Der Grüne Habeck, der auch Wirtschaftsminister ist, habe deshalb in Schlüttsiel wieder auf die Hallig Hooge zurückkehren müssen. Nach Angaben der Polizei handelte es sich um mehr als hundert Demonstranten. Rund 30 Beamte seien im Einsatz gewesen. Sie hätten auch Pfefferspray eingesetzt, sagte ein Polizeisprecher. Von Verletzten war nichts bekannt.
Habeck wollte diskutieren
Der Polizei zufolge waren neben Habeck und seiner Frau auch zwei Personenschützer an Bord, die den Minister zunächst davon abhalten wollten, mit den Bauern zu reden. Habeck habe sich jedoch nicht davon abbringen lassen, das Gespräch zu suchen.
Eine Sprecherin Habecks bestätigte gegenüber DPA, der Minister sei gerne bereit gewesen, mit den Landwirten zu sprechen: «Leider liess die Sicherheitslage ein Gespräch mit allen Landwirten nicht zu, das von Minister Habeck gemachte Gesprächsangebot mit einzelnen Landwirten wurde leider nicht angenommen.»
Wie die Polizei gegenüber welt.de mitteil te, gingen die übrigen Passagiere an Land. 25 bis 30 Landwirte hätten dann versucht, die Fähre am Ablegen zu hindern. Dabei wurden auch Feuerwerkskörper gezündet.
Innert wenigen Stunden organisiert
Laut Polizei beruhigte sich die Lage schnell, als die Fähre abgelegt hatte. Anzeigen lagen am Abend nicht vor. «Landfriedensbruch steht schon im Raum», sagte ein Polizeisprecher auf die Frage, ob trotzdem ermittelt werde.
Gemäss dem «Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag» haben Landwirte im Kreis Nordfriesland den Protest spontan organisiert. Sie haben sich innert wenigen Stunden privat und über Facebook-Gruppen zusammengeschlossen und fuhren mit Traktoren zum Fährhafen Schlüttsiel, wo das Schiff mit dem Minister erwartet wurde.
Der Vizekanzler kehrte mit seiner Frau und seinen Personenschützern zunächst zur Hallig Hooge zurück. Am Abend teilte die Polizei mit, der Minister sei wieder auf dem Weg zum Festland.
«Demokratische Grenze überschritten»
Die Vorsitzende der Grünen im Bundestag, Britta Hasselmann, zeigte sich entsetzt: «Es ist erschreckend, was dort passiert ist und empört mich zutiefst. Es ist eine völlige Grenzüberschreitung und ein Angriff auf die Privatsphäre von Robert Habeck», teilte sie mit. Dies habe nichts mit friedlichem Protest in einer lebendigen Demokratie zu tun. «Ein solches Handeln ist durch nichts zu rechtfertigen. Vom Bauernverband erwarte ich, dass er diese Angriffe in aller Schärfe verurteilt und sich von solchen Aktionen distanziert.»
Die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock (Grüne) schrieb auf X: «Dort, wo Worte durch Gepöbel und Argumente durch Gewalt ersetzt werden, ist eine demokratische Grenze überschritten.» Agrarminister Cem Özdemir (Grüne) erklärte auf X, weite Teile der Gesellschaft teilten aus guten Gründen den Konsens, dass man zivilisiert miteinander umgehen und streiten. «Ich messe da immer mit gleichem Mass, ob bei Klimaklebern oder bei den Bauern am Fährhafen: Gewalt und Nötigung sind verachtenswert und schaden auch dem Anliegen.»
Sparmassnahmen bei Bauern
Die Bauern sind empört wegen dem von der deutschen Regierungskoalition geplanten Abbau von Subventionen. Am Donnerstag reagierte die Regierung dann auf die massiven Bauernproteste: Sie will auf die Abschaffung der Fahrzeug-Steuerbefreiung für die Landwirtschaft verzichten.
Die Abschaffung der Steuerbegünstigung beim Agrardiesel soll gestreckt und in mehreren Schritten vollzogen werden, wie der Sprecher der Regierung in Berlin mitteilte. Der Deutsche Bauernverband hält die Massnahmen aber für unzureichend – und hält an einer ab Montag geplanten Aktionswoche fest.