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Zucker-Gelder: Red Bull profitiert

Der Süssgetränkehersteller Red Bull ist Nutzniesser von der Schweizer Agrarpolitik. Der grösste Abnehmer von Schweizer Zucker profitiert indirekt von Zahlungen an die Bauern. Das berichtet die «Rundschau» des Schweizer Fernsehens SRF. -> Mit Video

 

 

Der Süssgetränkehersteller Red Bull ist Nutzniesser von der Schweizer Agrarpolitik. Der grösste Abnehmer von Schweizer Zucker profitiert indirekt von Zahlungen an die Bauern. Das berichtet die «Rundschau» des Schweizer Fernsehens SRF. -> Mit Video

Zwei Formel 1-Teams, mehrere Fussballclubs wie Red Bull Leipzig, Red Bull Salzburg oder New York Red Bulls, Eishockeyvereine, Skifahrer und andere Trend- und Extremsportler profitieren von der Unterstützung durch den österreichischen Getränkekonzern aus Fuschl am See. Mehrere Hochglanzmagazine und ein TV-Sender sorgen für die mediale Verbreitung.

Rasanter Aufstieg in 15 Jahren

Weniger bekannt ist, dass Red Bull sich in den vergangenen 15 Jahren zum wichtigsten Abnehmer von Schweizer Zucker gemausert hat. 2005 wurde die Produktion im Widnau im St. Galler Rheintal aufgenommen. Konzernchef Dietrich Mateschitz entschied sich damals unter anderen für den St.Galler Standort, weil die Schweiz nicht EU-Mitglied ist. 

So konnte er das Risiko mindern, sollten die USA und die EU in wirtschaftliche Streitigkeiten geraten. Das zweite Werk von Red Bull befindet sich nur wenige Kilometer entfernt im Nüziders in Vorarlberg (A). Betrieben werden die Anlagen von Getränkehersteller Rauch. 

25% des Zuckers kauft Red Bull

Red Bull hat im vergangenen Jahr weltweit rund 7,5 Milliarden Dosen seiner Getränke verkauft - das bedeutet ein Plus im Vergleich zum Vorjahr um 10,4 Prozent. Knapp die Hälfte der Dosen dürfe in der Schweiz hergestellt worden sein. 2019 war damit das beste Jahr der Unternehmensgeschichte. Die Ausdehnung der Produktion spiegelt sich in der Exportstatistik wieder. Vor 2004 exportierte die Schweiz jährlich Softdrinks für rund 40 Millionen Franken – im ersten Halbjahr 2019 beliefen sich diese Ausfuhren auf 1 Milliarde. Das ist mehr als Käse und Schokolade zusammen, berichtete die «Luzerner Zeitung».

Durch die Eröffnung des Werks in Widnau benötigte Red Bull Zucker, viel Zucker. Jede Büchse enthält 27 Gramm Zucker, das sind sieben Würfelzucker. Das Unternehmen ist zum wichtigsten Abnehmer von Schweizer Zucker aufgestiegen. Gesamthaft wurden 2019 rund 1,65 Mio. Tonnen Zuckerrüben verarbeitet. Daraus wurden 240'000 Tonnen Zucker produziert, ein Viertel (60'000 Tonnen) davon nimmt Red Bull ab.

Anbaufläche nimmt stetig ab

Doch für die Bauern wirkt sich das nicht vorteilhaft aus, im Gegenteil. Die Zuckerpreise sind seit Jahren auf Talfahrt. «Wenn die Preise nicht stimmen, kann man mit einem Kunden nicht zufrieden sein», sagte Josef Meyer, Präsident der Schweizer Zuckerrübenproduzenten, zur «Rundschau». Red Bull setze die Schweizer Bauern mit den Preisen von EU-Zucker unter Druck, so Meyer.

Das wirkt sich auf die Produktion aus. Die Zuckerrübenfläche in der Schweiz ist seit Jahren rückläufig. 2019 bauten noch 4500 Landwirte auf rund 18'000 Hektaren Rüben an. 2017 und 2018 wurden noch auf über 19'000 Hektaren Rüben kultiviert. In den vergangenen vier Jahren haben 400 Bauern die Produktion aufgegeben. Um dem Bedarf nach Zucker nachzukommen, werden Zuckerrüben aus Deutschland importiert.

36 Millionen Bundesgelder

Obwohl der Bund mehr Zahlungen ausrichtet, sind die Preise gesunken. Mittlerweile haben sie sich auf tiefem Niveau stabilisiert. Doch im System läuft einiges schief. Der Bund hat gemäss «Rundschau» den Zuckerrübenproduzenten 2019 mit 36 Millionen Franken unterstützt.

