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Zuckerrübenproduktion verlagert sich in Romandie

Die Zuckerrübenproduktion verlagert sich langsam in die Westschweiz. Denn in der Ostschweiz weichen wegen dem Grenzschutz für Gemüse immer mehr Rübenpflanzer auf die ertragreicheren Karotten und Zwiebeln aus.

sda |

 

 

Die Zuckerrübenproduktion verlagert sich langsam in die Westschweiz. Denn in der Ostschweiz weichen wegen dem Grenzschutz für Gemüse immer mehr Rübenpflanzer auf die ertragreicheren Karotten und Zwiebeln aus.

Ursprünglich hatten die Romands den Kürzeren gezogen: Vor rund 50 Jahren stellte sich die Frage, ob nun nach Aarberg BE im Kanton Waadt oder im Thurgau eine zweite Schweizer Zuckerfabrik erbaut werden soll.

20'000 Hektaren

Der Bund entschied sich schliesslich zur grossen Enttäuschung der Waadt für Frauenfeld, wie Josef Meyer, Präsident der Zuckerrübenpflanzer, erzählt. Um die Transportkosten zu reduzieren, war es denn auch nichts anderes als logisch, dass die Kontingente für die Rübenpflanzer in die Deutschschweiz gingen. Vielen Westschweizer Bauern sei es nicht erlaubt worden, Zuckerrüben zu produzieren.

Die Situation hat sich im Verlauf der Jahre nun aber zugunsten der Westschweiz verändert. Um den einheimischen Bedarf zu decken, muss eine Fläche von rund 20'000 Hektaren mit Zuckerrüben bepflanzt werden.

Kontingent nicht ausgeschöpft

Da sich viele Deutschschweizer Landwirte aus der Rübenproduktion zurückgezogen haben, verbleiben derzeit noch 1000 Hektaren, die zugeteilt werden können. Und dies, obwohl sich die Zuckerrübenfläche im Jura bereits stark erhöht und zwischen Cossonay VD und Genf sogar verdoppelt hat.

Von den 12'000 Hektaren, deren Ernte in diesem Jahr vertraglich an die Fabrik in Aarberg gebunden sind, stammen 8000 oder zwei Drittel sowie die Hälfte der Produzenten aus der Romandie. Der Rest kommt aus dem Kanton Bern. Vorerst bleibt die Erntemenge aus der Romandie, welche in der Zuckerfabrik Aarberg verarbeitet wird, aber immer noch geringer als jene in den Kantonen Zürich und Thurgau.

Karotten sind einträglicher

Dort geben aber immer mehr Bauern die Rübenproduktion zugunsten von Karotten und Zwiebeln auf, die wegen der nahen Grenze und des Grenzschutzes für sie erträglicher sind. Im Waadtland dagegen haben die Landwirte schon nur aus klimatischen Gründen weniger Alternativen und bleiben deswegen der Rübenproduktion treu.

Für den Zucker aber gibt es keinen Zollschutz. Er ist durch die bilateralen Verträge der Konkurrenz der Europäischen Union (EU) ausgesetzt. Stützungsmassnahmen für den Export oder Importrestriktionen sind deshalb nicht denkbar. Vor allem die Transportkosten sind in den letzten drei Jahren stark angestiegen. Bis auf einen Rayon von 30 Kilometern müssen die Zuckerrüben zwingend per Bahn zur Verarbeitung in die Fabrik transportiert werden.

Neue Fabrik steht ausser Diskussion

Eine eigene Fabrik in der Romandie, oder speziell in der Waadt, wie sie vor 50 Jahren zur Diskussion stand, kommt heute aber nicht in Frage. Eine Investition von 150 Millionen Franken steht ausser Diskussion, sagt Meyer. Und eine Fabrik reiche nicht aus, um die Versorgung von 95 Prozent des Zuckerbedarfs aus einheimischer Produktion zu decken. Die beiden Zuckerfabriken, in denen rund 250 Mitarbeitende tätig sind, müssen voll ausgelastet sein, um rentabel betrieben werden zu können.

Die Zuckerrübenpflanzer befürchten aber, dass die EU ihre Überproduktion in der Schweiz absetzen könnte. Die EU produziert derzeit 120 Prozent des Eigenbedarfs ihrer Länder. Dies hätte einen Preissturz zur Folge, befürchtet Meyer.

Politik reagiert

Immerhin scheint die Politik die Gefahr erkannt zu haben, dass die Schweiz von Billig-Zucker aus der EU überschwemmt zu werden droht. Der Freiburger FDP-Nationalrat und Bauernverbands-Direktor Jacques Bourgeois möchte einen Mindestpreis für den einheimischen Zucker.  Sein Anliegen wurde Mitte November des letzten Jahres von der Wirtschaftskommission des Nationalrats unterstützt.

Damit eine Gesetzesänderung ausgearbeitet werden kann, braucht es die Zustimmung der Ständeratskommission. Die Zeit drängt, denn bereits Ende September dieses Jahres will die EU die Begrenzung der Produktionsmengen beim Zucker abschaffen und gleichzeitig die Exportbeschränkungen aufheben.

Aarberg mit über 100-jähriger Geschichte

Die Zuckerfabrik Aarberg und damit der Schweizer Zucker kann bereits auf ein über 100-jähriges Bestehen zurückblicken. Dafür verantwortlich waren vor allem Bauern aus dem Seeland. In früheren Zeiten war der Zucker Synonym für «weisses Gold». Denn nur die Reichen konnten sich das Luxusprodukt leisten, das in tropischen Ländern aus Zuckerrohr hergestellt wurde.

Erst 1747 hatte ein Deutscher Chemiker entdeckt, dass der Süssstoff auch aus einheimischen Zuckerrüben hergestellt werden kann. Damit war der Weg frei zur Eroberung Europas. In der Schweiz gehen die ersten Produktionsversuche auf das 19. Jahrhundert zurück. In Basel, Nyon VD, Neuenburg, Genf-Carouge sowie in Granges VS wurden Versuche zur einheimischen Zuckerproduktion gestartet. Meist scheiterten sie daran, dass nicht ausreichend einheimische Zuckerrüben vorhanden waren. 

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