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«Wir wollen Eure Überschussbutter nicht!»

Rund 60 Milchbauern aus der Schweiz und Deutschland haben am Dienstag am Zollübergang zwischen Riehen BS und Lörrach (D) gegen Dumping-Butterexporte protestiert. Eine Protestaktion von Schweizer und französischen Bauern fand auch in Genf statt.

Lucas Huber |

 

 

Rund 60 Milchbauern aus der Schweiz und Deutschland haben am Dienstag am Zollübergang zwischen Riehen BS und Lörrach (D) gegen Dumping-Butterexporte protestiert. Eine Protestaktion von Schweizer und französischen Bauern fand auch in Genf statt.

Milchbauern, bewaffnet mit Transparenten und Kuhglocken, mit Spruchbändern und der Empörung der Verzweifelten auf den Lippen, überqueren die Grenze zwischen Deutschland und der Schweiz, lautstark und ein ums andere Mal.  Vor sich her schieben sie Einkaufswagen und Schubkarren, gefüllt bis obenhin mit Butter, verteilen Handzettel unter den Autofahrern, brüllen ins Mikrofon: «Es muss sich was ändern!» Sie fürchten um ihre Existenzgrundlage. Darum taten sich Mitglieder der Bauernorganisation Uniterre gestern mit ihren Kollegen des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter BDM zusammen, ihre Entrüstung in Form eines Protests auf die Strasse zu tragen.

Lebensgrundlage bedroht

Stein des Anstosses sind nicht nur die Butterexporte in Länder ausserhalb der EU, die zwecks Abräumung des Butterüberschusses zwangsverordnet und von den Produzenten mit einem Rappen je Kilo Milch zwangssubventioniert werden. Seit kurzem wird auch fettreduzierte Butter in die EU exportiert. «Wir lassen es nicht länger mit uns machen, dass hochwertige Güter derart ins Ausland verramscht werden», empört sich Ulrike Minkner, Vizepräsidentin von Uniterre. «Unsere Produktionskosten sind zu hoch, als dass wir für den Weltmarkt produzieren könnten», ergänzt sie. Sie wolle sich nicht von profitgierigen Milchunternehmungen in eine mörderische Konkurrenz drängen lassen, die die Lebensgrundlage der Milchbauern aufs Spiel setzte und der Landwirtschaft letzten Endes den Garaus machen würde.

Darum fordern Uniterre und BDM sowie weitere Organisationen wie das European Milk Board ein Ende der Exporte zu Dumpingpreisen.  Ausserdem fordern sie die Wiedereinführung eines Mengenregulierungssystems, um ein Ende der organisierten Überproduktion von über 200 Millionen Kilo Milch jährlich zu erreichen. Ob dies dank des gestrigen Protests gelingt, ist fraglich. Zumindest sei es ein Lebenszeichen, meint Bio-Bauer Samuel Spahn.

Schliessungen befürchtet

Ein lautes Lebenszeichen: «Butterberge nicht verramschen, sondern vermeiden», heisst es auf einem der Transparente, «Kein Butter-Export-Dumping» auf einem anderen, «Fette Milch macht schlanke Bauern, die am Butterberg versauern» auf einem dritten. «Das Malaise ist gross, die Situation dramatisch: Wenn sich nichts ändert, werden Milchproduzenten gleich reihenweise ihre Betriebe schliessen müssen», schliesst Spahn und reiht sich wieder ein in den Schubkarren-Konvoi, der die Grenze im Kreise überquert. «Wir wollen eure Überschussbutter nicht!», rufen die Deutschen den Schweizern zu und umgekehrt im Tone eines Marktschreiers: «Billige Butter, billige Schweizer Butter.»

Auch in Genf eine Demo

Auch am Grenzübergang von Bardonnex GE transportierten rund 20 Bauern Butter nach Frankreich. Pierre-André Tombez, der Präsident der Bauerngewerkschaft Uniterre, begründet die kleine Gruppe mit der Angst der Bauern vor Konsequenzen: «Die Westschweizer Produzenten wagen es nicht mehr, an Protestaktionen teilzunehmen. Sie befürchten, dass sie ihre Milch nicht mehr verkaufen können, wenn sie erkannt werden.»

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