 

Die Zuckerbranche erhielt vom Bund zusätzliche Unterstützung. Befristet von Anfang 2019 bis Ende 2021 wird Einzelkulturbeitrag von 1800 auf 2100 Fr./ha erhöht. Zudem wird einen Mindestzoll von 70 Fr./t beim Zucker erhoben. Gründe für die Unterstützung durch den Bund sind die Aufhebung der Zuckerquoten, der Exportbeschränkungen und des Mindestpreises für Zuckerrüben in der EU im Herbst 2017. Die Zuckerproduktion in der EU erhöhte sich deutlich. Die Folge waren tiefere Preise.

 

Die wahren Profiteure dieser Steuergeld-Millionen waren gemäss dem TV-Sender nicht die Bauern, sondern die Grossabnehmer des Zuckers – Red Bull, Migros, Coop und die Schoggihersteller. Doch der Getränkehersteller hat mit seiner Marktmacht am meisten Verhandlungsmacht.

5 bis 10 Millionen 

«Wenn Subventionen an Bauern gezahlt werden, wird ein geringerer Preis bezahlt. Auf diese Art gehen Subventionen indirekt an die Nachfrager», sagt Mathias Binswanger, Professor für Ökonomie an der Fachhochschule Nordwestschweiz, gegenüber der «Rundschau». Red Bull dürfte so von fünf bis zehn Millionen Franken in Form von tieferen Preisen profitieren, bestätigt Binswanger.

Red Bull gibt sich gegenüber der «Rundschau» verschlossen. Die Höhe der Schätzungen zu den indirekten Zahlungen wird aber bestritten. Die Schätzung übertreffe die tatsächlichen Beträge in erheblichem Masse. Wie hoch diese tatsächlich ausfallen, blieb unbeantwortet. «Wir sehen es nicht als unsere Aufgabe an, die Schweizer Zuckerrübenpolitik öffentlich zu kommentieren», liess Red Bull über die Pressestelle verlauten.

Schweizer Zucker will wichtigen Kunden nicht verlieren

Guido Stäger, CEO von Schweizer Zucker, will aber nicht negativ über den Getränkegiganten urteilen, denn Schweizer Zucker ist auf diesen angewiesen: «Red Bull ist ein guter Kunde. Und wir sind über alle guten Kunden froh. Wir können es uns nicht leisten, wichtige Kunden zu verlieren» Was sagt er zu den Preisen? «Diese sind am Markt ausgehandelt. Diese sind nicht immer gut. Zuletzt waren die Preise schlecht», so Stäger. Doch er sieht positive Zeichen. Die Preise am Weltmarkt wie in der EU seien am Steigen.

Die Gebaren der Abnehmer sorgt auch in Bundesbern für Kritik. Landwirt und Nationalrat Kilian Baumann (Grüne/BE) findet diese indirekten Zahlungen «unschön.» Es habe sich ein Speckgürtel um die Bauern gebildet, der Gelder absauge.

«Höchst fragwürdig»

Kathrin Bertschy (GLP/BE) sieht die Idee der Zahlungen untergraben. Die Steuergelder seien dazu da, die Bauern zu unterstützen. Wenn diese Gelder nun bei Unternehmen wie Red Bull landeten, sei dies höchst fragwürdig.

Für Josef Meyer ist klar: Heute würde man nicht mehr einen solchen Vertrag mit Red Bull abschliessen. «Auf lange Sicht können wir nicht Zuckerrüben produzieren, mit denen wir kein Geld produzieren», folgert der höchste Rübenbauer. Es ist damit zu rechnen, dass noch weitere Bauern die Produktion aufgeben werden und die Anbaufläche sinken wird. Und künftig wird sich die Frage stellen, ob die Schweizer Zuckerfabriken noch genügend Rüben erhalten, um die Kapazitäten genügend auszulasten. 

 

Die EU hat Ende September 2017 die Zuckerquoten, die Exportbeschränkungen und den Mindestpreis für Zuckerrüben aufgehoben. Für die Schweiz hat dieser Entscheid gravierende Auswirkungen. Durch die bilateralen Abkommen ("Doppelnull-Lösung") ist der Schweizer Zuckerpreis eng mit dem EU-Preis verbunden. Der Entscheid der EU setzt die Schweizer Zuckerwirtschaft unter massivem Preis- und Importdruck. Zucker- und Rübenpreise sind in den vergangenen drei Jahren deutlich zurückgegangen.

 

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