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Warum die Ziegen Bettina auf Trab hielten

Bettina Kiener |

 

Bettina Kiener (30) ist Landwirtin, Agronomin FH und arbeitet beim «Schweizer Bauer» als Redaktorin. Diesen Sommer verbringt sie auf der Alp Meienberg in Zweisimmen BE und hilft dort im Stall, beim Käsen und bei allem, was es sonst zu tun gibt. Rund alle zwei Wochen berichtet sie, was sie erlebt. 

 

Seit fast sechs Wochen sind wir auf dem Meienberg und haben bereits an die 180 Alpkäse produziert. Diese reifen nun in den beiden Käsekellern auf der Alp. Jeden Tag pflegt Hansruedi die Käselaibe, schmiert und wendet sie und je weiter der Sommer vorrückt, desto mehr hat er zu tun im Keller.

 

 

Meringue mit viel Gebsenrahm

 

Wir verkäsen rund 500 Liter Milch pro Tag. Jeweils die Milch vom Vorabend und vom Morgen. Es gibt viele Möglichkeiten, die Abendmilch über Nacht zu lagern. Die einen kippen sie ins Kessi, lagern sie in Kannen oder die Milch kommt – so wie bei uns – in grosse Gebsen. Am Morgen schwimmt dann eine dicke Schicht Rahm obenauf. Daraus produzieren wir Butter und füllen zudem jeden Tag eine kleine Gebse mit Nidle für die Gäste. Denn eine Meringue mit viel Gebsenrahm gehört zu einem Besuch auf dem Meienberg dazu.

 

Letztens gabs abends einen kleinen Älpler-Treff bei uns. Wir sassen zusammen in der Küche, es gab eben Meringues mit Nidle und die erfahrenen Senninnen und Sennen sinnierten über die früheren Zeiten. Damals hätten die Viehhändler die Kühe auf den Märkten oder Steigerungen immer bar bezahlt und seien dabei ungeniert mit zigtausend Franken in der Bluse herumspaziert, so erzählten sie.

 

Bettina, Hansruedi und Renate im Käsekeller.
zvg

 

Alte Geschichten

 

Oder an den sogenannten Ausmerzaktionen, die in den Gemeinden stattfanden, habe man beim Verkauf einer Metzgkuh stets einen Verkaufsgrund angeben müssen. Fast jeder habe geschrieben «leer von der Alp». Ein findiger Bauer habe sich dann mal für den Grund «Geldmangel» entschieden, so erinnerte sich einer der Älpler.

 

Ganz alle Geschichten von früher konnte ich nicht mitanhören. Renate und ich mussten zwischen durch los, um unsere Ziegen zu suchen. Wir lassen diese jeden Morgen und jeden Abend nach dem Melken raus. Die Ziegen fressen dann jeweils ein paar Stunden lang die besten Alpkräuter und sind sie satt, kommen sie selbst zurück zum Stall – meistens jedenfalls.

 

Durch Zaun gezwängt

 

An besagtem Abend regnete es. Und dennoch war die Herde auch gegen neun noch nicht wieder da. Ziegen hassen es, wenn es regnet und sie nass werden. Renate und ich sind also mit meinem Auto zu den benachbarten Alpen gefahren und haben die Weiden nach den Geissen abgesucht. Denn über Nacht lassen wir die Ziegen wegen den Wildtieren nie draussen. Auf dem steilen Fahrweg zu einer der Sennhütten ächztet mein kleines Fahrzeug fürchterlich.

 

Ich musste in den ersten Gang schalten, um überhaupt hochzukommen. Gelohnt hat es sich, denn oben, auf einer gut eingezäunten Weide, grasten unsere Ziegen. Sie hatten sich verlaufen und fanden den Weg nach Hause nicht mehr. Zwar hatten sie sich unter dem Zaun hindurchgezwängt, um dorthin zu gelangen, doch retour gings nicht mehr. Ich musste den Draht öffnen und jede Ziege einzeln zurück auf unsere Weide bugsieren, um dann mit ihnen im Schlepptau in den Stall zu spazieren.

 

Die Zwillinge Isabelle und Isidor.
Bettina Kiener

 

Nachwuchs 

 

In den letzten zwei Wochen gabs zudem Nachwuchs auf dem Meienberg. Vorigen Sonntag kam das erste Kalb zur Welt. Wir haben sie Julia getauft. Und dann hat am Dienstag die Kuh Indira gleich zwei Kälber geboren. Isabelle und Isidor, heissen die beiden. Zum Glück lief alles rund und der Kuh, wie auch den Zwillingen gehts gut.

 

Im Vergleich zu den letzten zwei Jahren, als das Reisen kompliziert war und alle in der Schweiz Ferien machten, hat es heuer merklich weniger Ausflüglerinnen, die mit ihrem Auto den Berg rauffahren. Dafür aber umso mehr Velofahrer, so scheint es mir zumindest.

 

Abstimmen: Über was soll Bettina schreiben

 

Bettina verbringt diesen Sommer auf der Alp. Nun möchten wir Euch entscheiden lassen, über was Bettina im nächsten Blog-Eintrag schreiben soll. Ihr könnt dabei aus zwei Themen auswählen. Ihr könnt bis am 17. Juli abstimmen.

 

 

 

 

Abends im Stübli beim Blog schreiben.
Renate von Känel

 

Der blanke Velofahrer

 

Ich teile diese in drei Kategorien ein: Da gibt es diejenigen, die völlig ausser Puste bei uns vorbei strampeln und sich dabei wohl die ganze Zeit wünschen, sie hätten sich gar nicht erst auf ihr Rad gesetzt. Andere hocken mit geradem Rücken auf dem Sattel und trampen völlig entspannt – natürlich all jene mit einem E-Bike.

 

Und dann gibt es noch die Rennvelofahrerinnen. Diese schauen stur geradeaus, bekommen nichts mit von der schönen Bergwelt und verfolgen einzig das Ziel, ihre persönliche Bestleistung zu toppen. Letztes Jahr kam einer vorbei, der passte in keines dieser Schemata. Er sass auf einem alten Drahtesel, arbeitet sich damit Stück für Stück die Strasse hoch und trug und nichts, ausser seinen Socken und seinen Schuhen.

 

Bettinas Alpblog

 

Teil 3: Bettina stösst auf der Alp auf zickige Käsekulturen
Teil 2: Das bringt Bettina auf der Alp ins Schwitzen
Teil 1: Von der Redaktion auf die Alp

Kommentare (1)

Sortieren nach:Likes|Datum
  • Theodor Staudacher | 12.07.2022
    Wie kann man in Österreich den Schweizer Bauer Zeitung bestellen

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