Schweine sind ein bedeutender Teil der Wirtschaft. Mit einem Wert von rund 3,5 Milliarden Franken sind rund 25’000 Arbeitsplätze mit Schweinefleisch verbunden, wie Adrian Schütz vom Schweizerischen Schweinezucht- und Schweineproduzentenverband Suisseporcs erklärt.
Dieses wertvolle, vielseitige und regionale Schweizer Lebensmittel trifft laut Adrian Schütz die Ernährungsbedürfnisse der Zukunft: Viel essenzielles Eiweiss, wenig Fett mit wertvollen Fettsäuren sowie unentbehrliche Nährstoffe. Gleichzeitig sei es preiswert, sicher und von hochstehender Qualität.
Qualität geht vor
In der Schweinehaltung gehe eine enorme Entwicklung vonstatten, sagt Adrian Schütz. Überall freies Abferkeln, Beschäftigung, Verbot von Vollspaltenböden, verpflichtende Gesundheitsprogramme und zusätzlich über 70 Prozent mit besonderem Tierwohl seien erreicht.
Auch in der Fütterung gelten freiwillig weltweit einmalige Standards. Sämtliche Sojaextraktionsschrot-Importe sind heute von Nachhaltigkeitsstandards zertifiziert, GVO- und abholzungsfrei und sie stammen aus Europa. Damit konnten die CO2- Emissionen gegenüber 2010 um 85 Prozent gesenkt werden.
Ein starker Trumpf
«Mit gut 40 Prozent eingesetzten Nebenprodukten aus der Lebensmittelverarbeitung ist die hiesige Schweinehaltung im Aktionsplan Foodwaste in der führenden Rolle», erklärt Adrian Schütz. Die eigenständige Schweizer Zucht, massgeschneidert auf die Bedürfnisse der Schweine und Konsumierenden seien ein starker Trumpf und finde internationale Anerkennung.
Im Berichtsjahr wurden weitere Schritte zur Nachhaltigkeit und Optimierung von regionalen Kreisläufen und Effizienzverbesserung durch die Schweinehaltenden realisiert. In einer freiwilligen Zielvereinbarung mit dem Bund wurden für 2023 eine Teilnahme von 62 Prozent am Ressourceneffizienzprogramm Nährstoffverluste festgelegt.
Das Ziel wurde mit 73 Prozent übertroffen. In den letzten 30 Jahren wurde der Input Stickstoff bei den Schweizer Schweinen halbiert. Hofdünger decken insgesamt 60 Prozent des Stickstoffbedarfs in der Schweiz ab. Bei der knappen Ressource Phosphor sind es 85 Prozent.
Schweizer Nutztiere Vorbild bei Antibiotikaeinsatz
Der neue Swiss Antibiotic Resistance Report 2024 zeigt auf, dass der Einsatz von Antibiotika, insbesondere in der Veterinärmedizin, weiter abnimmt. Den Handlungsbedarf für möglichst wenig und korrekten Einsatz von Antibiotika und bei der Bekämpfung von Resistenzen haben die Schweinehaltenden früh aufgenommen.
Für diese Antibiotika ist in der Humanmedizin seit 2014 insgesamt eine Reduktion von 26 Prozent erzielt worden. Im gleichen Zeitraum wurde beim Einsatz kritischer Antibiotika in der Veterinärmedizin bei Nutztieren ein Rückgang um 76 Prozent verzeichnet. Bei Heimtieren war der Rückgang weniger stark.
«Die Anstrengungen sind auf ein hohes Bewusstsein der Tierärzteschaft und der Nutztierhaltenden für ein sachgemässeren Umgang mit Antibiotika zurückzuführen – im Vergleich mit anderen europäischen Ländern schneidet die Schweiz sehr gut ab», führt Adrian Schütz aus und ergänzt: «Beim Schwein werden am wenigsten Antibiotikabehandlungen pro 1’000 Tiere gemacht.»
Jede Behandlung wird im elektronischen Behandlungsjournal bei den Qualitätsprogrammen erfasst. Ziel sind keine Einbussen bei Gesundheit und Tierwohl. Ohne begleitende Massnahmen, mehr Arbeit und Investitionen in bauliche Verbesserungen gehe das jedoch nicht, so Suisseporcs. Die Fortschritte hätten die Schweinehaltenden über Jahre mit viel Wille, Geld und Arbeit erarbeitet. Davon profitierten jetzt alle.
Normale Nachfrage und normale Preise
Nach zwei bitteren Jahren geprägt von extremem Preisdruck und Überproduktion im Schweinemarkt sind die Marktversorgung, der Arbeitsverdienst und Investitionen für den notwendigen Unterhalt wieder im Lot. Die Reduktion der Bestände um rund 5 Prozent und ein stabiler Konsum haben dazu beigetragen.
Der berühmte Schweinezyklus existiert. Allerdings: Der Anteil der Schweinehaltenden am Konsumentenfranken liegt bei rund 30 Prozent. Dieser Anteil ist stark zurückgegangen. Ohne gute Rahmenbedingungen und Investitionen gebe es keinen Fortschritt, betont Adrian Schütz.
Die Zukunft sieht er positiv: Unternehmerische und gut ausgebildete Nachwuchskräfte stünden in den Startlöchern. Wenn die Wirtschaftlichkeit stimme, finde die hiesige Ernährungswirtschaft fruchtbaren Boden.
Das war und ist wieder erfreulich zu arbeiten in der Schweinezucht. Ich hatte diesem System nicht getraut. Aber es kommt öfters anders als man denkt