Der Start ins Rübenjahr 2023 glückte weniger gut als letztes Jahr. Aufgrund des nassen Frühlings verzögerte sich die Aussaat und zog sich in die Länge. «Anschliessend folgte eine Trockenheit, welche das Wachstum, wie auch schon die späte Saat, negativ beeinflusste», erklärt Luzi Schneider, Geschäftsführer der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenbau.
Trotz dieser klimatischen Herausforderungen seien die Erträge durchschnittlich und relativ zufriedenstellend: «Die nasse Ernte hat den Zuckergehalt etwas verwässert, dennoch sind die Zuckererträge in Anbetracht der Tonnagen akzeptabel», erklärt Luzi Schneider weiter.
Aktuelle Herausforderungen im Pflanzenschutz
Auch die Schäden durch Blattkrankheiten und Schädlinge haben sich laut Luzi Schneider einigermassen in Grenzen gehalten. Bei den Blattkrankheiten habe es nur geringe Vorfälle gegeben, da viele Blätter frühzeitig zusammengebrochen seien und ein Befall erst spät erkannt worden sei. «Daher hat der Neuaustrieb das Bild sicher etwas verzerrt», ergänzt er.
Seit kurzem trat ausserdem der Rüsselkäfer in der Schweiz zum ersten Mal auf, allerdings seien die Schäden geringer ausgefallen als befürchtet, sagt Luzi Schneider: «Betroffen waren ungefähr 500 bis 1’000 Hektaren, wovon die Hälfte etwas stärker befallen war.» Meistens sei ein Schädlingsbefall auch stark an die klimatischen Bedingungen gekoppelt, ergänzt er. «Die Trockenheit begünstigt den Rübenrüssler stark – trotzdem dürfte das Hauptproblem in den betroffenen Regionen die Hitze gewesen sein», erklärt Luzi Schneider.
Entwicklung im Zuckerrübenanbau
Trotz dieser Herausforderungen hat sich der Zuckerrübenanbau in der Schweiz dieses Jahr leicht positiv entwickelt: «Im aktuellen Jahr sind es rund 3’900 Landwirtinnen und Landwirte, die Rüben auf rund 16’500 Hektaren bewirtschafteten», sagt Raphael Wild, Kommunikationsleiter der Schweizer Zucker AG. Die Anbaufläche sei damit 2023 etwas gestiegen und der Anbau von Zuckerrüben scheine sich zu erholen, bestätigt auch Luzi Schneider.
Auch die Bioflächen seien leicht steigend und das Ziel sei es, im nächsten Jahr die 300-Hektar-Schwelle zu erreichen. Bei den IP-Suisse-Zuckerrüben harze der Absatz allerdings etwas, weswegen die Fläche gedeckelt worden sei. «Die Nachfrage für mehr Fläche wäre von Seiten Landwirtinne und Landwirten aber vorhanden», erläutert Luzi Schneider.
Daneben macht die Forschung und Züchtung von neuen Sorten Fortschritte, was die Attraktivität weiter verbessert. Bei der Blattkrankheit Cercospora und dem von Zikaden verursachten Syndrome Basses Richesses gebe es kontinuierliche Fortschritte. «Und gegen die Viröse Vergilbung konnten wir für den Anbau 2024 erstmals eine Sorte auf den Markt bringen», so Luzi Schneider. Für die Zukunft dürfte Resilienz und Anpassungsfähigkeit auch weiter entscheidend sein.
Import, Swissness und Qualität der Ware
Obwohl die Zuckerrübenfläche dieses Jahr wieder zugenommen hat, haben die beiden Zuckerfabriken zu wenig Schweizer Zuckerrüben. Die Bemühungen, Neupflanzer zu gewinnen und treue Produzenten zu halten, laufen also weiter. Die fehlende Menge an Rüben werde derweil aus Deutschland importiert und im Werk in Frauenfeld verarbeitet, so Raphael Wild. So würden rund 300’000 Tonnen Rüben aus Deutschland eingeführt, was etwa 20 Prozent des Gesamtvolumens ausmache.
Während der diesjährigen Zuckerrübenkampagne führten intensive Niederschläge dazu, dass die Rüben viel Wasser aufgesogen hätten, erklärt Raphael Wild weiter: «Das erhöht zwar ihr Gewicht, senkt aber den Zuckergehalt», erläutert er. Generell seien die Zuckergehalte dieses Jahr tief, insbesondere in der Westschweiz, wo der Krankheitsdruck höher und die Sommer Trockenperiode ausgeprägter gewesen sei.
Angespannte Situation zum Schluss
Und das Wetter führt nun auch zum Schluss der diesjährigen Zuckerrübenkampagne zu grossen Herausforderungen. Die intensiven Niederschläge der vergangenen Wochen verunmöglichten vielerorts die rechtzeitige Ernte, so die Schweizer Zucker AG und der Schweizerische Verband der Zuckerrübenpflanzer SVZ. Landwirte, Lohnunternehmer und die Fabriken seien enorm gefordert. Wegen den nassen Böden könnten die letzten, ungefähr 15’000 Tonnen Rüben kaum noch vor Kampagnenende geerntet werden. Die dafür notwendigen Maschinen würden absinken und auch der Boden würde arg darunter leiden.
Die angespannte Situation betreffe aber nicht nur die Landwirtinnen und Landwirte – auch die Lohnunternehmer und schliesslich auch die Fabrik seien von den Auswirkungen betroffen, teilen die die Schweizer Zucker AG und der SVZ gemeinsam mit. «Um Zeit zu gewinnen, drosseln wir jetzt schon die Leistung der Fabriken», so Guido Stäger, Geschäftsleiter der Schweizer Zucker AG.
Sämtliche Rüben werden übernommen
Auch das zeitliche Hinauszögern des Kampagnenendes sei ein probates Mittel, um spät geerntete Rüben noch zu verarbeiten. Um Klarheit für alle Akteure zu schaffen, hätten sich die Verantwortlichen von Verband und Fabrik zusammengesetzt und Lösungen für verschiedene Szenarien vorbereitet. Für alle Varianten gelte: Sämtliche Rüben werden von den Fabriken übernommen.
Daneben werde unter anderem auch über ein Entschädigungsmodell beraten, das den entstandenen Schaden der Landwirtinnen und Landwirte, aber auch die zusätzlichen Kosten seitens der Fabrik berücksichtige. Denn nach wie vor bleibe es das erklärte Ziel, die Anbaufläche bei Zuckerrüben auszudehnen und damit die Zukunft der gesamten Branche zu sichern. Und das gehe nur, wenn auch die Landwirtinnen und Landwirte Planungssicherheit und Vertrauen in die Kultur hätten.
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