Die jüngste Serie von Erdstößen in Mittelitalien hat auch die dortigen Landwirte hart getroffen. Wie der größte italienische Landwirtschaftsverband Coldiretti vergangene Woche mitteilte, sind beim letzten Beben rund 3 000 Betriebe in Mitleidenschaft gezogen worden.
Die Auswirkungen bekommen jetzt rund 100 000 Kühe, Schweine und Schafe zu spüren. In der betroffenen Region Umbrien wird laut Coldiretti vor allem Viehzucht betrieben. Besonders schwer getroffen ist die Gegend um die Stadt Norcia, die für ihre Salami- und Schinkenproduktion bekannt ist.
Ausserdem ist der Agrotourismus ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in der Region. Die Bauern hätten oftmals Probleme, genügend Wasser und Futter für ihre Tiere aufzutreiben, beklagt der Landwirtschaftsverband. Gleichzeitig könnten die Landwirte ihre Produkte nicht ausliefern, weil viele Straßen schwer beschädigt seien.
30% weniger Milch
Aufgrund der vorangegangenen Beben im August soll bereits die Milcherzeugung um 30 % zurückgegangen sein. Da sich die Tierhalter häufig weigern, ihr Vieh zurückzulassen, stellt der Landwirtschaftsverband nach Möglichkeit Wohnwagen und Wohnmobile zur Verfügung.
Inzwischen geht man von 40 000 Obdachlosen durch die Erdbeben in Mittelitalien aus, davon allein 25 000 in der Region Marken, bis zu 15 000 in Umbiren sowie rund 3 000 im Latium und den Abruzzen. Italiens Ministerpräsident Matteo Renzi sagte den betroffenen Anwohnern schnelle Hilfe zu.
Bis spätestens Weihnachten soll die Bevölkerung in ihre Städte und Dörfer zurückkehren können, wird allerdings wahrscheinlich zunächst in Containern leben müssen. Die Schäden in der Landwirtschaft werden derzeit durch den Umweltnotfalldienst der dem Landwirtschaftsministerium unterstellten Polizeibehörde Corpo Forestale dello Stato (CFS) erfasst.
Landwirtschaftsminister Maurizio Martina kündigte an, die bereits zugesagten 10 Mio Euro an Soforthilfen im Erdbebengebiet nochmals um 1 Mio Euro aufzustocken, um so die Einkommensverluste der landwirtschaftlichen Betriebe abzufedern.