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Zuckerrüben: So soll die Trendwende gelingen

Renate Hodel, lid/blu |

 

Gut eine Million Tonnen Ertrag warf die letztjährige Ernte der Schweizer Zuckerrübenpflanzer ab. Das war weit unter dem gesteckten Ziel. Und trotz grossen Anstrengungen ist die Zuckerrübenfläche wie auch die Zahl der Anbauer auch auf dieses Jahr erneut zurückgegangen. Ein Blick nach Österreich zeigt aber, dass so etwas wie ein Turnaround möglich ist.

 

Das Jahr 2021 sei für die Schweizer Zuckerwirtschaft ein sehr arbeits- und ereignisreiches Jahr gewesen, sagte Präsident Josef Meyer diese Woche anlässlich der Delegiertenversammlung des Schweizerischen Verbands der Zuckerrübenpflanzer.

 

Mehr Solidarität erwartet

 

So konnte zwar der politische Kampf um die Höhe des Einzelkulturbeitrages und um den Mindestgrenzschutz erfolgreich durchgerungen werden und alle Zeichen hätten auf Grün gedeutet. Umso grösser sei die Enttäuschung gewesen, als klar wurde, dass die Zuckerrübe auch dieses Jahr erneut an Fläche verliert. Die Entscheidungen und die damit verbundene Kommunikation seien wohl zu spät erfolgt und die Anbauplanung für das laufende Jahr seien zu weit fortgeschritten gewesen, vermutet Josef Meyer.

 

Es gehe um die Zukunft um die Zuckerfabriken, sagte Meyer. Man habe mehr Solidarität erwartet. Ausserdem seien die Flächen, die der Schweizer Landwirtschaft zur Verfügung stehen, abnehmend und es herrsche Konkurrenzkampf zwischen den einzelnen Kulturen. So seien aktuell auch viele andere Produkte stark nachgefragt.

 

Neue Geschäftsführung für den SVZ

 

Ab April 2022 übernimmt Nicolas Wermeille die Geschäftsführung des Schweizerischen Verbands der Zuckerrübenpflanzer und tritt damit die Nachfolge von Irene Vonlanthen an, die nach sieben Jahren Tätigkeit beim SVZ zur Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL in Zollikofen wechselt. Nicolas Wermeille war an der Seite von Irene Vonlanthen innerhalb des SVZ bereits im Bereich Pflanzenschutz und Sekretariat tätig und führt die Arbeit der scheidenden Geschäftsführerin nun also weiter.

 

«Haben Argumente für Zuckerrüben»

 

Die Landwirtschaft müsse diskutieren, was man auf den Flächen produzieren wolle und wo es für die Landwirtinnen und Landwirte die besten Chance gebe. «Wir haben Argumente, die für die Zuckerrübe sprechen. Sie ist interessant für die Fruchtfolge, sie ist tiefwurzlig und wir erzielen mit der Zuckerrübe die meiste Energie pro Hektare», so Meyer. Das sei wichtig für den Selbstversorgungsgrad. 

 

Meyer zeigt sich überzeugt, dass Zuchtmethode Erfolge bringen werden. Doch es gäbe politische Hürden zu überwinden. Meyer spricht die GVO-Diskussion an. «Wir wollen keine ‘Genmanipulation’. Wie müssen uns einigen, wo wir die Grenzen setzen. Deshalb dürfte es noch ein wenig dauern, bis wir hier Lösungen gefunden haben», sagt er im Interview. Die Züchtung von resistenten Sorten beispielsweise gegen die Vergilbung müssen mit konventionellen Methoden erfolgen. 

 

 

Blick nach Österreich

 

Grundsätzlich befänden sich die Landwirtinnen und Landwirte aktuell in einer sehr erfreulichen Situation und könnten wählen, was sie produzieren wollen. Für die Zuckerbranche gelte darum, diese neue Situation möglichst rasch zu analysieren und die notwendigen Konsequenzen zu ziehen, führte Josef Meyer weiter aus. Viele positive Entwicklungen erlaubte es dem Verband aber auch, positiv in die Zukunft zu schauen. Und dass der Turnaround zu schaffen sei, beweise ein Blick nach Österreich.

