Die Schweizer Zucker AG rechnet für 2016 mit einer Zuckerproduktion von lediglich 200'000 Tonnen. Damit kann der Bedarf des Marktes nicht gedeckt werden. Um die Fabriken auszulasten, werden nun Rüben importiert.
Statt der benötigten 260'000 Tonnen werden die beiden Zuckerfabriken Aarberg und Frauenfeld heuer voraussichtlich nur rund 200'000 Tonnen Schweizer Zucker produzieren können. Grund dafür sind die vielerorts miserablen Rübenerträge. Die Nässe im Frühling liess die Rüben stellenweise ersticken oder erschwerte Herbizidbehandlungen. Der hohe Krankheitsdruck verhinderte in vielen Feldern hohe Zuckergehalte.
Rüben aus Österreich
«Ein Teil der fehlenden Mengen wird noch mit dem Lagerüberhang aus der Grossernte 2014 abgedeckt werden können», sagt Peter Imhof, Leiter Rübenmanagement bei der Schweizer Zucker AG (SZU). Weitere Fehlmengen will die SZU nun teilweise mit Rüben aus Österreich kompensieren, wo heuer eine sehr grosse Ernte eingefahren wird.
Der Rübenimport beginne Anfang November, schreibt sie in einem Brief an die Produzenten. Wie viele Rüben bis zum Kampagnenende importiert werden, sei noch nicht geklärt, so Imhof. Das hange wesentlich von den kurzfristig verfügbaren Transportkapazitäten ab. «Die Rüben kommen ausschliesslich per Bahn und nur in die Fabrik Frauenfeld.»
Keine Info über Preis
Über den Preis der Importrüben will Imhof keine Auskunft geben. Für den aus dem Gemisch von Schweizer und Importrüben produzierten Zucker werde es jedoch keine Preisnachlässe geben. «Der Zucker wird nur wenige Prozent ausländische Rüben enthalten und erfüllt die Herkunftsvorgaben gemäss Swissness», so der Leiter Rübenmanagement.
Der Schweizerische Verband der Zuckerrübenpflanzer (SZV) versteht den wirtschaftlichen Entscheid der Schweizer Zucker AG. SZV-Geschäftsführerin Irene Vonlanthen betont aber: «Die Anfuhr der Schweizer Rüben darf nicht unter den Importen leiden.»
Höhere Zuckerquote für 2017
Die SZU betont, dass es sich beim Import um eine auf die Kampagne 2016 begrenzte Notmassnahme handle. Damit die leeren Zuckerlager im nächsten Herbst wieder mit Schweizer Zucker gefüllt werden können, vergibt die Interprofession Zucker nächstes Jahr 10'000 Tonnen zusätzliche Zuckerquote. Diese sei jedoch derzeit noch nicht ausgeschöpft.
2017 wird ein Rübenrichtpreis von 41 Fr./t bei stabilem Grundpreis von 37 Fr./t angestrebt. Das ist zwar weniger als der definitive Preis 2015 (44 Fr.), aber angesichts der gesunkenen Preise in den umliegenden Ländern trotzdem ein Bekenntnis zum Schweizer Rübenanbau.