«Knapp 40 Prozent der untersuchten Gebiete litten unter stärkerer Trockenheit», teilt Prof. Dr. Robert Reinecke von der Johannes Gutenberg-Universität Mainz (JGU) zu dem Bericht über den Zustand der globalen Wasserresourcen mit. «Dies bedeutet, dass der Durchfluss in vielen Flüssen der Welt signifikant unter der normalen Menge lag. Auch die Bodenfeuchte spiegelte vielerorts die Hitzewellen wider und die Grundwasserspiegel sind durch andauernde Entnahme tiefer als in der Referenzperiode.»
Reinecke ist seit Mai 2023 am Geographischen Institut der JGU tätig und war massgeblich an der Erstellung des Berichts beteiligt. Dabei trug er in Kooperation mit Dr. Hannes Müller Schmied, Forscher an der Goethe-Universität Frankfurt am Main sowie dem Senckenberg Biodiversitäts- und Klimaforschungszentrum Frankfurt (SBiK-F), und dem Global Runoff Database (GRDC) in Koblenz zu der Veröffentlichung bei.
Jährlicher Bericht
Der erste «State of Global Water Resources Report» wurde Ende November 2022 für das Jahr 2021 bei einer Veranstaltung am WMO-Hauptsitz in Genf vorgestellt. Der Bericht wird künftig jährlich erscheinen und den Stand der weltweiten Wasserressourcen darlegen. Die Auswirkungen von Klimaschwankungen und klimatischen Veränderungen zeigen sich häufig auch am Wasser: Hitze und Trockenheit können Brände begünstigen, die mangels Bodenfeuchte schneller um sich greifen, um ein Beispiel zu nennen. «Der WMO-Bericht dient daher auch für Entscheidungen in der Politik und der Wirtschaft, indem er Krisenpotenziale und Krisenregionen aufzeigt», sagt Reinecke.
Mangelhafte Datenlage
In den Bericht 2022 gingen unter anderem Abflussmengen von Flüssen, Grundwasserstand, Bodenfeuchte und Verdunstung ein. Die Datenbasis ist allerdings ein Problem, weil die globale Informationslage nicht ausreichend ist. «Daher sind globale Simulationsmodelle erforderlich», so Reinecke, der als Experte für Modellierungen hier einen wesentlichen Beitrag leistet.
Ganz besonders betrifft die mangelhafte Datenlage die Angaben zum Grundwasser, wo selbst in Deutschland nur lückenhafte Aufstellungen zu erhalten sind. Dabei hat 2022 auch hier die Trockenheit deutliche Spuren hinterlassen: Der Rhein führte wie auch der Po in Italien lange Zeit nur sehr wenig Wasser, mit entsprechenden Folgen für die Flussschifffahrt. Frankreich hatte mit geringen Niederschlägen zu kämpfen, was sich auf die Kühlung von Kernkraftwerken auswirkte. Eine ausgeprägte Trockenheit verzeichnete Südamerika, während in Australien der Grundwasserspiegel des wichtigen Murray-Darling-Einzugsgebietes trotz ansteigender Niederschläge weiter unter normal fiel.