Bauern alarmiert – Preiszerfall bei Butter

Konsumenten dürften sich über die sinkenden Butterpreise bei Discountern und Supermärkten freuen, in der Landwirtschaft fallen die Reaktionen hingegen deutlich negativ aus.

aiz |

«Für uns Milchviehhalter bedeuten solche Preise ein wirtschaftliches Desaster», sagte der Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter, Hans Foldenauer. Butter ist so günstig wie lange nicht. Die Handelsketten reduzierten die Preise am Wochenende erneut. Ein 250-Gramm-Stück Deutscher Markenbutter der Eigenmarken ist nun für 99 Cent zu haben (92 Rp.).

Der Butterpreis hat sich damit innerhalb eines Jahres mehr als halbiert. Hintergrund des Preisrutsches: Milch ist auf dem Weltmarkt günstiger geworden. Laut APA ist in Österreich aktuell ein Stück Eigenmarken-Butter der Supermarktketten ab 1,50 Euro (1,40 Fr.) erhältlich. Zum Vergleich: In der Schweiz kostet 250-Gramm-Mödeli 3,50 Fr.( Prix Garantie bei Coop und bei Aldi Suisse).

Preisvorteil an Kunden weitergeben

Wie die Daten der Agrarmarkt Informations- Gesellschaft (AMI) belegen, sind die Preise Anfang Dezember in Deutschland weiter gesunken, da das Angebot weltweit wächst. Auch bei deutschen Molkereien wurde im zweiten Halbjahr demnach mehr Milch angeliefert als im Vorjahreszeitraum.

Lidl teilte mit, dass der Discounter sinkende Rohstoffpreise als Preisvorteil an die Kunden weitergeben werde. Edeka, Netto, Rewe, Penny sowie Aldi Süd und Aldi Nord kündigten ebenfalls entsprechende Preissenkungen an. Als sogenanntes Eckprodukt nutzen Händler Butter auch, um Kundschaft in die Läden zu locken. Denn im Einkaufswagen landet dann nicht nur Butter, sondern auch vieles anderes. Bei Aktionen arbeiten Händler mit Mischkalkulationen: Einige Produkte bieten sie besonders günstig an, andere Waren mit höheren Margen gleichen dies aus.

DBV sieht «gefährliches Preis-Dumping»

Für die Milchbauern bringt der Butter- Preisrutsch aus Sicht von Lidl keine Nachteile, weil diese bei niedrigen Preisen mehr verkaufen würden. Bauernvertreter warnen aber seit einiger Zeit vor einer Senkung der Erzeugerpreise. Von «gefährlichem Preisdumping» im Kampf um die Kunden sprach kürzlich der Deutsche Bauernverband.

Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter schlug einen Lieferverzicht gegen Ausgleichszahlung für die Bauern vor. Molkereien hätten daran aber kein Interesse und nähmen so in Kauf, dass die Produzentenpreise deutlich einbrechen. «Letztlich setzt man dabei auf eine Marktbereinigung durch Betriebsaufgaben und eine Schwächung des ländlichen Raums.»

Mehrere Gründe für Milchüberschuss

Dass gerade so viel Milch in die Molkereien kommt, hat mehrere Gründe. Wegen der Blauzungenkrankheit haben sich Kalbungen bei Kühen verschoben - und damit verbunden die Milchproduktion. Wie die Experten der AMI ausserdem erläutern, gibt es in diesem Jahr viel und gutes Futter für die Tiere. Zuletzt gute Preise und weniger Schlachtungen von Kühen tragen zusätzlich dazu bei, dass mehr Milch fliesst.

->  Sehr hohe Milchanlieferungen in Deutschland

Kunden im Supermarkt dürfte es freuen, dass Butter so günstig ist wie lange nicht. Denn insgesamt mussten sie für ihren Lebensmitteleinkauf in den vergangenen Jahren immer tiefer in die Taschen greifen. Laut Statistischem Bundesamt kosteten Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke im Oktober in Deutschland 37 Prozent mehr als 2020.

Besorgniserregende Marktkonzentration

Doch die Bauern hatten davon wenig, eher Lebensmittelhändler und -hersteller, wie kürzlich ein Gutachten der Monopolkommission kritisierte, ein Beratungsgremium der deutschen Bundesregierung. Rund 85 Prozent des deutschen Lebensmitteleinzelhandels werden von Edeka, Rewe, der Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) und Aldi kontrolliert, für die Gutachter eine besorgniserregende Marktkonzentration.

->  «Konzentration des Detailhandels besorgniserregend»

Nach dem Gutachten sind etwa die Preise für Milchprodukte im Supermarkt in den vergangenen Jahren deutlich stärker gestiegen als die Produzentenpreise. Handelsverbände wiesen die Kritik zurück, dass sie Kostensenkungen nicht an Kunden weitergegeben hätten. Sie verwiesen auf gestiegene Kosten für Energie, Personal und Wareneinkauf. Mit der jetzigen Butter-Preissenkung hob Lidl hervor, zugunsten der Bauern bewusst auf Marge zu verzichten.

Bei Butter gab es in den vergangenen Jahren in Deutschland grosse Preisschwankungen. Im Sommer 2023 zahlten Kunden für die billigste Packung Eigenmarken- Butter in den meisten Geschäften zwischenzeitlich 1,39 Euro (1,30 Fr.). Im Oktober 2024 war der Preis auf den Rekordpreis von 2,39 Euro (2,23 Fr.) gestiegen. Seit Februar sinken die Preise in der Bundesrepublik wieder. 

Kommentare (1)

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  • Wälchli Urs | 11.12.2025
    Hoffentlich werden in Zukunft die Löhne auch den Weltmarktlöhnen angepasst wie man es bei Lebensmitteln macht. Warum wollen alle billige Weltmarktpreise, wehren sich aber gegen Weltmartlöhne?
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