Biobetriebe, die heute beim Milchvieh mehr als 5 Prozent Kraftfutter einsetzen, müssen die Ration langsam anpassen.
Ab 2022 dürfen Biobetriebe in Milchviehrationen nur noch 5 Prozent Kraftfutter einsetzen. Alle, die höher liegen, sollten die bleibende Zeit nutzen, um mit der Anpassung der Fütterung und auch bereits der Genetik die Weichen zu stellen. «Versuche auf Praxisbetrieben haben gezeigt, dass der Kraftfuttereinsatz ohne wirtschaftliche Einbussen und ohne Verschlechterung der Tiergesundheit oder der Fruchtbarkeit reduziert werden kann», sagt Lukas Inderfurth von Bio Suisse.
Sorgfältig planen
«Die Reduktion der Kraftfuttergaben muss aber sorgfältig geplant werden.» Es brauche Bereitschaft, die Tiere intensiv zu beobachten und Bereitschaft, mehr Zeit für Zucht, Futterbau, Futtergewinnung, Konservierung, Fütterung und Tiergesundheit aufzuwenden. Die regelmässig erhobenen Gesundheits- und Fruchtbarkeitsdaten müssten genutzt werden, um Tiere zu züchten, die ohne Erkrankungen oder Fruchtbarkeitsstörungen flexibel – also etwa durch Senken der Milchproduktion – auf ein wechselndes Futterangebot reagieren können. Wesentlich für Inderfurth ist auch, dass man sich zu einer standortgerechten Milchproduktion bekennt.
Flexible Grundfutterkuh
Biobauern sollen auch züchterisch handeln und eine flexible Grundfutterkuh anstreben, die ihre Milchleistung am Futterangebot ausrichtet und nicht übermässig Körpermasse zur Energiedeckung abbaut: «Ein erster Schritt ist es, energiereiches Kraftfutter nur in den ersten 100 bis 120 Tagen der Laktation einzusetzen und tierindividuell zuzuteilen.»
Aufgrund der unterschiedlichen Reaktion der Kühe auf eine Kraftfutterreduktion sei es wichtig, die Tiere einzeln mittels Body Condition Score beim Abkalben und nach 60 bis 80 Tagen der Laktation zu beurteilen und anhand dieser Ergebnisse sowie der Milchleistungsdaten die Kraftfuttergaben individuell zu reduzieren.