 

So zeigte Markus Schöberl, Direktor der österreichischen Rübenbauern, in einem Gastreferat auf, dass ein Ausbau der Flächen auch im aktuell schwierigen Umfeld möglich ist. Tatsächlich gibt es viele Parallelen zwischen dem österreichischen und dem schweizerischen Zuckerrübenanbau.

 

Rüsselkäfer-Invasion

 

Wie die Schweizer Zuckerrübenbranche hatte auch die österreichische zuletzt mit einem starken Flächenschwund zu kämpfen. Die Aufhebung der Zuckerquote für zu einer Überproduktion und zu einem Preisverfall. Zu schaffen machte den österreichischen Produzenten auch eine Rüsselkäfer-Invasion. «Das führte bei einem Viertel der Fläche zu Problemen», so Schöberl. «Früher fragten uns die Bauern, ob und wie viel Rüben sie anbauen dürften – heute ist es umgekehrt», erklärte er. 

 

Als aber die eine von zwei österreichischen Zuckerfabriken kurz davorstand, schliessen zu müssen, haben es die österreichischen Nachbarn in einer Hauruckübung aber geschafft, die nötigen Flächen wieder aufzubringen.  Mit verschiedenen Massnahmen ist das Mindestziel von 38’000 Hektaren erreicht worden, um in der Folge beide Fabriken auszulasten. So hat die Zuckerindustrie unter anderem eine Mindestpreisabsicherung gegeben. Die Industrie habe investiert. Doch das reichte nicht aus.

 

Zuckerrübenanbau in Österreich

 

In Österreich gibt es rund 5’000 Rübenbaubetriebe, die mit durchschnittlich 7,5 Hektaren pro Betrieb auf rund 36’000 bis 38’000 Hektaren Anbaufläche kommen. Es gibt zwei Zuckerfabriken – eine in Tulln, westlich von Wien und eine in Leopoldsdorf, südöstlich von Wien. In dieser Region Richtung tschechische und slowakische Grenze befinden sich auch die Hauptanbaugebiete der österreichischen Zuckerrübenproduktion. Aus der Zuckerrübenproduktion von jährlich rund 3 Millionen Tonnen resultieren schliesslich rund 430’000 Tonnen Zucker.

 

Braucht ausgeglichenen Markt

 

Deshalb wandten sich die Produzenten sich an die Politik, da die Bauern alles unternommen hatten, um Rüben anzubauen, sagt Schöberl. Der Staat lancierte in der Folge eine Wiederanbauprämie. So sei es gelungen, die Bauern für den Anbau zu motivieren, so Schöberl. 

 

Obwohl die österreichischen Rübenpflanzer letztes Jahr die Flächen zwar wieder ausbauen konnten, brauche es aber einen Effort in ganz Europa. Denn die Zuckerproduktion sei europaweit unter Druck und das Problem müsse entsprechend gesamtheitlich angegangen werden. Die Überproduktion müsse in einer gemeinsamen Anstrengung ausgeglichen werden, an der Zuckerrübenproduktion soll aber festgehalten und die Selbstversorgung so gewährleistet werden. «Ist der Markt wieder im Lot, steigen die Zuckerpreise und daraus abgeleitet die Rübenpreise. So haben auch die Bauern wieder ein ausreichendes Einkommen», so Schöberl.

 

Die aktuellen Entwicklungen beobachtet Markus Schöberl aber mit Wohlwollen und ist überzeugt, dass der Zuckerrübenanbau in Europa wieder einer weitaus positiveren Zukunft entgegenblickt als auch schon. Und das soll auch für den Schweizer Zuckerrübenanbau gelten.

 

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