Trennen statt Plattmachen: Der Kanton Zürich will zum Vorreiter im Baustoff-Recycling werden. Alte Häuser werden nicht mehr mit der Abrissbirne dem Boden gleichgemacht sondern aufwändig auseinandergenommen.
Früher war der Abbruch eines Gebäudes eine kurze und schmerzlose Angelegenheit: Die Abrissbirne fuhr auf und schlug alles kurz und klein. Was blieb, war ein Haufen Schutt. Heute ist der Rückbau eines Gebäudes teilweise sogar Handarbeit.
Lohnt sich finanziell
Baudirektor Markus Kägi (SVP) präsentierte am Dienstag in Zürich-Oerlikon, was heute schon alles möglich ist. 90 Prozent eines Gebäudes könnten wiederverwendet werden, sagte er auf der Baustelle des Ausbildungszentrums von Schutz & Rettung. Das alte Schulungsgebäude liegt an diesem Tag bereits stückweise auf Haufen und in Mulden verteilt: Beton, Ton, Metall, Armierungseisen und der Kiesbelag vom Flachdach - all dies wird separat abtransportiert und wiederverwertet. Das lohnt sich gemäss Kägi nicht nur für die Umwelt, sondern auch finanziell.
Der Kanton Zürich ist wegen der regen Bautätigkeit der vergangenen Jahrzehnte mittlerweile reicher an edlen Metallen und wertvollen Baustoffen als manches Abbaugebiet in weit entfernten Ländern.
2,5 Millionen Tonnen Bauschutt
Am Rohstoff für das so genannte «Urban Mining» fehlt es nicht: Gegenwärtig fallen pro Jahr im Kanton Zürich 2,5 Millionen Tonnen Bauschutt an. Diese Zahl dürfte in den kommenden Jahren auch nicht sinken, da die Menschen vor allem in städtischem Gebiet enger zusammenrücken müssen und entsprechend viele Verdichtungs-Projekte anstehen.
Zudem ist im Kanton Zürich die Hälfte aller Bauten über 40 Jahre alt. Bei diesen Gebäuden muss in den kommenden Jahren entschieden werden, was mit ihnen passiert. Viele davon dürften rückgebaut und durch Neubauten ersetzt werden.
Vorbehalte gegenüber Recycling-Beton
Der Kanton Zürich will, dass möglichst viel dieses Bauschutts wiederverwertet wird. Bereits seit drei Jahren müssen Bauherren den Gemeinden deshalb ein Entsorgungskonzept vorlegen, wenn sie ein Gebäude abbrechen wollen. Ohne ein solches Konzept gibt es gar keine Baugenehmigung mehr. Um die Gemeinden bei der Kontrolle dieser Konzepte zu entlasten, sind seit wenigen Monaten private Ingenieure mit entsprechender Weiterbildung im Einsatz. Ob sich dies bewährt, wird sich allerdings erst zeigen.
«Früher gab es Vorbehalte gegenüber Recycling-Beton», sagte Kägi weiter. Mittlerweile habe aber ein Umdenken eingesetzt. Der abtretende SVP-Baudirektor appellierte trotzdem an die Wirtschaft. Sie müsse bereits beim Bauen daran denken, wie man ein Haus dereinst wieder sauber zerlegen könne.


