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Zustimmung Absenkpfade: Von Meilenstein bis Verärgerung

lid/blu |

 

Am letzten Tag der diesjährigen Frühjahrssession hat das Parlament der parlamentarischen Initiative mit sogenannten Absenkpfaden für das Pestizidrisiko und Nährstoffverluste zugestimmt. Die Reaktionen fallen unterschiedlich aus.

 

National- und Ständerat haben der parlamentarischen Initiative «Das Risiko beim Einsatz von Pestiziden reduzieren» zugestimmt.

 

Stickstoff- und Phosphorverluste vermindern

 

Der Bundesrat muss nun Ziele formulieren, wie die Nährstoffüberschüsse vermindert und die Risiken beim Einsatz von Pflanzenschutzmitteln bis 2027 um 50 Prozent reduziert werden können. Nicht nur Land- und Ernährungswirtschaft sind gefordert – die parlamentarische Initiative schliesst auch nicht-landwirtschaftliche Anwender mit ein.

 

Wichtiges Element ist auch ein Absenkpfad für die Nährstoffverluste. Die Stickstoff- und die Phosphorverluste der Landwirtschaft müssen bis 2030 im Vergleich zum Mittelwert der Jahre 2014‒2016 angemessen reduziert werden. Der Bundesrat wird die entsprechenden Zielwerte festlegen. Kraftfutter- und Düngerlieferungen an Landwirtschaftsbetriebe müssen neu dem Bund gemeldet werden.

 

«Meilenstein der helvetischen Agrarpolitik»

 

Diverse landwirtschaftliche Organisationen haben höchst erfreut auf die Parlamentsabstimmung reagiert: Der Schweizer Bauernverband teilt mit, dass die verabschiedete parlamentarische Initiative eine glaubwürdige Antwort gegen die extremen Agrarinitiativen sei, die im Juni an die Urne kommen. Der SBV trage die Entscheide des Parlaments mit «Der Verband ist bereits seit mehreren Monaten mit den betroffenen Produzenten-Organisationen und verschiedenen Forschungseinrichtungen im Austausch betreffend Umsetzung», heisst es weiter.

 

Die IG Detailhandel Schweiz, IG Agrarstandort Schweiz und die Föderation der Schweizerischen Nahrungsmittelindustrien sind über die Zustimmung ebenfalls erfreut. «Die deutliche Annahme der Nährstoff- und Pestizid-Absenkpfade des National- und Ständerats ist ein erfreuliches Zeichen. Der Bund klärt damit Ansprüche und Ziele», heisst es in der Mitteilung.

 

Die Land- und Ernährungswirtschaft bestimme mit innovativen und unternehmerischen Lösungen selbst, wie diese Anforderungen erreicht werden. «Das ist ein Meilenstein der helvetischen Agrarpolitik, die bis jetzt zu stark auf Regulierung und Subventionierung und zu wenig auf Selbstverantwortung setzt», schreiben die Organisationen weiter.

 

Gemüse- und Obstproduzenten mässig erfreut

 

Auch der Verband der Schweizer Gemüseproduzenten und der Schweizer Obstverband haben die parlamentarische Initiative unterstützt, zeigen sich mit der heutigen Verabschiedung aber nur mässig erfreut: Der heute verabschiedete Gesetzestext gehe viel weiter als dies die ursprüngliche Initiative verlangt hätte. Insbesondere werde der Gewässerschutz massiv verschärft und die Regelung gehe gar weiter als die Trinkwasser-Initiative.

 

Dies stelle eine grosse Herausforderung für die Produktion dar, da auch die Zulassung von Mitteln betroffen sein dürften, die in der biologischen Produktion zum Einsatz kämen. Die beiden Verbände fordern vom Bundesrat deshalb eine produktionsverträgliche Umsetzung der Initiative, welche die Inlandversorgung sichere. Dennoch sind auch der Verband der Schweizer Gemüseproduzenten und der Schweizer Obstverband überzeugt, dass der verabschiedete Gesetzestext besser sei als die beiden Agrarinitiativen, über die am 13. Juni abgestimmt wird.

