezielle Ausbildung für Bauernhofspielgruppen-Leiterinnen anbieten können. Und ein ganz grosser Wunsch wäre, wenn die IG Bauernhofspielgruppe auch vom Schweizer Bauernverband Unterstützung bekäme…!»
Mehr Infos finden Sie hier oder Telefon unter 079 546 62 04, (Karin Wyss)
Empfehlungen
Die Sicherheit durch die BUL abklären lassen. Haftpflichtversicherung anpassen. Mit der Gemeinde abklären, ob es eine Bewilligung braucht. Überlegen, in welchem Kindesalter und wie viele Kinder. Wichtig: Gruppe zu zweit betreuen. es