Im Berner Jura ist Pierre Berger auch als Windwirt bekannt. Er ist Landwirt und kümmert sich auch um Windkraftanlagen.
Die Masten sind 94 Meter hoch, die drei Flügelblätter je 56 Meter lang. Bei normalem Wind drehen sie mit einer Geschwindigkeit von 220 Kilometern pro Stunde an den Flügelspitzen. Das erzählt Pierre Berger, Landwirt in Mont Crosin BE, jeweils seinen Gästen, bei seinen Führungen durch die Windkraftanlagen rund um den Mont Soleil.
Das drehbare Maschinenhaus richtet sich automatisch nach dem Wind aus – bei Sturm können die Flügel auf Segelstellung gedreht werden. Der Wind hat so keine Angriffsfläche mehr, und das Windrad steht still.
Strom für ganze Stadt Biel
Anders als bei Solaranlagen, die praktisch nur bei sonnigem Wetter Energie liefern, produzieren Windränder auch nachts oder bei schlechtem Wetter Strom. «Insgesamt versorgen die 16 Windanlagen auf dem Mont Soleil rund 18 000 Familien mit Strom, das entspricht etwa dem gesamten Berner Jura oder der Stadt Biel», erklärt er.
Die Führungen durch die Windkraftanlagen gehören zu seinen spannendsten Aufgaben als «Windwirt», als den man ihn im Berner Jura kennt. «Man lernt bei den Führungen viele spannende Menschen kennen», so Berger. Doch es macht letztlich nur einen geringen Teil seiner täglichen Arbeit aus.
Etwa ähnlich viel Zeit wendet er dafür auf, die Windanlagen zu überwachen und Störungen zu beheben. Er ist vor allem Landwirt, bewirtschaftet einen 17-Hektaren-Betrieb mit 25 Milchkühen und produziert Wiesenmilch. Zweites wichtiges Standbein für ihn ist die Aufzucht von RH-Rindern.
Störungen eher im Winter
«Etwa ein- bis zweimal pro Woche gibt es bei den Windrädern Störungen, bei denen ich etwas unternehmen muss», erklärt Berger. Noch bevor er um jeweils 5 Uhr in den Stall geht, um seine Kühe zu melken, überprüft er, ob auf seinem Mobiltelefon etwas gemeldet wird.
«Selbst, wenn eine Störung vorliegt, haben die Tiere in diesem Moment erst mal Vorrang», so Berger. «Es ist keine Katastrophe, wenn eine Anlage mal ein bis zwei Stunden lang stillsteht.» Ist die Stallarbeit getan oder tritt tagsüber eine Störung auf, kümmert sich Berger unverzüglich darum, die Störung zu beheben. Manchmal genügt es, die elektronische Software von zu Hause aus neu zu starten. Manchmal muss er aber auch bis zu 12 Kilometer weit fahren.
Vor Ort versucht er zunächst, die Störung vom Boden aus zu beheben. Gelingt es ihm nicht, muss er rauf. Im Inneren des 94 m hohen Mastes gibt es eine Leiter, doch würde es etwa 15 Min. dauern, dort hinaufzuklettern. Daher nutzt Berger meistens den Lift, um im Maschinenhaus zu überprüfen, wo das Problem liegt. Kleinere Fehler zu beheben, gelingt in der Regel, bei schwerwiegenderen Problemen muss eine Technikerin aufgeboten werden.
Erfahrungsgemäss treten Störungen eher im Winter auf, wenn die Anlagen wetterbedingt stärker belastet werden. So muss er seltener vom Heuen weg. Jedoch kann er, wenn die Strassen im Winter mit Schnee bedeckt sind, mit seinem Raupenquad auch mal Abkürzungen querfeldein nutzen.
Von den 8760 Stunden pro Jahr laufen die besten Onshoreanlagen in Deutschland ca. 1800 Stunden. Rund 7000 Stunden pro Jahr stehen die Windräder nutzlos rum. Dieser Wert dürfte in der eher windschwachen Schweiz höher sein.