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Zuerst muss das Heu weg

Aktuell ist die Nachfrage nach Stroh gering. Die Bauern kaufen Stroh nicht mehr auf Vorrat. Das hat verschiedene Gründe.

In den letzten 25 Jahren ist der Strohbedarf der Landwirte in der Schweiz deutlich angestiegen. Die Label-Haltung von Nutztieren und die Tierschutzvorschriften, die Einstreu und Beschäftigungsmaterial für die Tiere verlangen, haben eine grosse Nachfrage nach qualitativ hochwertigem Stroh erzeugt. Dies vor allem in der Schweinehaltung.

Neue Stallsysteme mit Stroh sind nach wie vor im Trend. Das hat dazu geführt, dass auch der Bedarf an industriell verarbeiteten Strohprodukten wie Häcksel, Pellets und Krümel sprunghaft zugenommen hat.

Steigende Importe

Die in der Schweiz anfallende Strohmenge reicht bei Weitem nicht aus, um die stetig steigende Nachfrage zu decken. Die Strohimporte haben in den letzten Jahren stark zugenommen (siehe Grafik). Waren es im Jahr 2002 noch rund 200’000 Tonnen Stroh, die importiert wurden, so sind es mittlerweile über 350’000 Tonnen jährlich. Davon sind 50’000 Tonnen verarbeitete Strohprodukte, Tendenz steigend.

Stroh wird vorwiegend aus den Nachbarländern Deutschland und Frankreich importiert, in geringeren Mengen auch aus Italien und Österreich. Der mit Abstand grösste Strohimporteur ist die Fenaco, daneben gibt es eine Vielzahl kleinerer Raufutterhändler, die sich den Rest der Importe unter sich aufteilen.

Strohernte 2024 knapp

Die Situation auf dem Strohmarkt war auch ein wichtiges Thema an der Generalversammlung (GV) des Schweizerischen Raufutterverbandes (SRV), die Mitte November in Frick AG stattfand. Fabian Gut, der Präsident des SRV, fasste die Marktlage so zusammen: «Beim Stroh konnte im vergangenen Jahr in weiten Teilen Europas sehr viel Ware von guter Qualität eingebracht werden. Auf dem Markt herrschte ein Überangebot, was zu einem ordentlichen Preiskampf geführt hat. Trotzdem ist sehr verhalten Stroh eingekauft worden, erst im Sommer 2024 konnten die meisten Lager der Händler leergeräumt werden.»

Heuer ist die Situation eine ganz andere. Die Strohernte fiel sowohl in Frankreich wie auch in Deutschland eher knapp aus. Dort versuche man, den Preis anzuheben, aber ob das nachhaltig sei, bleibe abzuwarten, sagte ein Importeur. Er wisse auch, dass man in Frankreich teilweise begonnen habe, schlechtes Heu in das Stroh einzumahlen. Das mache zwar das Stroh nicht besser, aber schwerer. Aktuell, so die einhellige Meinung der GV-Teilnehmer, kann der Bedarf an Stroh gut gedeckt werden, die Nachfrage ist äusserst bescheiden.

Kauf nach Bedarf

«Die Landwirte kaufen jetzt kein Stroh, sie haben gar keinen Platz dafür. Zuerst muss das Heu, das in grossen Mengen, aber geringer Qualität eingebracht wurde, fort oder verfüttert werden», sagte ein GV-Teilnehmer und erntete breite Zustimmung. Eine Tendenz sei feststellbar, meinte ein anderer Strohhändler: «Im Juli, August und September, wenn Stroh eigentlich Saison hat, kaufen immer weniger Landwirte Stroh auf Vorrat ein. Der Handel in den Sommermonaten ist praktisch zum Erliegen gekommen.»

Die Bauern würden das Stroh dann einkaufen, wenn sie es auch wirklich brauchen. Das habe zudem den Vorteil, dass die Rechnung auch später ins Haus flattere, meinte er. Diesen Trend bestätigt auch Walter Mani von der Mani Agrar Handels-AG. Er ist seit rund 40 Jahren in der Raufutterbranche tätig. «Bis in die 90er-Jahre wurde der Hauptteil des Strohs saisonal, also während der Ernte eingekauft», sagt Mani. Jetzt werde das Stroh meist erst in den Wintermonaten nach Bedarf eingekauft. Einen Grund sieht er darin, dass der Strohpreis im Winter nur unwesentlich höher sei als im Sommer während der Ernte. Das sei zwar widersinnig, aber so funktioniere der Markt nun mal.

Kein Stroh aus der Waadt

Eine andere tiefgreifende Änderung im Strohhandel erwähnt Mani ebenfalls: «Noch vor 25 Jahren habe ich jährlich über 50 Lastenzüge mit Stroh in Kleinballen aus dem Waadtland bezogen», sagt der Händler aus dem Emmental. Dieser Markt sei nun vollständig zum Erliegen gekommen. Die Bauern dort würden nun das Stroh für ihre Rindviehhaltung selbst benötigen. Mani schätzt, dass über 70 Prozent des in der Schweiz gehandelten Strohs importiert werden.

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