«Zum Glück gibt es Kunstdünger»

«Zum Glück gibt es Kunstdünger», erzählte diese Woche ein Aargauer Bauer. Laut ETH-Professor Lino Guzzella können drei Milliarden Menschen nur mit Kunstdünger ernährt werden.

Daniel Salzmann |

«Zum Glück gibt es Kunstdünger», erzählte diese Woche ein Aargauer Bauer. Auf seiner von Wohnbauten umgebenen Wiesenparzelle habe er nur einmal Hofdünger von seinen Tieren ausgebracht. Seither nie mehr, er brauche dort ausschliesslich Mineraldünger. Denn eine Anwohnerin rief bei der Gemeinde an, und die informierte den Bauern am Telefon und sagte, er müsse sofort dorthin, denn es stinke.

Hälfte der Leute betroffen

«Zum Glück gibt es Kunstdünger.» Fast so hat es auch Lino Guzzella, der emeritierte ETH-Professor, am Swiss Forum Agro. Food 2025 in Bern gesagt. Als Einleitung zu seinem Vortrag über die Energiepolitik erwähnte er die Theorie von Thomas Malthus (1766–1833), dass aufgrund des Bevölkerungswachstums ein Teil der Menschheit verhungern werde. Die Landwirtschaft habe viel dazu beigetragen, dass der massive Zuwachs an Menschen in den letzten zwei Jahrhunderten habe ernährt werden können.

«Den Ertrag pro Hektare hat man massiv gesteigert. Der zentrale Einflussfaktor dabei ist der massive Einsatz von künstlichem Dünger», so Guzzella. «Wenn man heute in der Welt aufhören würde, künstlichen Dünger zu brauchen, würde die Hälfte der Menschen verhungern, und Malthus hätte doch wieder recht bekommen. Er vergass halt einfach, dass die Menschen gescheit sind und halt ab und zu etwas Neues erfinden», sagte er.

Stickstoffdünger fallen ins Gewicht

Ins Gewicht fallen vor allem die Stickstoffdünger: Harnstoff, Ammoniumnitrat etc. Guzzella erklärte kurz, wie dieser seit etwa 1900 hergestellt werde. Die Luft enthalte ja grundsätzlich sehr viel Stickstoff, doch der sei stark gebunden, sodass ihn die Pflanzen nicht lösen könnten.

«Also muss man in riesigen Maschinen mit massivem Einsatz von Energie, heute vor allem von Erdgas, jedes Jahr Millionen von Tonnen von diesen wahnsinnig wichtigen Substanzen herstellen. Der grösste Teil wird in China hergestellt, viel auch in Russland.» Seine Botschaft an die versammelten Bauern: «Die Welt kann nicht leben ohne Technologie, ohne Wissenschaft, ohne Energieeinsatz.»

Abgabe verteuert Einsatz

Dagegen wird die vom Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) geplante Lenkungsabgabe auf den Stickstoff im Mineraldünger den seit vielen Jahren von wichtigen Kreisen verbreiteten Eindruck verfestigen: Mineraldünger ist schlecht, Hofdünger ist gut.

Das BLW würde entgegnen, dass es in der Schweiz zu erheblichen Stickstoffverlusten und punktuellen Überdüngungen kommt und dass es ja nicht etwa ein Verbot von Mineraldünger geben soll, sondern bloss eine Abgabe darauf mit anschliessender Rückverteilung.

-> Lesen Sie dazu den Artikel: 1’700 Fr. Steuer pro Palette Harnstoff

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