Nationalrätin Irène Kälin (Grüne/AG) fordert mit einer Motion ein Enthornungsverbot für Ziegen. Diesen Vorstoss unterstützt die Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte (GST). Das Enthornen von Zicklein sei sehr heikel, hält die GST fest.
Die Nationalrätin setzt sich für ein Verbot des Enthornens bei Ziegen ein. «Für mich ist es eine Frage der Würde eines Lebewesens, aber auch eine Frage des Anstandes», heisst es in ihrer Motion.
Das Enthornen von Ziegen ist gemäss Professorin Susanne Waiblinger von der Universität Wien gefährlich. Der Schädel ist dünn, die Hornknospen im Verhältnis zum Kopf sehr gross. Beim Ausbrennen gerate man schnell auf den Knochen, so die Forscherin.
Narkose ist gefährlich
Die Gesellschaft Schweizer Tierärztinnen und Tierärzte (GST) unterstützt diese Aussagen und die Motion Kälin. «Beim Enthornen von Zicklein sind sowohl die Vollnarkose wie auch die verhältnismässig grosse zu verbrennende Fläche auf dem Kopf der Tiere und die Lage des Gehirns direkt unter der Stirn heikel», schreibt die GST am Mittwoch in einer Medienmitteilung.
Bei der Vollnarkose können gemäss den Tierärzten eine falsche Dosierung, Lagerung oder hohe respektive tiefe Umgebungstemperaturen zu Schäden führen. Eine Lokalanästhesie wie bei den Kälbern sei nicht praktikabel, heisst es in der Mitteilung weiter.
Mehr Platz statt enthornen
Die GST verweist auf eine Studie. Diese besagt, dass ein grosser Teil der von den Tierhaltenden selber enthornten Zicklein starke Schmerzäusserungen zeigen. Oft kommt es zu ungenügenden Narkosen. Zwar dürfen Tierhaltende seit 2008 ihre Zicklein mit entsprechenden Sachkundenachweis selber enthornen. Die GST sieht die Abgabe der Medikamente an die Halter als sehr problematisch an.
Die GST spricht sich aus diesen Gründen seit Jahren gegen das Enthornen von Zicklein aus. Stattdessen fordern die Tierärzte eine artgerechte Haltung von behornten Ziegen mit genügend Platz und Strukturen. «Intensive Forschung hat den Stallbau optimiert und behornte Ziegen können heute mit einem minimalen Verletzungsrisiko gehalten werden», schreibt die GST.
Ziegenzuchtverband skeptisch
Beim Schweizerischen Ziegenzuchtverband (SZZV) gibt man sich bezüglich der Motion Kälin zurückhaltend. «Die Sache ist komplex, und man kann sie nicht in wenigen Worten erklären», sagte SZZV-Präsident Stefan Geissmann am Dienstag zur «Aargauer Zeitung». Es sei den Ziegenhaltern überlassen, ob sie ihre Tiere enthornen wollen oder nicht. Bezüglich der Betäubung beim Enthornen strebt der Verband Verbesserungen an. Geissmann hält aber fest, dass er noch nie von Todesfällen beim Enthornen gehört habe.