Die Hypothekarzinsen sind in der Schweiz innert weniger Wochen deutlich angestiegen. Höhere Kosten für einen Hauskredit verleiten manche Interessenten für Hypotheken dazu, über eine Entscheidung länger nachzudenken. Von Panik könne aber nicht die Rede sein, heisst es beim Vergleichsportal Comparis.
Festhypotheken kosteten Ende des zweiten Quartals deutlich mehr als zu Beginn des Quartals, wie Comparis in seinem neusten Hypotheken-Barometer feststellt. Die Zinsen seien bereits Anfang Jahr und nun erneut im Verlauf des zweiten Quartals deutlich angestiegen. So betrugen die Richtzinsen für Festhypotheken mit fünfjähriger Laufzeit zu Beginn des zweiten Quartals 1,6 Prozent. Am Ende waren es 1,9 Prozent. Bei den zehnjährigen Laufzeiten schnellte der Zins von 2,2 auf über 2,6 Prozent hoch.
Das bedeutet einen Zinsanstieg um 17 Prozent innerhalb weniger Wochen. Comparis-Hypothekarzinsexperte Stefan Rüesch sagt: «Auslöser war klar die Ankündigung des amerikanischen Notenbankchefs Ben Bernanke, der sage, er werde die Märkte nicht ewig mit Liquidität versorgen können.»
Zwar habe Bernanke diese Aussagen später relativiert, doch der Einfluss auf die Zinsen sei bestehen geblieben. Auch die Einführung eines antizyklischen Kapitalpuffers durch den Bundesrat in der Hypothekenvergabe habe einen Einfluss auf die Zinsen.
«Die Refinanzierungskosten für die Banken sind gestiegen, dann wieder gesunken», sagt Rüesch. Die Banken schöpften nun aber gern eine etwas höhere Marge ab. Die «goldenen Zeiten für die Hypothekarnehmer» neigten sich dem Ende zu: Mit den Zinsen würden auch die Anforderungen an die Eigenheimbesitzer steigen, sagte Rüesch. «Ein Haushalt mit einer Hypothek von einer halben Million Franken bezahlt nun 260 Fr. pro Monat mehr als beim Tiefststand der Zinsen im Dezember.»
Jene, die eine Hypothek aufnehmen wollen oder in den nächsten zwölf Monaten einen Hauskredit erneuern müssten, würden sich genauer überlegen, wie sie vorgehen könnten. Eine Krise sei das aber nicht: «Auf der einen Seite ist ein Anstieg der Zinsen zu beobachten, auf der andern Seite sind diese im historischen Vergleich immer noch sehr tief», sagte Rüesch im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda.
Laut Comparis hat sich die plötzliche Unsicherheit nach Monaten der Stabilität direkt auf die Nachfrage ausgewirkt. Erstmals seit Ende 2011 betrug im zweiten Quartal 2013 der Anteil der Festhypotheken in der Hypotheken-Börse von Comparis wieder deutlich weniger als 80 Prozent, nämlich 77 Prozent. Zulegen konnten hingegen Spezialmodelle, etwa für ökologisches Bauen, für Familien oder oder Zinsmodelle, die sich am Interbankenzinssatz Libor orientieren.


