Unterschiedliche Haltungen zur Liberalisierung des Handels insbesondere mit Agrargütern, aber auch Industrieprodukten und Dienstleistungen bringen den Zeitplan der Doha-Runde in Gefahr.
Der Generaldirektor der Welthandelsorganisation (WTO), Roberto Azevêdo, rief die versammelten Delegationen Anfang vergangener Woche deshalb dazu auf, sich für Kompromisse zu öffnen. Dabei geht es noch nicht um eine endgültige Einigung, sondern um die Festlegung auf das Arbeitsprogramm bis zum nächsten Ministertreffen im Dezember in Nairobi.
Azevêdo hält die Verabschiedung des Zeitplans spätestens im Juli für unerlässlich. In einigen Bereichen gebe es zwar Bewegung, räumte der WTO-Leiter ein. „Ich bin jedoch zunehmend besorgt, dass wir in den Schlüsselbereichen Landwirtschaft, Industrie und Dienstleistungen nicht die notwendigen Fortschritte machen“, so Azevêdo. Niemand habe behauptet, es sei einfach, sich auf ein Arbeitsprogramm zu einigen. Aber man warte noch immer auf den bis Juli nötigen Durchbruch, um sicherzustellen, dass der Dezembergipfel ein Erfolg werde. Er kündigte an, künftig öfter Vollversammlungen einzuberufen, um sicherzustellen, dass alle WTO-Mitglieder über den aktuellen Verhandlungsstand umfassend informiert seien.
Das sei die Voraussetzung, um zum gegebenen Zeitpunkt auch die politischen Entscheidungen zu treffen. Azevêdo bekräftigte seinen Appell am Donnerstag in Paris gegenüber eine Reihe von Spitzenpolitikern, die zum jährlichen Ministerrat der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) erschienen waren.


