Ab Ende 2023 sollen in den beiden konventionellen Schweizer Brütereien keine männlichen Küken mehr getötet werden. Die Branche hat einer entsprechenden Lösung im Grundsatz zugestimmt. Dies teilte Gallosuisse, die Vereinigung der Schweizer Eierproduzenten, am Donnerstag mit. Bereits im November hat Bio Suisse dem Kükentöten den Riegel geschoben.
Neu soll das Geschlecht der Küken schon im Ei bestimmt werden, sodass nur noch weibliche Küken schlüpfen.
«Wir können das Kükentöten Ende 2023 beenden, wenn die Konsumentinnen und Konsumenten die vorgeschlagene Methode akzeptieren und bereit sind, den Mehrpreis zu bezahlen», sagte sich GalloSuisse-Präsident Daniel Würgler im Dezember 2021. Nun konnte sich die Branche auf eine Lösung einigen.
Bestimmung am neunten Tag
Die Organisation hatte die technische Lösung im Dezember vorgelegt und den Runden Tisch vom Mittwoch organisiert. Vertreten waren unter anderem Ei-Vermarktungsfirmen, der Detailhandel und Konsumentenorganisationen.
Vorgesehen ist eine Geschlechtsbestimmung im Ei am neunten Tag. Laut Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) ist vor dem elften Bruttag ein Schmerzempfinden der Hühnerembryos aufgrund der verfügbaren wissenschaftlichen Literatur unwahrscheinlich.
Maschinen kommen Ende 2023
«Mit dieser Lösung zeigt die Schweizer Eierbranche ihre Fähigkeit, gemeinsam mit allen Akteuren entlang der Wertschöpfungskette bis und mit Konsumenten komplexe Herausforderungen anzunehmen. Nachhaltigkeit und Tierwohl stehen für alle im Zentrum», lässt sich GalloSuisse-Präsident Daniel Wuergler in der Mitteilung zitieren.
In einem ersten Schritt wurde eine Absichtserklärung mit der niederländischen Firma In Ovo unterzeichnet, wie es im Communiqué vom Donnerstag hiess. Ziel sei, bis Ende Jahr die vertraglichen Details zu klären, damit die Maschinen «Ella» fristgerecht Ende 2023 eingebaut werden könnten. Eingesetzt werden sollten sie dann ab Anfang 2024.
Noch gibt es Hürden
Noch gibt es laut Gallosuisse allerdings Hürden zu überwinden: Bis Ende Jahr sollen die Praxis- und Leistungsfähigkeit der Geschlechtsbestimmung mit «Ella» in einer Brüterei bestätigt werden. «Gleichzeitig müssen die beiden Schweizer Brütereien ihre Investitionen in einem stark steigenden Kostenumfeld bereitstellen», heisst es in der Mitteilung.
Der Ausstieg könne nur umgesetzt werden, wenn alle Partner die Kosten der Geschlechtserkennung über den Eierpreis mittrügen. Nebst den Kosten stellten auch die derzeitigen Lieferschwierigkeiten bei Technologie und Baumaterialien eine Herausforderung dar.
Tötung mit Gas
Konsumentinnen und Konsumenten können heute bereits Eier kaufen, die ohne das Töten von männlichen Küken produziert worden sind. Für die Mast von Bruderhähnen und Eier von Schwesterhennen gibt es verschiedene Projekte.
Die Produzenten von Gallosuisse setzen beim Töten männlicher Küken seit einigen Jahren auf Gas. Diese Methode ist in der Schweiz nach wie vor erlaubt, im Gegensatz zum Schreddern von männlichen Küken. Die mechanische Tötungsmethode ist seit Anfang 2020 verboten. Aktuell werden in der Schweiz 3,5 Millionen Küken vergast. Jedes vierte Ei stammt aus Bio-Produktion.
Bio Suisse setzt auf Zweinutzungshuhn
Im November 2021 hat auch Bio Suisse den Ausstieg aus dem Kükentöten beschlossen. Bis in vier Jahren sollen die Bio-Hähne vor dem Tod gerettet werden. «Wir wollen möglichst vielen Landwirten ermöglichen, die biologische Produktion aufzunehmen. Das war vor zwei Jahren noch nicht so. Dazumal waren gerade im Berggebiet die Milchbauern gegenüber Bio wegen der Marktsituation eher zurückhaltend», sagte Bio-Suisse-Präsident Urs Brändli.
Die Geschlechtserkennung im Ei soll als Selektionsmethode bei Bio-Geflügel aber nicht zugelassen werden. Stattdessen sollen alle Eier ausgebrütet und die Brüder der Legehennen gemästet werden. Dafür setzt der Verband auf ein Zweinutzungshuhn. Abstriche gibt es bei der Nachhaltigkeit, weil die Tiere für dieselbe Leistung mehr Futter brauchen. Deshalb will sich Bio Suisse auch an den Forschungsbemühungen für eine möglichst gute Futterverwertung beteiligen.
Das Bio-Ei ist das erfolgreichste Produkt der Produkt von Bio Suisse. Der Verzicht auf das Kükentöten wird sich im Preis niederschlagen. Wegen der tieferen Legeleistung der Zweinutzungshühner werden Bioeier teurer. Auf die Poulet-Mast sind die Auswirkungen geringer. Die männlichen Küken können gemäss Bio Suisse im Rahmen der bestehenden Betriebe aufgezogen werden.