/fileadmin/images/logo.svg

Artikel werden durchsucht.

Agrarskandal um imaginäre Ziegen

In Griechenland sorgt derzeit ein Skandal um mutmasslich erschlichene EU-Agrargelder für Aufsehen. Im Zentrum stehen nicht nur erfundene Ziegen und findige Landwirte, sondern auch hohe politische Kreise und eine Whistleblowerin.

Der Skandal rum um ein offenbar organisiertes Betrugssystem in Griechenland begann mit einer Auffälligkeit: Auf Kreta sollen laut offiziellen Zahlen rund 50 Prozent der insgesamt etwa 16 Millionen griechischen Schafe und Ziegen leben. Doch die Milchproduktion der Insel deckt lediglich zehn Prozent der landesweiten Schafsmilch und fünf Prozent der Ziegenmilch ab. Wie der «Bund» schreibt, stellt sich deshalb die Frage, wie für Tiere, die womöglich gar nie existierten, über Jahre hinweg Millionen an EU-Zahlungen flossen.

Fingierte Anträge durchgewunken

Der Verdacht: Landwirte hätten fingierte Anträge an die griechische Zahlstelle Opekepe («Agentur für die Zahlung und Kontrolle der Gemeinschaftsbeihilfen für Ausrichtung und Garantien») gestellt. Entscheidungsträger in der Behörde hätten diese dann durchgewunken.

Laut dem Bericht im «Bund» vermuten Beobachter, dass die konservative Regierung wenig Interesse an einer vollständigen Aufklärung zeigt – unter den Verdächtigen finden sich zwei ehemalige Minister, mehrere Parlamentarier und hohe Opekepe-Funktionäre.

Whistleblowerin wird zur Angeklagten

Besonders tragisch ist das Schicksal von Paraskevi Tycheropoulou. Die Opekepe-Mitarbeiterin war gemäss dem «Bund» für die interne Kontrolle zuständig und deckte die Unregelmässigkeiten auf. Ihre Hinweise führten zur ersten Untersuchung der griechischen Finanzpolizei.

Doch statt Anerkennung folgte die Bestrafung: Wie die griechische Zeitung «Kathimerini» berichtete, leitete der damalige Opekepe-Präsident Ende 2024 ein Disziplinarverfahren gegen Tycheropoulou ein. Der Vorwurf lautete «Verletzung von Vertraulichkeitspflichten und ungebührliches Verhalten». Ihr Gehalt wurde gekürzt, und eine Strafanzeige wurde eingereicht. Währenddessen wurden die vermeintlichen Nutztiere weiter gezählt.

Falsche Bauern

Fast parallel dazu kam ein zweiter Betrugsfall in Griechenland ans Licht. Wie aus einem Bericht des Nachrichtenservice «Agra Europe» hervorgeht, ermittelt die EUStA gegen ein Betrugssystem, das zwischen 2019 und 2022 aktiv gewesen sein soll. Dabei hätten sich zahlreiche Personen fälschlich als Junglandwirte oder neue Landwirte ausgegeben, um an Gelder aus der nationalen Reserve der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) zu gelangen.

Laut Angaben der EUStA seien in vielen Fällen öffentliche Flächen, die früher tatsächlich Viehzüchtern ohne eigenen Grund zugewiesen worden waren, als Privateigentum deklariert worden. Die angegebenen Grundstücke lagen auffällig oft weit entfernt vom tatsächlichen Wohnsitz der Antragsteller.

Rücktritte in der Regierung

Die politischen Folgen liessen nicht lange auf sich warten. Nachdem im Juni neue Beweise auftauchten, trat der griechische Migrationsminister Makis Voridis – früher Landwirtschaftsminister – am 27. Juni zurück. Laut «Agra Europe» beteuert Voridis, sich nichts zuschulden kommen lassen zu haben. Dennoch wird gegen ihn sowie zwei weitere ehemalige stellvertretende Minister wegen des Verdachts der Veruntreuung von EU-Agrargeldern ermittelt. Die Untersuchungen dauern an.

Im Zusammenhang mit dem Betrug über die erfundenen Ziegen kritisiert die Europäische Staatsanwaltschaft laut dem «Bund» auch die mangelnde Kooperationsbereitschaft der griechischen Behörden. So hätten im Juni die EU-Ermittler Akten an das Parlament in Athen übergeben. Seither sorgten tägliche Leaks in griechischen Medien für weiteren politischen Sprengstoff. Transparency Griechenland, eine Nichtregierungsorganisation, die sich gegen Korruption einsetzt, kritisiert die Umstände scharf.

    ×

    Schreibe einen Kommentar

    Kommentar ist erforderlich!

    Google Captcha ist erforderlich!

    You have reached the limit for comments!

    Das Wetter heute in

    Umfrage

    Lässt du Schnaps brennen?

    • Ja:
      44.42%
    • Nicht mehr:
      27.01%
    • Nein:
      28.05%
    • Ich überlege es mir:
      0.52%

    Teilnehmer insgesamt: 385

    Zur Aktuellen Umfrage

    Bekanntschaften

    Suchen Sie Kollegen und Kolleginnen für Freizeit und Hobbies? Oder eine Lebenspartnerin oder einen Lebenspartner?