 

Agrochemie unzufrieden

 

Der Wirtschaftsverband Chemie Scienceindustries und die Agrochemie hingegen zeigt sich gar nicht erfreut über den Entscheid. «Das verabschiedete Gesetz als Reaktion auf die beiden Agrar-Initiativen geht viel zu weit: Die darin enthaltenen Grenzwerte für Grundwasser sind schärfer als die Anforderungen an das Trinkwasser gemäss Lebensmittelgesetz. Damit wird der postulierte Gesundheitsschutz ad absurdum geführt», heisst es in der gemeinsamen Mitteilung.

 

Auch die Wirtschaft will das Trinkwasser schützen. «Deshalb setzen sich Scienceindustries und seine
Mitgliedsunternehmen kontinuierlich für die fachgerechte Anwendung von Pflanzenschutzmitteln ein», heisst es weiter. Es sei nicht sachgerecht, Gesetze nach der reinen Präsenz von Stoffen auszurichten. «Vor allem nicht, wenn diese nachweislich kein Risiko darstellen («nicht-relevant»). Eine solche, undifferenzierte Regulierung wird Probleme schaffen, statt Risiken zu minimieren. Sie gefährdet die Produktion gesunder, regionaler Lebensmittel zu erschwinglichen Preisen. Das kann nicht im Interesse der Schweizer Produzenten sowie Konsumentinnen und Konsumenten sein», schreiben die Scienceindustries und die Agrochemie.

 

Der schweizerische Alleingang mit dieser nicht wissenschaftlich begründeten Verschärfung
bringe weder für Mensch noch für die Umwelt einen Nutzen. Gezielte Auflagen und standortgerechte Massnahmen seien zielführender für die Verbesserung der Wasserqualität.

Kommentare (5)

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  • Beat Furrer | 21.03.2021
    Die beste Stellungnahme kommt von der vielgeschmähten Agrochemie (letzter Abschnitt im Artikel).
    • Xylon | 21.03.2021
      Irgenwie wider holt sich das ca alle 25-30 Jahre da wahr das thema auch Herbizid losser Ackerbau auch mode.
      Dann stiegen die Nitrat werte im Trinkwasser und Hype wahr vorbei !!!!! und der grösste Teil von den Striegel und Hackgeräten landeten auf dem Alteisen. Das wird jetzt wider Passieren, oder das BAFU murgst das vorher ab und macht Bewirtschafts Auflagen dann.
  • Marco Bürgler | 21.03.2021
    Plumper kann eine Ablenkungsmanöver wie dieser "Absenkungspfad" gar nicht sein! Es ist ja jedem, der es sehen will bekannt, dass der bestehende OeLN sehr viele Schlupflöcher hat, die auch fröhlich ausgenutzt werden. Nun soll die ganze Sache noch gummiger und unkontrollierbarer sein? Noch mehr Bürokratie für nichts!
    Hoffentlich wird das Manöver von den Stimmbürgern durchschaut und der TWI zugestimmt!
    Es wäre jedoch tragisch wenn dieses Manöver sogar zur Annahme der Pestizidinitiat. führen würde.
  • Gusti | 20.03.2021
    Für das Stimmvolk ist dies eine gute Ablenkung für den 13 Juni. Fakt ist jedoch das wir Landwirte in Zukunft sehr gefordert sein werden, was diese Thematik betrifft. Besser wäre wir würden Einlenken, damit die dazu nötigen Mittel zur Verfügung stehen werden, anstatt stetig dagegen anzukämpfen und am Schluss gezwungen werden, irgendwelche absurden Massnahmen umzusetzten.
  • Xylon | 20.03.2021
    Toll !!!! dann können sie gleich noch den Wahltermin am 13 Juni gleich streichen, selbst wenn die Initiven angenommen werden können sie nicht mehr um gesetzt werden.

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