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Zeitumstellung verändert mehr als nur die Uhrzeit

Von mehr Spitaleintritten bis zu strengeren Richtern: In der Nacht auf Sonntag werden die Uhren wieder eine Stunde zurückgestellt. Welche Auswirkungen diese halbjährliche Umstellung hat, beschäftigt Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus zahlreichen Disziplinen.

sda |

Dabei zeigt sich: Der Zeitsprung verändert weit mehr als nur die Uhrzeit. Schon der ursprüngliche Grund für die Einführung hatte mit den Uhren selbst wenig zu tun.

Eingeführt wurde die Zeitumstellung, um Strom zu sparen. Während der Ölkrise in den 1970er-Jahren suchten viele Länder nach Möglichkeiten, Energie effizienter zu nutzen. Indem man die Uhr im Sommer eine Stunde vorstellt, sollte abends weniger künstliches Licht benötigt werden. Dies würde den Stromverbrauch senken und die Abhängigkeit von teuren Energieimporten verringern, so die Idee.

Stromersparnisse umstritten

In der Wissenschaft ist allerdings umstritten, ob die Zeitumstellung wirklich Strom spart. Eine Analyse des US-Energieministeriums kam schon 2008 zum Schluss, dass die Einsparungen «statistisch kaum nachweisbar» seien. Eine im Auftrag des Deutschen Bundestages verfasste Studie des Büros für Technik-Abschätzung (TAB) kam im Jahr 2016 nach der Analyse zahlreicher Studien zum Thema zum gleichen Schluss.

Ein Forschungsteam der Eidgenössischen Forschungs- und Materialprüfungsanstalt (Empa) kam in einer 2023 im Fachblatt «Environmental Research Letters» publizierten Studie aber zu einem anderen Ergebnis: Durch den früheren Feierabend kann laut der Studie in Bürogebäuden bis zu sechs Prozent Kühlenergie eingespart werden. Zwar liege zugleich der Wärmebedarf am Morgen wegen des früheren Arbeitsbeginns im Mittel etwas höher, doch überwiege die Ersparnis beim Kühlen diesen Effekt deutlich.

Schlaf und Gesundheit

Einig sind sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler hingegen bei der Auswirkung der Zeitumstellung auf den Schlaf. Der Wechsel stört laut der Schlafforschung den sogenannten zirkadianen Rhythmus, den natürlichen 24-Stunden-Zyklus des Körpers, der wichtige Funktionen wie Appetit, Stimmung und Schlaf reguliert.

Damit erhöht sich laut mehreren Studien etwa das Risiko für Herzinfarkte, für Schlaganfälle und Suizide. Auch in der Schweiz wirkt sich die Zeitumstellung messbar auf die Gesundheit aus: So landen laut einer im September veröffentlichten Analyse des Bundesamts für Statistik (BFS) am Tag nach der Umstellung auf die Winterzeit jeweils 3,5 Prozent mehr Patienten auf dem Notfall als üblicherweise, bei der Umstellung auf die Sommerzeit sogar 6,5 Prozent mehr.

Mehr Waldbrände wegen Zeitumstellung

Auch das Wild leidet unter der Zeitumstellung. Viele Tiere sind vom plötzlich veränderten Verkehrsaufkommen überfordert. Durch die Umstellung fällt der Pendlerverkehr abrupt wieder in die Dämmerungszeit – genau dann, wenn Rehe, Hirsche und Wildschweine besonders aktiv sind. Entsprechend steigt jeweils das Risiko für Zusammenstösse.

Studien fanden zudem Zusammenhänge zwischen der Zeitumstellung und anderen Bereichen des Lebens – etwa Kriminalität, Verkehrsunfällen, der Leistung von Schülerinnen und Schülern und sogar der Häufigkeit von Waldbränden.

In den USA gibt es laut einer 2020 im Fachblatt «Science of the Total Environment» veröffentlichten Studie jährlich im Schnitt rund hundert zusätzliche Waldbrände, weil Menschen nach der Umstellung zu Zeiten Feuer machen, in denen die Waldbrandgefahr besonders gross ist.

Strengere Richter und schwächere Finanzmärkte

Zudem hat die Zeitumstellung laut der Forschung auch einen Einfluss darauf, wie Menschen Entscheide treffen. Dies führt unter Anderem dazu, dass Richterinnen und Richter strenger werden. Eine Studie von US-Forschenden, die 2016 im Fachblatt «Psychological Science» publiziert wurde, kam zum Schluss, dass an den Montagen nach der Zeitumstellung im Durchschnitt längere Gefängnisstrafen verhängt werden als an anderen Montagen. Erhoben wurde dies für die Zeitumstellung im Frühling.

Selbst die Finanzmärkte bleiben nicht unberührt. Forschende aus Kanada stellten fest, dass Aktienmärkte am Montag nach einer Zeitumstellung tendenziell schwächer abschneiden – unabhängig davon, ob die Uhr vor- oder zurückgestellt wird.

In einer 2003 in der «American Economic Review» veröffentlichten Studie wurden die Kursentwicklungen in mehreren Ländern verglichen, die ihre Uhren an unterschiedlichen Daten umstellten. Nach Kontrolle anderer Einflussfaktoren zeigte sich ein signifikanter Rückgang der Renditen unmittelbar nach der Zeitumstellung.

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