Am frühen Montagmorgen drangen Tierschutzaktivisten in die Produktionshalle der Micarna in Courtepin FR ein, wie die Kantonspolizei Freiburg mitteilt. Sie hatten Räumlichkeiten besetzt und eine Produktionslinie blockiert, indem sie sich an verschiedene Infrastrukturen angekettet hatten. Einige befanden sich auch auf dem Dach des Gebäudes.
In Koordination mit den Behörden und der Betriebsleitung nahmen die Polizeikräfte nach Verhandlungen die Demonstranten fest und evakuierten sie. Die Micarna hat wegen Sachbeschädigung, Hausfriedensbruch und Nötigung eine Strafanzeige eingereicht
Keine Handlungsbereitschaft
Nachdem eine Verhandlungsphase ergebnislos verlief, leisteten die Aktivisten starken Widerstand gegen ihre Festnahme, sodass Gewalt angewendet werden musste. Zur Unterstützung wurden fünf Ambulanzen eingesetzt. Mehrere Personen wurden von den Sanitätern einer Kontrolle unterzogen. Zwei von ihnen, eine Frau, die einen Schwächeanfall erlitt, und ein Mann, der sich am Ellbogen verletzte, wurden versorgt und in ein Krankenhaus gebracht.
Etwas mehr als 70 Personen im Alter zwischen 18 und über 60 Jahren, europäische Staatsangehörige, überwiegend Franzosen und Italiener, die im Ausland wohnhaft sind, wurden identifiziert und vorläufig festgenommen. Ihnen wurde vom Amt für Bevölkerung und Migranten ein Rayonverbot zugestellt.
Hoher Schaden
Durch ihre Aktion hielten die Aktivisten unter anderem lebende Tiere unter Bedingungen, die ihnen über einen längeren Zeitraum hinweg deutlich unnötiges Leid zufügten. In diesem Zusammenhang wurde das kantonale Amt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen LSVW auf Verlangen eingeschaltet, um die Tiere zu übernehmen und ihre Tötung in Übereinstimmung mit der Schweizer Gesetzgebung durchzuführen.
Die betroffene Produktionslinie wurde von der Micarna überprüft und vom LSVW für die Wiederaufnahme der Tätigkeit freigegeben. Der potenzielle Schaden dieser Blockadeaktion könnte sich auf mehrere hunderttausend Franken belaufen.
Widerstand gegen Geflügelschlachthof-Neubau
Die Migros will den Produktionsstandort in Courtepin FR stilllegen. Stattdessen soll ein neuer Geflügelschlachthof in Saint-Aubin FR errichtet werden. Gegen diesen Neubau regt sich seit einiger Zeit ein Widerstand seitens Tier- und Umweltschutzorganisationen. Diese kritisieren den übermässigen Konsum tierischer Produkte und die negativen Auswirkungen auf Umwelt und Tierrechte. Die Migros betont, dass der neue Schlachthof nachhaltig und CO2-neutral sein wird und dass der Rückgang des Fleischkonsums berücksichtigt werde.
Am Freitag, 5. Juli, wird die Migros das Baugesuch für den neuen Geflügelschlachthof einreichen. Tier- und Umweltschutzorganisationen organisieren deshalb am Samstag, 6. Juli, den Aktionstag «MicarNo», um die Bevölkerung auch über das Einsprache-Verfahren zu informieren. Aktionen sind in Freiburg, Avenches, Domdidier und Payerne geplant.