In der «Berner Zeitung» und «Der Bund» sagt er : «Wenn die Bauern auf die Strasse gehen, ist der Leidensdruck gross. In Deutschland und in Frankreich hat der Staat sie fallen gelassen.» Jedoch sei die Situation im Ausland nicht exakt mit jener in der Schweiz vergleichbar. «Wir haben Rückhalt im Parlament. Man kann nicht sagen, dass es zu wenige Landwirte in der Schweizer Politik gibt», so Iseli.
Jedoch sieht er durchaus Parallelen. In erster Linie würden etwa die zu tiefen Produktpreise die Bauern auf die Strasse treiben. «Es ist ein europaweites Problem: Die Kosten für die Produktion steigen, aber die Landwirte können den Detailhändlern und den Verarbeitern die Preiserhöhung nicht weitergeben.» Die Proteste der Schweizer Landwirte würden sich nicht primär an die Politik, sondern an den Detailhandel und an die Verarbeiter richten. Der BEBV beobachte die Preisverhandlungen genau.
Strassenblockaden
Gegenüber dem «Schweizer Bauer» betont Iseli, dass bei den aktuellen Preisen 5 bis 10 Prozent fehlen, um die Kostensteigerung auszugleichen. Dies betreffe alle auf allen landwirtschaftlichen Märkten, von der Milch bis hin zu Kartoffeln, Getreide usw. In der Landwirtschaft gab es in den letzten Jahren eine massive Produktionskostenerhöhung, die nicht weitergereicht werden könne, wie es in anderen Branchen üblich ist.
Iseli kann sich vorstellen, als Druckmittel für bessere Preise Proteste einzusetzen: «Wir werden nicht mit dem Güllefass vor den Regierungsgebäuden auffahren. Aber ich will nicht ausschliessen, dass der Berner Bauernverband zu einem friedlichen Protest mit Strassenblockaden aufruft.»
Bäuerliche Gruppe: «Lösungen statt Forderungen»
Die bäuerliche Gruppee «Révolte agricole Suisse» will ebenfalls beim Handel ansetzen. Ende Januar hat sich die Bewegung gegenüber «Schweizer Bauer» geäussert. «Wir nehmen die Detailhändler ins Visier», sagte Christian Hofmann im Interview mit «Schweizer Bauer». Und: «Wir haben keine Forderungen, wir kommen mit Lösungen.» Er glaubt nicht daran, dass der Detailhandel von sich aus nach Lösungen sucht.
-> Hier gibt es das ganze Interview mit Christian Hofmann
«Wir wollen bei den Preiserhöhungen genaue Zahlen und nicht vage Aussagen, dass die Preise um 5 bis 10 Prozent steigen müssen. Jetzt geht es ins Detail, wir wollen Lösungen mit genauen Zahlen», sagte Hofmann. Ende Januar hat «Révolte agricole Suisse» ihre Lösung präsentiert. Einerseits sollen die Detailhändler einen kleinen Teil ihres Umsatzes an den ersten Sektor abgeben. Zudem sollen die Preise indexiert werden.
Detailhandel soll Umsatz übertragen
Gemäss der Bewegung erzielen der vier grossen Schweizer Detailhändler (Red. Migros, Coop, Aldi und Lidl) einen Umsatz von rund 67,8 Milliarden Franken pro Jahr. Der Vorschlag von «Révolte agricole Suisse» sieht vor, dass die Detailhändler 0,738% ihres Umsatzes vom tertiären Sektor zum primären Sektor übertragen. Das wären 500 Millionen Schweizer Franken. «Diese Übertragung würde die Handelsbilanz ausgleichen, ohne den Konsumenten zu belasten. Und es würde gleichzeitig die wirtschaftliche Situation beim Handel nicht gefährden», hiess es in der Mitteilung.
Nebst dem Übertrag schlägt die Gruppe einen Index vor. Durch eine Indexierung der Preise sollen Inflation und Disparitäten zwischen den Sektoren korrigiert werden. «Die Schweiz könnte das erste Land der Welt werden, bei dem die Landwirtschaft von einem fairen Markt profitiert, ohne den Geldbeutel des Konsumenten zu belasten», hiess es weiter. Genauer wird der Index nicht ausgeführt.
Blockaden möglich
«Révolte agricole Suisse» fordert auf, über die Vorschläge zu diskutieren. «Die Umsetzung eines fairen Marktes mit einer gerechten Aufteilung der Gesamtmarge zwischen den Produzenten, Vermittlern und dem Vertrieb ist unvermeidlich», hielt die Gruppe fest.
Und wenn nicht auf die Lösungen eingegangen wird? «Blockaden sind möglich, wenn die Akteure und Marktpartner nicht auf unsere Lösungen eingehen. Aber eigentlich wollen wir nicht unsere Traktoren zeigen, das brauchen wir nicht», sagte Christian Hofmann im Interview mit «Schweizer Bauer». Solche Blockaden bringt nun eine Woche später auch der Präsident des Berner Bauernverbandes ins Spiel.
Vielleicht wäre es diesen Personen zu raten, einmal in sich zu gehen und sich für Ihre Klientel einzusetzen. Und sich nicht immer den Abnehmern anbiedern.
Da nützen im ersten Moment weder Proteste noch Blockaden. Es muss jetzt endlich einmal Druck von der Basis auf den eigenen Verband aufgebaut werden, denn dort hat es zu viele Fehlbesetzungen und Weicheier.
Wir sind hier nicht in Deutschland, wo die Volksvertreter alle 4 Jahre gewählt werden und das Volk sonst nichts zu sagen hat.