Bundeskanzler Olaf Scholz ist offen gegenüber Forderungen, den Schutzstatus des Wolfes auf europäischer Ebene herabzustufen: «Weidetierhaltung sichert die nachhaltige Bewirtschaftung von Dauergrünland», erklärte Scholz anlässlich eines Besuchs beim Landesbauernverband. Darum müsse man alles dafür tun, «die Landwirtinnen und Landwirte zu unterstützen, und zeitnah eine für alle tragfähige Lösung zum Thema Wolf finden», so der Regierungschef.
«Die Regelungen zur Entnahme von verhaltensauffälligen Wölfen treten erst in Kraft, wenn erste Weidetiere bereits gerissen sind», umriss der Präsident des Landesbauernverbandes Brandenburg, Henrik Wendorff, das Problem. Nach seiner Auffassung sollte Deutschland dem Vorschlag der EU-Kommission zustimmen, den Schutzstatus des Wolfes im europäischen Recht von «streng geschützte Art» auf «geschützte Art» herabzusenken. Das erweitere im Nachgang den Handlungsspielraum für ein regionales Bestandsmanagement.
Der SPD-Landtagsabgeordnete Johannes Funke betrachtet das Treffen des Kanzlers mit Verbandsvertretern als Zeichen der Wertschätzung für die brandenburgische Landwirtschaft. «Ich habe mich sehr gefreut, dass der Bundeskanzler um ein informatives Gespräch zur Situation in der Weidetierhaltung gebeten hatte», sagte Funke gegenüber AGRA Europe. Funke bescheinigte dem Kanzler ein grosses Interesse an den Fragen zum Umgang mit dem Wolf. Der agrarpolitische Sprecher seiner Fraktion sieht sich in seiner Auffassung bestätigt, «dass wir regionale Instrumente brauchen, um die Bestände im Bedarfsfall managen zu können».