Eine neue Plattform für innovative Produkte bietet die sogenannte Insektenbioraffinerie, die am Fraunhofer-Institut für Grenzflächen- und Bioverfahrenstechnik (IGB) in Stuttgart aufgebaut wurde. In dieser Anlage verwerten die Larven der Schwarzen Soldatenfliege organische Reststoffe und Bioabfälle und produzieren dabei Wertstoffe, die beispielsweise in der Chemieindustrie genutzt werden können. Entstanden ist die Insektenbioraffinerie im Rahmen des Projekts «InBiRa», das jetzt nach drei Jahren Forschung abgeschlossen wurde.
Grundlage für Chemikalien
Was nicht mehr essbar ist, kann nach Angaben der IGB-Forscher in der Insektenbioraffinerie sinnvoll als Ressource genutzt werden. Die Larven der Schwarzen Soldatenfliege vertilgen beispielsweise überlagerte Lebensmittel sowie Abfälle aus der Gastronomie und der Biotonne. Bei ihrem Wachstum produzieren sie unter anderem Proteine, Fette und Chitin, woraus Folgeprodukte hergestellt werden können.
Den Wissenschaftlern zufolge entstehen am Ende chemische Grundstoffe, sogenannte Plattformchemikalien, die als Bausteine für Kraftstoffe, Kosmetika, Reinigungsmittel, Kunststoffe oder auch Pflanzendünger dienen können. Die Liste der möglichen Endanwendungen sei lang. Damit berge die Insektenbioraffinerie ein enormes Potenzial für die erfolgreiche Transformation hin zu einer kreislaufbasierten Bioökonomie.
Komplexe Anlage
Projektleiterin Dr. Susanne Zibek ging Ende Oktober bei der Abschlussveranstaltung insbesondere auf die Komplexität der aufgebauten Pilotanlage ein. «Grundsätzlich ähnelt das Prinzip einer Bioraffinerie dem einer klassischen Erdölraffinerie», so Zibek. Ein Rohstoff mit komplexer Zusammensetzung werde in seine einzelnen Bestandteile aufgetrennt.
Die nachhaltige Bioökonomie ist ein wesentlicher Baustein um eine zukunftsfähige Wirtschaft zu finden
In der InBiRa-Anlage würden alle benötigten Prozessschritte im Pilotmaßstab abgebildet, erläuterte die Projektleiterin. Das beginne bei der Mast der Larven - dem «Farming», gehe über die Trennung der Fett- und Proteinfraktion - die Primärraffination - und reiche bis zu deren Umwandung zu den jeweils gewünschten Zwischenprodukten. Gefördert wurde das Projekt vom baden-württembergischen Umweltministerium mit Mitteln des Landes und des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE).