Österreichs Rübenbauern blicken voller Skepsis in die Zukunft. Die unlängst vom Europäischen Gerichtshof (EuGH) getroffene Entscheidung, dass Zuckerrübensaatgut nicht mehr mit Neonikotinoiden behandeln werden dürfe, sei eine ernstzunehmende Bedrohung, warnte der Rübenbauernbund für Niederösterreich und Wien.
Alternative Insektizide für die Flächenbehandlung gebe es kaum, und vorhandene Präparate hätten nicht einmal ansatzweise eine vergleichbare Wirkung. Verbandspräsident Ernst Karpfinger wies darauf hin, dass für Zuckerrüben zwar derzeit höchste Preise gezahlt würden. Es bestehe jedoch die Gefahr, dass in Österreich in diesem Jahr die kleinste Anbaufläche der letzten Jahrzehnte zur Verfügung stehe.
Dadurch könnte es erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg zu einer Unterversorgung mit heimischem Zucker kommen. Ein weiteres Ärgernis für die Rübenanabauer sind die Zuckerimporte der EU.
Heuchlerische Doppelmoral
Während in der Gemeinschaft die Produktion von Grundnahrungsmitteln durch stetige Verbote von Pflanzenschutzmitteln immer mehr zurückgefahren werden müsse, seien die Einfuhren von Zucker im vergangenen Jahr massiv gestiegen, kritisierte Karpfinger.
Bei dem Zucker aus Übersee werde aber nicht darauf geachtet, wie die Produktionsbedingungen und ‑standards vor Ort seien. Brüssel verlange lediglich leicht erfüllbare Grenzwerte von Pflanzenschutzmitteln in den Importprodukten. Diese heuchlerische Doppelmoral der EU-Kommission sei unfair und wettbewerbsverzerrend, monierte der Verbandspräsident.
Fragwürdige Studien und Behauptungen
Hinzu komme, dass Brüssel versuche, die aufgrund immer höherer Standards entstehenden Produktionsrückgänge durch ständig neue Freihandelsabkommen wie beispielsweise Mercosur auszugleichen.
Diese Billigimporte erfüllten die österreichische Umwelt- und Sozialstandards jedoch nicht annähernd. «Die Europäische Kommission muss sich wieder für eine Landwirtschaftspolitik entscheiden, die die Versorgungssicherheit der europäischen Bevölkerung durch heimische, regionale Produktion sicherstellt», mahnte Karpfinger.
Die Hauptschuld für diese Fehlentwicklung trügen die Nichtregierungsorganisationen (NGO), die mit fragwürdigen Studien und Behauptungen die Bevölkerung verunsicherten und immer mehr Druck auf die EU-Kommission ausübten.
Rohrzucker ist ohnehin ökologischer als Ruebenzucker (C4-Pflanze)