Wer kennt sie nicht, die Fotos von den strahlend lächelnden Bundesräten, die alljährlich an der Olma ein Ferkel streicheln. Sie wollen damit ihre Nähe zur landwirtschaftlichen Bevölkerung ausdrücken und Sympathien und Stimmen gewinnen. Dies war eigentlich auch die Absicht von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron an der nationalen Landwirtschaftsmesse in Paris, die letztes Wochenende ihre Toren öffnete.
Doch bevor Macron dieses medienwirksame Foto machen konnte, kam es zu einem Aufstand französischer Bauern, zu tumultartigen Szenen und zu Tränengaseinsätzen der Polizei. Bauern wurden im Polizeigriff abgeführt während laute Pfeifkonzerte und wütende Sprechchöre den Rücktritt des Präsidenten forderten. Seinen Auftritt hat er sich gewiss anders vorgestellt. Doch Frankreichs Präsident verliess die Messe nicht ohne ein für Frankreichs Landwirtschaft zukunftsweisendes und revolutionäres Versprechen.
Fin de règne…#MacronDEHORS#AgriculteursEnColere#SIA2024#salonAgriculturepic.twitter.com/1bHGhPQupa
— N. Dupont-Aignan (@dupontaignan) February 24, 2024
Eröffnung um Stunden verzögert
Für Frankreichs Präsident kamen die Tumulte während seines Auftritts bei der Eröffnung des «Salon de l’Agriculture» überraschend. Denn seit dem Beginn der Bauernproteste Anfang Jahr hat die französische Regierung seinen Bauern Dutzende von Zugeständnissen gemacht. Doch das scheint nicht genügt zu haben. Die Eröffnung der landwirtschaftlichen Publikumsmesse verzögert sich wegen der Proteste wütender Bauern um mehr als 4 Stunden.
Bis am 3. März werden am «Salon de l’Agriculture» rund 600'000 Besucherinnen und Besucher erwartet. Was für die Olma das Ferkel, ist für die Pariser Agrarmesse die Leitkuh. Jedes Jahr wird eine Kuh in einer Ehrenbox in der Nähe des Eingangs gehalten. Sie wird damit zum Star der alljährlich stattfindenden Messe. Dieses Jahr ist es die fünfjährige normannische Kuh «Oreillette», welcher diese Ehre zuteil wird. Auch Macron hat die Kuh gestreichelt. Doch diesen Auftritt musste er sich zuerst gegen aufgebrachte Bauern erkämpfen.
Bisherige Zugeständnisse unzureichend
Für Frankreichs Regierung doch eher überraschend haben die Bauern die Messe in Paris genutzt, um weiterhin ihre Unzufriedenheit mit der Regierung auszudrücken. Macron erinnerte die Landwirte an der Messe daran, dass die Regierung bereits 62 Verpflichtungen eingegangen sei, um Frankreichs Bauern entgegenzukommen, berichtet die «Tagesschau». Doch das scheint nicht zu genügen.
Bereits vor der Eröffnung haben Traktoren die Strassen von Paris blockiert. Rund 400 zornige Bauern hätten sich schon vor der Öffnung der Tore Zugang zum Messegelände verschafft, schreibt der «Tagesanzeiger». Sie hätten sich mit den Sicherheitskräften geprügelt und schon vor der Eröffnung für Chaos gesorgt. Die Polizei setzte dazu auch Tränengas ein. Erst 4,5 Stunden nach der geplanten Eröffnung hat Präsident Macron den symbolischen Start mit dem Zerschneiden eines Bandes vollziehen können. Dies tat er unter lauten Pfiffen. Lautstark forderten die Bauern seinen Rücktritt.
D'après un sondage #Ipsos béarnaise, ces images n'existent pas car Macron est trop populaire.
— Adso de Melk (@AdsoMelk7) February 24, 2024
Il serait à 69% d'avis favorables...#MacronDemission#salonAgriculturepic.twitter.com/WABCBcFcIr
Revolution bahnt sich an
Für den Präsidenten sei der Auftritt beinahe zu einem Desaster geworden, heisst es im Bericht des «Tagesanzeiger». Es schien zeitweilig gar so, als ob Macron aufgrund der aufgebrachten Bauern seinen Auftritt hätte abbrechen müssen. Doch Macron habe dann nicht nur das Gespräch mit hochrangingen Vertretern nationaler Bauernorganisationen, sondern auch mit den Bauern direkt gesucht.
Zentrales Anliegen von Frankreichs Bäuerinnen und Bauern sei das tiefe Einkommen. Bauernorganisationen beklagten, dass mindestens 20% am Existenzminimum leben würden, berichtet «Echo der Zeit» von Radio SRF . Deren Forderungen lauten deshalb, dass sich die Regierung für gerechtere Preise einsetzen solle. Und sie solle etwas gegen die Lebensmittelindustrie unternehmen, die die Preise für landwirtschaftliche Produkte drücke.
Und genau diese «revolutionäre Versprechen» hätte der französische Präsident gemacht, schliesst der «Tagesanzeiger» seinen Bericht. Emmanuel Macron werde dafür sorgen, dass die Lebensmittelindustrie und die Supermarktketten für landwirtschaftliche Produkte bald Mindestpreise bezahlen müssten, damit Frankreichs Bäuerinnen und Bauern ein sicheres Auskommen hätten.
Humilier, Macron ne sait faire que ça.
— Alsace Révoltée (@AlsaceRevoltee) February 24, 2024
Mais toujours derrière les CRS...#SalonAgriculture2024#SalonAgriculture#MacronNousPrendPourDesConspic.twitter.com/z0LJStjVrF